Nachdem uns über Weihnachten, wie so oft, milde Atlantikluft verbreitet den Traum der weißen Weihnacht zerstörte, stehen nun nochmals etwas kühlere Tage an, bevor es zum Jahresausklang so richtig ungemütlich wird.
Derzeit liegt Deutschland im Einflussbereich einer ausgeprägten Tiefdruckzone mit mehreren Kernen, die sich von Skandinavien bis nach Nordafrika erstreckt. Während Tief Diethelm vor der Küste Norwegens seine Kreise zieht, mischt Tief Edilbert über der Nordsee unser Wetter auf. Er schickt mit seinen Tiefausläufern viele Wolken und Niederschläge ins Land. Da auf der Westflanke des tiefen Luftdrucks vorübergehend wieder Polarluft angezapft werden kann und über die Nordsee nach Deutschland strömt, ist häufiger auch wieder die feste (Schnee-)Phase mit von der Partie. Zunächst im Bergland, ab dem morgigen Donnerstag zunehmend auch bis in tiefere Lagen. Vor allem in höheren Luftschichten kann sich richtig kalte Luft bereit machen. So liegen die Temperaturen in etwa 5,5 km Höhe unter -35 Grad. Durch die großen Temperaturunterschiede zwischen den bodennahen und höheren Luftschichten setzen Luftumwälzungen ein, die schließlich zahlreiche schauerartige Niederschläge, örtlich aber auch kurze Gewitter produzieren. Die teils kräftigen Niederschläge im Zustrom kühlerer Luft führen an den Alpen und im Bayerischen Wald sowie in höheren Lagen des Schwarzwaldes schließlich zu einer nennenswerten Neuschneeauflage.
Doch dieses etwas kältere Intermezzo ist nur von kurzer Dauer! Stattdessen übernehmen wieder atlantische Tiefdruckgebiete das Kommando über das Wetter zum Jahresausklang. Wiederholt überqueren Tiefausläufer das Land ostwärts. Von stillen Nächten kann dann nicht mehr gesprochen werden. Nahezu im ganzen Land pfeift der Wind in Sturmstärke und lässt den Regen waagerecht in der Luft liegen.
Für den stürmischen Wind sorgen die großen Luftdruckgegensätze zwischen einem Tiefkomplex bei Schottland und hohem Luftdruck über dem westlichen Mittelmeerraum. Über alle Modelle der führenden Wetterdienste hinweg sollen in den letzten 48 Stunden des Jahres stürmische Zeiten herrschen. Verbreitet sollen stürmische Böen oder Sturmböen zwischen 60 und 85 km/h (Bft 8 bis 9) auftreten. An der Nordsee sowie im Bergland steht schwerer Sturm bis 100 km/h (Bft 10) auf dem Programm. In den Kammlagen sind auch einzelne orkanartige Böen oder Orkanböen zwischen 100 und 130 km/h (Bft 11 bis 12) wahrscheinlich. Lediglich im Osten des Landes soll es etwas ruhiger zugehen (vgl. z.B. Graphik 1).
Verantwortlich für den Regen sind schließlich Luftmassengrenzen, die sich vom Atlantik über Deutschland hinweg bis nach Polen erstrecken. Vor allem in deren Umfeld sind größere Regensummen zu erwarten. Bevorzugt in den Weststaulagen der Berge regnet es länger anhaltend und teilweise auch ergiebig. Selbst die grob aufgelösten Modelle des DWD (Deutschen Wetterdienstes) und des EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) zeigen über einen 48-stündigen Zeitraum dort Regenmengen über 40 Liter pro Quadratmeter. Bei den höher aufgelösten Regionalmodellen sind vor allem im Schwarzwald und im Allgäu innerhalb von 48 Stunden sogar bis 100 Liter pro Quadratmeter im Bereich des Möglichen (vgl. z.B. Graphik 2).
Da die Vorhersagen in Richtung Jahreswechsel noch mit größeren Unsicherheiten verbunden sind, können sich die Schwerpunkte der Niederschläge durchaus noch etwas verschieben. An einem stürmischen und regenreichen sowie auch milden Jahresausklang wird sich aber mit großer Wahrscheinlichkeit nichts mehr ändern.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.12.2017
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