Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten. Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.
Mit dem Abbau der Antizyklone über Südrussland verschwindet die bis dato wetterbestimmende Hochdruckbrücke, während sich das Hochdruckgebiet ZOE über Westeuropa hält. Gleichzeitig kommt vom Nordostatlantik her eine vertikal mächtige Kaltluftmasse südwärts voran und formt einen am Sonntag bis zum östlichen Mittelmeerraum ausgreifenden, langwelligen Trog. Im korrespondierenden Bodendruckfeld dominiert die Sturmzyklone PETER über Skandinavien; ein kleines, aber intensives Randtief (PETER I) zieht mit seinem Kern von Westnorwegen über die Ostsee hinweg bis ins Baltikum. Als Resultat dieser Entwicklungen stellt sich über Mitteleuropa eine nordwestliche Strömung ein.
Da die Isobaren und Isopotentialen über Zentraleuropa zyklonal gekrümmt sind und bis zu Wochenbeginn der Tiefdruckeinfluss überwiegt, bietet sich vom synoptisch-klimatologischen Standpunkt ausgehend, die Klassifizierung der Großwetterlage als "zyklonale Nordwestlage" (wissenschaftliche Abkürzung "NWz") an. Zyklonale Nordwestlagen sind typisch für das Klima Mitteleuropas und treten im klimatologischen Mittel mit relativen Häufigkeiten von knapp 4,8% im Monat November sowie gut 4,7% während des gesamten Jahres auf. Sie bewirken im Sommer kühles und unbeständiges, im Winter nass-kaltes Wetter.
Mit der Nordwestströmung gelangt am Wochenende Meeresluft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa. In die Luftmasse eingelagerte Frontensysteme bringen neben vielen Wolken zeit- und gebietsweise teils gewittrige Regen- und Graupel-, im Bergland auch Schneeschauer. Die Schneefallgrenze sinkt auf 600 bis 400 m, an den Alpen schneit es
z.T. ergiebig. Mit dem Kaltlufteinbruch verstärken sich auch die Luftdruckgegensätze, so dass der Wind stark böig auffrischt und an der See sowie im Bergland in Böen Sturmstärke erreichen kann. Die Tageshöchsttemperaturen variieren mit meist 4 °C bis 8 °C unter Berücksichtigung der Jahreszeit im "mäßig kalten" Bereich, bei nächtlichem Aufklaren besteht Gefahr leichten Frostes sowie Glättegefahr durch überfrierende Nässe.
In der Abbildung hinter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/11/18.html finden Sie oben vom amerikanischen Vorhersagemodell GFS für Sonntag, den 19.11.2017, 12:00 Uhr UTC, berechnete Analysen der geopotentiellen Höhe der die mittlere Troposphäre repräsentierenden 500-hPa-Hauptdruckfläche (schwarze Isopotentialen, Maßeinheit geopotentielle Dekameter, [gpdam]), des Bodendruckfeldes (weiße Isobaren in Hektopascal [hPa]) sowie der die Schichtdicke der unteren Troposphäre kennzeichnenden "relativen Topographie" H500-H1000 gpdam. Darunter wird für denselben Termin eine auf dem Vorhersagemodell ICON des Deutschen Wetterdienstes basierende, um Temperaturprognosen sowie Wettersymbole ergänzte, selbst erklärende und für mediale Zwecke geeignete Bodenwetterkarte gezeigt.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.11.2017
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