Wie schon in den Themen des Tages vom 27. Dezember 2017 und 01. Januar 2018 beschrieben (siehe Archiv), dominieren etwa seit Weihnachten wiederholt atlantische Tiefdruckgebiete das Wettergeschehen in Mitteleuropa und somit auch in Deutschland. Wie Perlen an der Schnur zogen sie immer wieder mit einer kräftigen westlichen Strömung von Neufundland bis nach Skandinavien. Dabei brachten sie auf der Südseite überwiegend milde Atlantikluft bis weit auf den europäischen Kontinent, sodass auch in Deutschland meist eher wenig winterliche Temperaturen vorherrschten. Von größerer Bedeutung waren aber die Regenmassen, die die Tiefs mit im Gepäck hatten. So fielen seit Silvester verbreitet zwischen 20 und 50 Liter pro Quadratmeter (l/qm) und im Bergland West- und Süddeutschlands sowie im Küstenumfeld bis 100 l/qm. Im Schwarzwald und im Allgäu wurde sogar Regenmengen über 150 l/qm im genannten Zeitraum verzeichnet (vgl. Graphik 1). Die Folge war bzw. ist teils großes oder sehr große Hochwasser an kleineren Flüssen und Bächen, sowie überwiegend mittleres Hochwasser an den großen Flüssen wie Rhein, Main, Mosel, Weser und Donau (vgl. Graphik 2). In Köln beispielsweise lag der Pegel am Samstagmorgen bei knapp 8 Metern, doch der Wellenscheitel ist noch lange nicht erreicht. Sowohl der Neckar als auch die Mosel pumpen weiter viel Wasser in den Rhein, der vom Oberrhein her eh schon gut gefüllt ist. Entsprechend wird derzeit in Köln mit einem Pegel gerechnet, der auf etwa 9 Meter steigen könnte (vgl. Graphik 3). Die Marke von 9 Metern wurde in diesem Jahrtausend erst zweimal überschritten, im Januar 2003 und im März 2001. Der höchste Wasserstand wurde in Köln mit 10,69 Metern im Januar 1995 sowie auch im Januar 1926 registriert.
Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage beruhigt sich das Wetter nun zunehmend, sodass sich die Hochwasserlage an den Flüssen entspannen wird. Verantwortlich dafür ist Hoch "Adam", das sich zwischen Island und den Britischen Inseln breit macht und seinen Einfluss teilweise bis nach Deutschland ausweitet. Damit kann er die Vorherrschaft der ausgeprägten Tiefdruckgebiete "Christine" und "Burglind" über Skandinavien bzw. Westrussland sowie Dora über der Iberischen Halbinsel zumindest zeitweise unterbinden. Besonders bevorzugt sind in den nächsten Tagen der Norden und Nordosten des Landes, wo längere Zeit die Sonne scheint. Aber auch sonst sind zumindest ab dem morgigen Sonntag vorübergehend kaum Niederschläge zu erwarten.
Zuvor macht bis zum Sonntag aber noch eine Luftmassengrenze (Warmfront) etwas Probleme. Ausgehend von Tief "Christine" über Finnland erstreckt sich diese über Deutschland und Frankreich hinweg bis zum Tief "Dora" an der Mittelmeerküste Spaniens. Dabei trennt die Luftmassengrenze warme Luft subtropischen Ursprungs aus dem Süden von kühlen Luftmassen polaren Ursprungs im Norden. Im Umfeld dieser Grenze sind am heutigen Samstag weitere leichte Regenfälle zu erwarten, die sich in der Nacht und am Sonntag unter Abschwächung in die östlichen Landesteile und dort bevorzugt in den Mittelgebirgsraum zurückziehen.
Am Montag liegt die Luftmassengrenze mit der Verlagerung von Hoch "Adam" Richtung Polen quer über Deutschland etwa vom Niederrhein bis zum Fichtelgebirge. Bei Zufuhr von kalter Festlandsluft bleibt es im Norden und Osten bei Höchstwerten zwischen 0 und 5 Grad und nächtlichem, teils mäßigem Frost unter -5 Grad relativ "winterlich". Dagegen steigen nach Süden und Südwesten die Tageshöchsttemperaturen gebietsweise, im südlichen Alpenvorland mit föhniger Unterstützung auf zweistellige Werte an.
Da "Adam" aber nicht in seiner Lage verharrt und stattdessen seinen Weg gen Südosten fortsetzt und sich am Dienstag schließlich über der Ukraine einfindet, wird der Weg im Westen wieder für Tiefs frei. Zwischen dem Hoch im Osten und tiefem Luftdruck im Westen kann sich dann eine südliche Grundströmung mit erneuter Zufuhr milder Luft ausbilden, die die kühle Luft allmählich auch im Nordosten wieder verdrängt. Damit wird das Wetter abermals unbeständig, derzeit sind jedoch keine weiteren Dauerniederschläge in Sicht sind. Bevorzugt bleibt der Alpenraum, wo zumindest bis Wochenmitte die föhnige Situation mit viel Sonnenschein und recht "hohen" Temperaturen erhalten bleibt.
Aus heutiger Sicht schafft es der Winter also weiterhin nicht, in Deutschland richtig Fuß zu fassen. Stattdessen überwiegen oftmals milde Luftmassen aus südlicheren Gefilden. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, schließlich sind winterliche Bedingungen trotz der milden Vorgeschichte bis in den April hinein gut möglich.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.01.2018
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