Zwei Schwergewichte stehen sich derzeit beim Wetter in Deutschland gegenüber. Da wäre zum einen das Hochdruckgebiet "Adam" mit einem Luftdruck von 1040 hPa, das von Südskandinavien langsam in Richtung Osteuropa wandert. Demgegenüber steht ein kräftiges Tief, dessen Luftdruck bei etwa 960 hPa liegt. Der Druckunterschied lag also heute Morgen immerhin bei beachtlichen 80 hPa!
Über Deutschland können beide Schwergewichte ihren Einfluss ausüben, sodass sich beim Wetter eine Zweiteilung ergibt. So liegen der Norden und Osten in einer östlichen Strömung, wodurch bodennah kalte und vor allem sehr trockene Festlandsluft herangeführt wird. Charakterisiert ist die Luftmasse nicht nur durch frostige Minima, sondern vor allem auch durch einen niedrigen Taupunkt. Die Differenz zwischen Temperatur und Taupunkt ist ein Maß für den Feuchtegehalt der Luft und diese ist im Nordosten deutlich größer als im Südwesten des Landes.
Im Tagesverlauf dreht mit Verlagerung des Hochdruckgebietes nach Osteuropa die Strömung stärker auf südöstliche Richtungen, sodass die bodennahe Kaltluft immer mehr nach Nordosten abgedrängt wird. Spannend wird es ab den Abendstunden im Grenzbereich zwischen Festlandskaltluft und der milderen Luft im Südwesten. Vor allem von der deutschen Modellkette wird etwas Niederschlag vorhergesagt. Durch das frostige Wetter der vergangenen Tage sind die Böden im Norden und Osten oft gefroren. Im Nordosten ist der Frost bis fast 10 cm in die Böden eingedrungen. Wenn nun ab dem Abend und in der Nacht auf Mittwoch im Nordosten Regen fällt, kann sich Glatteis mit erheblicher Glätte bilden. Allerdings ist das Auftreten des Niederschlags noch nicht in "trockenen Tüchern". Wie angesprochen ist die Luft im Nordosten sehr trocken und so gibt es auch Lösungen von anderen Wettermodellen, die kaum oder gar keinen Niederschlag vorhersagen. Somit bleibt abzuwarten, was am heutigen Dienstagabend tatsächlich passiert. Man sollte daher die Warnlage mit der WarnwetterApp oder unter www.dwd.de genau verfolgen.
Spannend bleibt auch, wie sich das Verhältnis der beiden Schwergewichte im weiteren Verlauf der Wetterwoche und darüber hinaus entwickelt. Zunächst einmal sind sich die Modelle einig, dass über Skandinavien bis zum Wochenende der Luftdruck wieder ansteigt. Als Folge wird der Einfluss des Atlantiks zurückdrängt und die Strömung dreht erneut auf östliche Richtungen. Damit werden auch wieder kältere Luftmassen nach Deutschland transportiert. Das Ergebnis ist eine erneute Zweiteilung mit einem noch milden Westen und Südwesten und deutlich kälteren Werten nördlich der Mittelgebirgsschwelle.
Wie es dann darüber hinaus weiter geht, wird von den verschiedenen Wettermodellen noch unterschiedlich gesehen. Allen ist aber gemein, dass im Verlauf der kommenden Woche der Atlantik wieder einen stärkeren Einfluss gewinnt, bei dem einem Modell mehr, bei dem anderen weniger.
Am Hin und Her sieht man, dass sich keines der beiden Schwergewichte so recht durchzusetzen vermag. Diese stationäre Lage kann man auf der gesamten Nordhalbkugel wiederfinden. Schaut man sich die Nordhemisphäre an, so lassen sich zwei riesige Kaltluftkörper erkennen. Einer liegt über dem asiatischen Festland, ein zweiter hat den nordamerikanischen Kontinent im Griff. Dazwischen werden warme Luftmassen über dem Atlantik und dem Pazifik weit nach Norden in Richtung Nordpol geführt.
Diese nordhemisphärische Grundkonstellation ist sehr stabil und erklärt auch die blockierende Situation sowohl über Mitteleuropa und Deutschland als auch in Nordamerika. Zwar setzt sich in den USA vorübergehend Tauwetter durch, der nächste massive Kaltluftvorstoß aus Kanada wird aber bereits für das kommende Wochenende anvisiert.
Während man also auf der anderen Seite des Atlantiks den Winter nicht so recht los wird, verbleiben wir in Deutschland im meteorologischen Niemandsland zwischen milden und kalten Luftmassen. Etwas Gute hat dies Situation immerhin: Es fällt kaum Regen und die Hochwassersituation entspannt sich.
Wie es mit dem Winter im "Glaskugelbereich" weiter geht bleibt abzuwarten. So lange sich an der quasistationären Lage allerdings nichts ändert, wird es schwierig. Die weitere Entwicklung bei uns hängt unter anderem mit der Situation in Nordamerika zusammen. Wie in vielen Bereichen des Lebens, ist auch die Atmosphäre und damit das Wettergeschehen auf der Nordhalbkugel miteinander vernetzt.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2018
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