Nach einem überwiegend milden Winter baute sich zum Ende der zweiten Februardekade (eine Dekade entspricht einem Zeitraum von zehn Tagen) hoher Luftdruck über Skandinavien auf. Dort konnten gleich drei Schwerpunkte mit den Namen "ENRIC", "FRITZ" und "GERD" ausgemacht werden. Allerdings behaupteten sich diese drei Herren nur bedingt gegen atlantische Tiefausläufer. Und als sich der hohe Luftdruck schon abzuschwächen drohte, nahte am 22. Februar schließlich Unterstützung durch Hoch "HARTMUT" über dem Europäischen Nordmeer. Und genau dieser "HARTMUT" sollte uns in Deutschland nochmal eisige Temperaturen zum Winterabschluss bescheren.
Über mehr als eine Woche führte dieses Hoch sehr kalte Luftmassen aus polaren Breiten über den Nordosten Europas und den Nordwesten Russlands nach Deutschland. Aufgrund der überwiegend kontinentalen Herkunft dieser Luftmassen, wiesen diese einen geringen Feuchtegehalt auf. Somit verzogen sich die trüben Wolken aus den vergangenen Wochen und machten Platz für die Sonne. Allerdings sorgten genau diese Luftmassen auch für den sukzessiven Rückgang der Temperaturen in Deutschland. Als Folge stellte sich tagelanger Dauerfrost mit strengen Nachtfrösten ein.
Nur zwei Tage nach "HARTMUTS" erstmaligem Auftreten, also am 24.02., sollte über dem Osten Kanadas ein Tiefdruckgebiet geboren werden, das nach dem langen Weg über den Atlantik schließlich in unseren Breiten den Namen "ULRIKE" erhalten sollte. Und genau dieses Tief kämpfte pünktlich zum meteorologischen Frühlingsanfang am vergangenen Donnerstag (01.03.) gegen das Kältebollwerk von "HARTMUT" an. Es waren jedoch vier Anläufe nötig, um die Kaltluft vollends aus Deutschland zu vertreiben. Die Anläufe erfolgten in Form von Ausläufern, die, ausgehend von "ULRIKE" mit Zentrum über dem nahen Ostatlantik, mildere Meeresluft zu uns nach Deutschland führten.
Den ersten drei Tiefausläufern fiel es noch gänzlich schwer, gegen die eisigen und trockenen Luftmassen in weiten Teilen Deutschlands anzukämpfen und so schwächten sich diese spätestens über der Mitte deutlich ab. Seit dem gestrigen Sonntag (05.02.) greift ein weiterer Tiefausläufer auf Deutschland über, der für den Einzug der milderen Luftmassen in weiten Teilen Deutschlands sorgt. Aber wie wir es von dem Ende einer längeren Frostperiode gewöhnt sind, kann es im Übergangsbereich der Luftmassen oftmals richtig glatt werden. Während auf der kalten Seite der Luftmassengrenze zum Teil Schnee fällt, gehen die Niederschläge auf der verhältnismäßig warmen Rückseite meist in Regen über. Und gerade beim Übergang von Schnee zu Regen kann der flüssige Niederschlag auf die gefrorenen Böden fallen und bereits beim Kontakt gefrieren. So kann sich unter Umständen ein Eispanzer auf Straßen und Gehwegen ausbilden, wie das die Menschen im Norden und Nordosten am heutigen Montagmorgen erleben durften. Dort sorgte der Tiefausläufer auf den gebietsweise noch gefrorenen Böden für gefährliches Glatteis, was zu starken Beeinträchtigungen im frühmorgendlichen Berufsverkehr sorgte.
Aber wo steckt nun der Frühling?
Aufgrund der günstigen Position von "ULRIKE" über dem nahen Ostatlantik werden weiterhin milde Luftmassen nach Deutschland geführt. Entsprechend können die Tageshöchstwerte zumindest tagsüber wieder auf positive Werte klettern, im Südwesten und Westen sogar auf Werte über 10 Grad Celsius. Auch die Tiefsttemperaturen in den Nächten liegen wieder im leicht positiven Temperaturbereich oder knapp unterhalb des Gefrierpunktes.
Allerdings bringt die mildere Atlantikluft wieder dichtere Wolken und somit auch unbeständiges Wetter mit sich. Bis zum Donnerstag kann vor allem in der noch kälteren Osthälfte und im höheren Bergland noch etwas Schnee oder Schneeregen, vereinzelt auch gefrierender Regen im Spiel sein, sonst gehen die Niederschläge aber in der flüssigen Phase als Regen nieder. Entsprechend sollte man in den kommenden Tagen den Regenschirm griffbereit halten.
Am Samstag soll das Thermometer dann in weiten Teilen Deutschlands auf über 10 Grad Celsius ansteigen, am Oberrhein sowie im Alpenvorland sind örtlich Temperaturen bis zu 18 Grad drin. Nach den eisigen Temperaturen der vergangenen Wochen kommt dann sicherlich frühlingshafte Freude auf.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.03.2018
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