Zu bestimmten Zeiten des Jahres lassen sich verstärkt Sternschnuppen am Himmel beobachten. Besonders günstig sind die Bedingungen, wenn die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne einen sogenannten Meteorstrom (wird auch als Meteorschauer bezeichnet) durchquert. Diesen kann man sich als Teilchenwolke vorstellen, die aus den Auflösungsprodukten von Kometen oder seltener auch Asteroiden besteht und sich aus Staub, Eis und Gesteinsresten zusammensetzt. Passiert die Erde nun auf ihrer Umlaufbahn eine solche Teilchenwolke, können die meist sehr kleinen Partikel von nur wenigen Millimetern Größe in die Erdatmosphäre eintreten. Durch die hohe Geschwindigkeit beim Eintritt wird die Luft in der Umgebung durch Reibung auf mehrere tausend Grad Celsius erhitzt. Aufgrund dieser starken Hitzeentwicklung verdampfen die Teilchen und die umgebenden Luftmoleküle werden ionisiert. Dabei wird der allseits bekannte helle Leuchtstreifen am Himmel erzeugt, den wir als Sternschnuppe kennen.
Die Aktivität eines Meteorschauers wird in der Regel mithilfe der Kennzahl ZHR (?zenithal hourly rate?, engl., auf Deutsch ?zenitale stündliche Rate?) beschrieben. Sie gibt die Anzahl der Sternschnuppen an (typische Werte liegen zwischen 2 und 150), die an einem sehr dunklen, wolkenfreien Himmel zu beobachten wären, wenn der Punkt, in dem der Meteorschauer seinen Anfang zu nehmen scheint, über dem Beobachter im Zenit steht. Diesen Punkt bezeichnet man übrigens auch als Radiant.
Ihren Namen erhalten die Meteorströme von den Sternbildern, in denen sich der Radiant befindet. Im Fall der ?Geminiden? nimmt der Beobachter den Ursprung der Sternschnuppen im Sternbild ?Zwillinge? wahr. Ins Lateinische übersetzt wird das Sternbild Zwillinge als ?Gemini? bezeichnet, was den Namen der Geminiden erklärt. Dieses findet man lediglich im Winter und im Frühling am Himmel. Allerdings muss man nicht unbedingt das Sternbild suchen, um Sternschnuppen beobachten zu können. Es ist sogar möglich, diese zu sichten, wenn man in die entgegengesetzte Richtung des Sternbildes schaut.
Entdeckt wurden die Geminiden erstmals im Jahre 1862. Im Vergleich zu anderen, ebenfalls sehr bekannten Meteorströmen wie den ?Perseiden?, deren Entdeckung bereits im Jahre 36 ?Anno Domini? (nach Christi Geburt) erfolgte, oder den ?Leoniden?, die im Jahre 902 zum ersten Mal gesichtet wurden, handelt es sich bei den Geminiden also um einen noch recht jungen Meteorstrom. Allerdings gibt es durchaus eine Besonderheit, die die Geminiden von anderen Sternschnuppenschauern abhebt, denn lange Zeit war der Ursprungskörper, also der für die Staub- und Gesteinspartikel verantwortliche Himmelskörper, unbekannt. Erst im Jahr 1983 wurde der Asteroid 1983 TB (der Name wurde zunächst entsprechend einer chronologische Reihenfolge vergeben) mit einem Durchmesser von etwa fünf Kilometern entdeckt, der den Geminiden zugeordnet werden konnte und später den Namen 3200 Phaeton erhielt.
Allerdings ist es keineswegs typisch, dass ein Asteroid Sternschnuppen erzeugt. Diese stammen meist nur von Kometen, die aus lockeren Staub- und Eisansammlungen bestehen. Forscher vermuten jedoch aufgrund der sonnennahen Passage von 3200 Phaeton, dass durch die Aufheizung Risse im Asteroiden entstehen und somit kleine Partikel freigesetzt werden. In diesem Jahr passiert uns der Asteroid übrigens am 16. Dezember in einem Abstand von ?nur? zehn Millionen Kilometer. Dies ist zwar im Vergleich zum Abstand Erde - Mond von nur 384000 Kilometern nicht sonderlich nahe. Aber er reicht aus, damit die amerikanische Aeronautik- und Raumfahrtbehörde NASA den Asteroiden näher unter die Lupe nehmen kann, um hochaufgelöste Aufnahmen machen und so das Rätsel um seinen Zustand lösen zu können.
Der Aktivitätszeitraum der Geminiden beginnt am 4. Dezember, wobei die Aktivität über mehrere Tage hinweg zunimmt. Am Donnerstag, den 14. Dezember erreicht sie gegen 7:30 Uhr am Morgen schließlich ihr Maximum mit einer ZHR von 120. Auch in der Folgenacht kann sich ein Sternschnuppenschauen noch lohnen, anschließend klingen die Schauer bis zum 17. Dezember jedoch rasch wieder ab.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr spielt der Mond nur eine untergeordnete Rolle. Zwar wird der abnehmende Mond in der Nacht zum Donnerstag gegen 3:00 Uhr aufgehen, allerdings sollte er durch die geringe Beleuchtung von 16 % das Schnuppenschauen nur unwesentlich behindern.
Bleibt also nur noch, auf möglichst wolkenlose Bedingungen in den Nächten ab dem 4. Dezember zu hoffen. Zumindest was die ersten Tage angeht, besteht aber eher wenig Hoffnung auf eine gute Sicht. Viele dichte Wolken und wiederholte Regen- bzw. Schneefälle stehen nach aktuellen Erkenntnissen auf dem Programm. Vielleicht werden die Randbedingungen ja zum Höhepunkt um den 14. Dezember herum besser.
(Bildquelle: Michael Holz, DWD)
MSc.-Met.Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2017
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst