Die großen Herbst- und Winterstürme der vergangenen 10 Jahre.


Korrigierte Passage:
Name des Sturmtiefs Herwartfalsch geschrieben.


Nachdem Orkan Herwart mit Windgeschwindigkeiten von teils bis zu über 120 km/h große Schäden angerichtet hat, soll im heutigen Thema des Tages eine kurzer Abriss über alle großen Herbst- und Winterstürme der vergangenen 10 Jahre erfolgen, um Heward besser einordnen zu können.

18.-19. Januar 2007 Orkan Kyrill

Orkan Kyrill war der stärkste Orkan seit dem Jahrhundertsturm Lothar (26.12.1999). Das besondere Merkmal von Kyrill war die große betroffene Fläche. So gab es in ganz Deutschland verbreitet orkanartige Böen. Die größten Schäden traten an der Kaltfront auf, an der sich eine sehr aktive Gewitterlinie bildete. An ihr wurden Böen um 120 km/h registriert. Auf dem Brocken wurden 199 km/h und auf dem Wendelstein 203 km/h gemessen. Die stärkste registrierte Böe in tiefen Lagen war in Düsseldorf mit 145 km/h. Kyrill richtete in Deutschland 2,8 Mrd. Euro Versicherungsschaden an.

29. Februar 2008 Orkan Emma

Der nächste Orkan folgte über ein Jahr später und trug den Namen Emma. Emma beeinflusste vor allem den Süden und die Mitte Deutschlands. Die stärksten Böen traten entlang einer aktiven Kaltfront auf, an der sich eine Gewitterlinie etablierte. An dieser Gewitterlinie kam es zu Fallböen und es gab sogar einige Tornadoverdachtsfälle. In der Mitte und im Süden wurden verbreitet Böen zwischen 100 - 130 km/h gemessen. Spitzenreiter für tiefe Lagen war das sächsische Chemnitz mit 152 km/h. Der Gesamtschaden von Emma war in Deutschland jedoch geringer, als bei Kyrill, da von den stärksten Böen keine so große Fläche betroffen war. 26.Februar 2010 Orkan Xynthia

Orkan Xynthia zog ungewöhnlich weit südlich von der Biskaya über den Ärmelkanal nach Südschweden. Das Besondere an Xynthia war ein Phänomen namens Sting-Jet, an dem die stärksten Böen auftreten. Bei einem Sting-Jet wird durch dynamische Prozesse der Jet-Stream (ein Starkwindband in der mittleren und oberen Troposphäre) zwischen Tiefkern und Kaltfront bis in untere Luftschichten "gezogen", was im Vergleich zu normalen Sturmtiefs auf einem relativ kleinen Raum zum Teil verheerende Böen verursacht. In Frankreich gab es daher in manchen Gebieten sogar größere Schäden als bei Lothar. Über Deutschland hatte sich Xynthia allerdings schon etwas abgeschwächt. Dennoch traten im Südwesten und in der Mitte verbreitet Böen zwischen 100 und 120 km/h auf. Besonders betroffen war Rheinland-Pfalz wo 2,1 Millionen Festmeter Holz gefallen sind.

28.Oktober 2013 Orkan Christian

Orkan Christian war vom selben Typ wie Orkan Xynthia. Betroffen von einem starken Sting-Jet war diesmal aber der Norden Deutschlands. Auf Sankt-Peter-Ording wurde eine Böe von 172 km/h registriert. Christian gehörte somit zu den stärksten Stürmen, die auf die Nordseeküste getroffen sind.

05.Dezember 2013 Orkan Xaver

Xaver war auch als der Nikolausorkan bekannt. Betroffen war vor allen Dingen Norddeutschland, besonders die Küstenregionen. Dort traten verbreitet Böen von 100 bis 130 km/h auf. Zwar war Xaver deutlich schwächer als sein Vorgänger Christian, doch brachte Xaver 3 schwere Sturmfluten. Dabei gab es in Hamburg den zweithöchsten je gemessenen Pegelstand seit Beginn der Aufzeichnungen 1825. Weiter südlich im Binnenland brachte Xaver zwar "nur" schwere Sturmböen, doch diese sorgten in Verbindung mit kräftigem Schneefall für Schneeverwehungen. Besonders in den Mittelgebirgen kam der Verkehr zum Erliegen.

31.März 2015 Orkan Niklas

Orkan Niklas beeinflusste wieder nahezu ganz Deutschland. In tiefen Lagen wurden verbreitet Windspitzen zwischen 95 und 120 km registriert. Der Brocken meldete eine Böe von 162 km/h. Mit etwa 750 Mio. Euro Versicherungsschaden gehörte der Orkan zu den 5 schadensträchtigsten Stürmen in den vergangenen 15 Jahren. Ursache für die hohe Schadenssumme war maßgeblich die große betroffene Fläche.

5. Oktober 2017 Sturmtief Xavier

Kurze aber heftig: Das sehr schnell ziehende Sturmtief Xavier ging wieder mit einem Sting-Jet einher. Dieser brachte in einem vergleichsweise schmalen Streifen vom Wattenmeer bis nach Brandenburg Windgeschwindigkeiten von 100 - 120 km/h. Besonders betroffen war Berlin. Für die vergleichsweise weit reichenden Schäden waren in erster Linie nicht nur die hohen Windgeschwindigkeiten verantwortlich. Denn Xavier war ein sehr zeitiger Herbststurm. Dadurch standen viele Bäume noch im vollem Laub und boten dem Wind eine große Angriffsfläche.

29. Oktober Orkan Heward

Mit Böen von 95 - 125 km/h, in der Osthälfte, die an mehreren Schauerlinen am stärksten waren und Böen bis 176 km/h auf dem Fichtelberg gehört Herwart mit zu den stärksten Stürmen der vergangenen 10 Jahre. Im Zusammenhang mit den richtig großen Stürmen der vergangenen 100 Jahre, wie Kyrill und Lothar wird uns Herwart aber wohl nicht in Erinnerung bleiben.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.10.2017

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