Am 15. Oktober diesen Jahres entstand der Taifun LAN nördlich von der Insel Palau (9.3° N, 136.8° O) im Pazifik und bekam einen Tag später seinen Namen, als er sich zum tropischen Sturm entwickelte. Am 18.10. nahm er schließlich Taifunstärke an. Während er östlich der Philippinen Kurs auf Japan nahm, verstärkte er sich auf die Kategorie 4 der Saffir-Simpson-Skala. Den Höhepunkt seiner Entwicklung erreichte er am 21.10. (00 UTC) über der Philippinensee, knapp 1000 m östlich von Taiwan und Luzon mit maximalen Böen bis 250 km/h und einem Kerndruck von 925 hPa. Damit ist er in diesem Jahr der zweitstärkste Supertaifun (Super-Taifun: >240 km/h) nach ?NORU? (Kategorie 5, 19.07. ? 09.08.2017). Aber LAN geht nicht nur deswegen in die meteorologischen Geschichtsbücher ein, denn sein großes Starkwindfeld ist mit einem Durchmesser von ca. 2220 km eines der größten seit Aufzeichnungen. Die Größe von LAN sowie sein ausgeprägtes ?Auge? lassen sich im Satellitenbild vom 21.10.2017 11:30 UTC gut erkennen (www.dwd.de/tagesthema).
Kurz vor der japanischen Küste schwächte sich LAN etwas ab und erreichte mit seinem Starkwindfeld der Kategorie 3 und mittleren Windgeschwindigkeiten von rund 195 km/h (Böen: 240 km/h, Kerndruck: 950 hPa) das japanische Festland. Durch zunehmende Windscherung, trockenere Luftmassen und eine etwas kühlere Wassertemperatur von 25°C schwächte er sich so weit ab, dass er bei Landgang (engl. ?landfall?) in der Nähe von Omaezaki City ?nur noch? die Kategorie 2 aufwies. Anschließend zog LAN über Tokio mit einer mittleren Windgeschwindigkeit von 130 km/h und maximalen Böen von 170 km/h auf den Pazifik nordostwärts hinaus Richtung Kamtschatka (Halbinsel Russlands). Dort verlor er weiter an Kraft und wandelte sich rasch in ein außertropisches Tief mit einer aktuell mittleren Windgeschwindigkeit von rund 110 km/h (Böen: 160 km/h) und einem Kerndruck von 970 hPa um.
Außer den Orkanböen und sehr hohen Wellen hatte LAN extrem heftigen Regen im Gepäck. An einigen Stationen des Landes wurden Monatsrekorde erreicht. Beispielsweise fielen in Maizuru (Provinz Honshu) mehr als 300 mm in 48 Stunden, wie an vielen anderen Stationen in Japan auch. In Shingu (ca. 480 km südwestl. von Tokio) wurden sogar rund 700 mm im selben Zeitraum gemeldet. Somit wurde dort auch fast die höchste, je gemessene 48-stündige Niederschlagsmenge von 782 mm erreicht! Diese heftigen Niederschläge hatten Erdrutsche und Überschwemmungen zur Folge. Außerdem forderte LAN zwei Todesopfer.
Doch zum Ende der Woche könnte schon der nächste Taifun auf Japan zuziehen. Östlich der Insel Guam entstand am vergangenen Donnerstag eine sogenannte ?tropische Depression? (TD 27), die sich in der kommenden Nacht zum Dienstag zu einem Tropensturm entwickeln soll und anschließend vom Japanischen Wetterdienst einen Namen erhält. Dieser soll zunächst nach Nordwesten ziehen und auf Höhe der Ry?ky?-Inseln nach Nordosten Richtung Japan zubewegen. Dabei soll er sich bis zum Wochenende auf Taifunstärke der Kategorie 2 intensivieren.
M.Sc.-Met. Anna Wieczorek
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.10.2017
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