Für ein Abschlussstatement ist es noch etwas zu früh. Aber ein Zwischenfazit kann man schon mal ziehen. Bezüglich was? Bezüglich der Dauerregensituation in Teilen Deutschlands! Immerhin laufen die aktuellen Dauerregenwarnungen im Schwarzwald seit der Nacht zu Mittwoch und somit schon seit über 2 Tagen.
Einen Eindruck von den bisher gefallenen Niederschlagsmengen vermittelt die beigefügte Grafik. Sie zeigt die Niederschlagssummen der letzten 3 Tage bis zum heutigen Morgen um 07 Uhr MEZ. Dabei gilt es allerdings, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen. Denn die Daten, aus denen die flächige Verteilung des Niederschlags abgeleitet wurde, stammen aus dem Radarverbund des Deutschen Wetterdienstes, während die Zahlenwerte direkt aus dem DWD-Messnetz stammen. Die flächige Darstellung muss also nicht an jedem Ort exakt mit dem tatsächlich gefallenen Niederschlägen übereinstimmen.
Ein weiteres kleines Problem stellt die Farbabstufung dar. Während die Zahlen aus dem Messnetz ab einem Wert von 50 mm (Liter pro Quadratmeter) rot eingefärbt werden, geschieht dies bei den Radardaten erst ab einem Wert von 90 mm (Legende links). Aber trotz der Unterschiede: Die verschiedenen Quellen liefern qualitativ ein recht einheitliches Bild der Lage.
Und dieses Bild besagt, dass drei Regionen besonders von den Niederschlägen betroffen waren. Die erste reicht vom Dollart im Westen bis zur Ostsee und betrifft damit weite Bereiche der Küstenregionen. Dort sind verbreitet 30 bis 50mm Regen gefallen, die feinere Auflösung des Radars deutet in Ostfriesland, nordwestlich von Hamburg und südlich des Darß auch Mengen um 70 mm an, wobei es sich aber um ?Radarfehler? (Bright-Band) handeln dürfte. Trotzdem: Klimatologisch betrachtet kommt man mit den bisher gefallenen Mengen schon recht nahe an das gesamte Niederschlagssoll des Januars heran, welches beispielsweise in Aurich (Ostfriesland) um 65 mm liegt.
Die zweite stark betroffene Region ist der westliche Mittelgebirgsbereich. So sind im betrachteten Zeitraum im saarländischen Tholey 68 mm gefallen, aber auch an anderen Stationen der Region wurden mehr als 50 mm Niederschlag beobachtet. Recht interessant für den detailverliebten Beobachter: Im Westen deutet sich an, dass die gemessenen Werte tendenziell etwas höher liegen als die aus den Radardaten abgeleiteten, während im Norden die Radardaten höhere Niederschläge liefern als die Messtöpfe. Ein Grund könnte in der Orografie liegen, die einerseits eine präzise Radarmessung erschwert, andererseits aber die räumliche Variabilität der Niederschlagsverteilung erhöht (Stichwort Stauniederschläge), was Abweichungen zwischen Radar und Messnetz wahrscheinlicher macht.
Die dritte und letzte Regen-Region ist der Süden. Verbreitet sind dort in den letzten 3 Tagen 30 bis 70 mm zusammen gekommen. Auch das reicht, ähnlich wie im Norden, normalerweise für einen ganzen Januar. Man könnte hier das Beispiel Augsburg herausgreifen, wo im Januar im vieljährigen Mittel etwa 45 mm Niederschlag üblich sind.
Will man Aussagen zum Tauwetter und den Abflussmengen treffen, wird die Lage noch etwas verzwickter. Denn einerseits ist zu Beginn einer Tauwettersituation nie wirklich klar, welche Wassermengen eigentlich in der Schneedecke stecken. Andererseits ist gerade im Süden die Schneefallgrenze in den letzten Tagen starken Schwankungen unterworfen gewesen. Dies bedeutet, dass wohl nicht nur Regen, sondern zumindest zwischenzeitlich auch Schnee gefallen ist ? der nicht oder wiederum nur verzögert zum Abfluss kommt. Ein Beispiel hierfür dürften die 127 mm sein, die an der in Österreich auf 1100 Meter gelegenen Station Hinterhornbach (blauer Kasten) gemessen worden sind. Da dort zumindest zeitweise Schnee gefallen ist, wiedersprechen die hohen Niederschlagsmengen nicht zwangsläufig den avisierten Abflussmengen von bis zu 100 mm in der Region.
P.S.: Definitiv zu früh, selbst für ein Zwischenfazit, ist es, wenn man den Blick auf die Hochwassersituation wendet. Entsprechende, ständig aktualisierte Infos finden Sie unter
www.hochwasserzentralen.de.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2018
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