Bei uns in Mitteleuropa hat längst der Spätherbst Einzug gehalten, die vergangene, wettertechnisch nicht so toll empfundene Badesaison ist vergessen, man dreht die Heizung auf und denkt eher an Weihnachten. Zwar sind Seen und Meere aufgrund der hohen Wärmekapazität und Wärmeleitfähigkeit des Wassers gute Wärmespeicher und kühlen nach dem Ende des Sommers nicht so schnell ab, jedoch bei Wasseroberflächentemperaturen von 12 °C bis 15 °C an Nord- und Ostsee sowie an den deutschen Binnenseen fühlen sich wohl nur Seehunde und Wasservögel im nassen Element wohl.
Schauen wir uns daher doch einmal in Europa und Nordwestafrika nach Bademöglichkeiten um: An der französischen, spanischen und portugiesischen Atlantikküste, aber auch am Schwarzen Meer sind derzeit Wassertemperaturen von etwa 15 °C bis 20 °C anzutreffen ? Baden ist also Geschmackssache bzw. eher etwas für Hartgesottene. Im Mittelmeer sind Wassertemperaturen von 18 °C bis 24 °C zu erwarten, das klingt schon besser, wobei aber leider das Wetter nicht überall mitspielt. Am ehesten sind in diesen Tagen dank Lufttemperaturen von maximal 25 °C oder mehr die mediterranen Küsten Spaniens, des Maghrebs und der Levante, sowie bei ähnlichen Meerestemperaturen auch die Atlantikstrände von Agadir (Marokko) und natürlich die Kanarischen Inseln für einen spontanen Spätsommertrip geeignet.
Wer Hitze braucht, muss mindestens in die subtropische Klimazone reisen! Ägypten-Fans kommen am Roten Meer so richtig auf ihre Kosten. Dort kann man bei heißem Wetter (um 30 °C) und warmem Wasser (um 26 °C) schwimmen, schnorcheln und tauchen ohne zu frieren. Wen das Fernweh noch stärker packt und bis in die Tropen treibt, der ist in der Karibik und Zentralamerika gut aufgehoben, wo sich die Spanne der Wassertemperaturen zwischen 27 °C und 30 °C erstreckt. Ähnlich hohe Temperaturen bieten die Gewässer des Indischen Ozeans um Südindien, Ceylon und die Malediven.
Generell sind derzeit die tropischen Meere um Ostafrika und der Arabischen Halbinsel sowie in der Region zwischen dem nördlichen Indischen Ozean über den Malaiischen Archipel hinweg bis nach Mikronesien mit Wassertemperaturen von verbreitet um 30 °C am wärmsten. In der unten publizierten Weltkarte vom Montag, den 23. Oktober 2017, 18:00 Uhr UTC finden Sie auf ganze [°C] gerundete Meeresoberflächentemperaturen sowie deren Isothermen. Aufgrund der durch die physikalischen Eigenschaften des Wassers bedingten ?thermischen Trägheit? von Seen und Meeren variiert deren Temperatur in wesentlich geringerem Maße als die Lufttemperatur, so dass die dargestellten Werte noch ein paar Tage aktuell sind.
Übrigens nutzt man in der Meteorologie und Ozeanografie gern die englische Übersetzung des Begriffes ?Meeresoberflächentemperatur?, nämlich "Sea Surface Temperature", abgekürzt SST. Sie hat nicht nur touristische Bedeutung sondern ist vielmehr eine wichtige Größe im Klimasystem der Erde sowie als Randbedingung bei der numerischen Wettervorhersage. Darüber hinaus spiegelt die zonale Struktur der SST-Isothermen, mit deutlichem Temperaturgefälle jeweils in den nördlichen und südlichen mittleren Breiten, den Energiesaldo der Meeresoberfläche wider und ist mit den zumeist in West-Ost-Richtung orientierten Klimagürteln korreliert.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.10.2017
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst