Sowohl Kraftfahrzeuge als auch Flugzeuge verbrennen Ölderivate und geben die Verbrennungsrückstände in die Atmosphäre ab. Es gibt aber zwei wichtige Unterschiede:
Zum einen laufen in den Höhen, in denen Flugzeuge normalerweise fliegen, chemische Reaktionen teilweise anders als in Bodennähe ab. Zum anderen verbleiben in 10 km Höhe ausgestoßene Teilchen wesentlich länger in der Atmosphäre als die entsprechenden Stoffe aus einem 10 cm hoch gelegenen Auspufftopf.
Während sich die chemischen Vorgänge unserer unmittelbaren Gefühlswelt entziehen, können wir aber ein anderes Phänomen der hoch fliegenden Flugzeuge regelmäßig beobachten. Es handelt sich um Kondensstreifen, die von Verschwörungstheoretikern auch als Chemtrails bezeichnet (betrachtet?) werden und inzwischen auch einen eigenständigen meteorologischen Wolkenbegriff haben, nämlich Cirrus homogenitus (Vom Mensch erzeugte Schleierwolke). Unabhängig von deren detaillierter Zusammensetzung handelt es sich hauptsächlich um aus Wasserdampf bestehende Wolken, die sich in der langlebigen Art als Schleierwolken präsentieren und sich bisweilen sogar ausschneien, wobei der Niederschlag den Erdboden aber nicht erreicht. Wolken haben nun zweierlei klimatologische Effekte. Die nach oben weiße Oberfläche der Wolken reflektiert die Strahlung und sorgt damit für eine Abkühlung der Atmosphäre. Andererseits verringern Wolken die Ausstrahlung der warmen Erde in den mehr als eiskalten Weltraum. Ob der wärmende oder abkühlende Effekt der Kondensstreifen überwiegt ist noch unklar. ?Jede? neue Studie führt zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Welche klimarelevanten Stoffe bringen Flugzeuge nun in die höhere Atmosphäre ein und wie wirken sie sich auf die Klimaerwärmung aus?
1. CO2 als bekanntestes Treibhausgas.
2. Stickoxyde, die am Boden zur Feinstaubverordnung führten, reduzieren in der Höhe das stark klimarelevante Methan und verstärken die Ozonschicht. Ein in Bezug auf solare Strahlung gern mitgenommener Effekt, der aber andererseits auch zur Erwärmung beiträgt.
3. Die bei der Verbrennung entstehenden Sulfate führen zu einer Abkühlung durch Gegenstrahlung.
4. Wasserdampf und sonstige Schwebeteilchen tragen ebenfalls zur Erwärmung bei.
Der überwiegende Einfluss, der etwa ein Drittel ausmacht, kommt wohl von Wolkenbildung aufgrund von Kondensstreifen.
Da Forschung in großen Höhen (bis ca. 12 km) schwierig ist, wird es noch dauern und noch umfangreiche Untersuchungen bedürfen, um belastbare Kenntnisse über den Umfang der durch den Flugverkehr induzierten Klimaänderung zu erhalten. Man rechnet für 2020 mit einem Einfluss des Flugverkehrs auf die Klimaerwärmung von 5 %, aufgrund der noch mangelhaften Kenntnisse jedoch mit relativ großer Ungenauigkeit.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.02.2018
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