Ein kräftiges Tief mit Namen YULIYA über der Biskaya schaufelte am Wochenende sehr milde Luftmassen subtropischen Ursprungs nach Mitteleuropa und ließ die Temperaturen verbreitet in den zweistelligen Bereich klettern, oft wurden sogar Höchstwerte von über 15 Grad gemessen. Am mildesten, man kann sogar schon sagen am wärmsten, wurde es dabei am gestrigen Sonntag, und zwar in Olbersleben, etwa 20 km nördlich von Weimar in Thüringen mit 20,3 Grad. Aber auch weit im Norden wurde es sehr mild, wie beispielsweise die 15,8 Grad am Hamburger Flughafen belegen.
Nun ist es ein Teiltief von YULIYA, welches rasch weiter nordostwärts bis nach Nordrussland zieht und uns im Zusammenspiel mit einem Hoch bei Spitzbergen, das sich nach Skandinavien ausweitet, wahrscheinlich einen Nachschlag in Sachen Winterwetter bringt. Zwischen den angesprochenen beiden Druckgebilden etabliert sich eine kräftige Nordströmung über Schweden und Finnland, die Polarluft südwärts führt. So erreicht diese bereits am Donnerstag das Baltikum und den Raum Stockholm.
Waren es in den vergangenen Tagen zunächst nur einzelne Modelle und innerhalb der Modelle nur einzelne Rechenläufe, die die Kaltluft bis zu uns vorstoßen ließen, so ist mit Stand von heute Vormittag (12.03.2018) doch eine relative Einigkeit für Winterwetter entstanden. Auf ihrem weiteren Weg nach Süden und Westen, antizyklonal (im Uhrzeigersinn) um das Hoch über Skandinavien herum, soll die Polarluft am Freitag bereits den äußersten Nordosten Deutschlands erreichen und am Samstag weiteren Boden nach Süden und Westen "gut machen". Wie gut ihr das letztlich gelingt, darüber bestehen dann aber doch noch größere Unsicherheiten. Tiefdruckgebiete über dem Ostatlantik und dem nördlichen Mittelmeerraum "stemmen" sich ihr nämlich mit deutlich milderer Luft entgegen. Süddeutschland könnte somit zumindest vorerst von der Kaltluft verschont bleiben.
Richtig eisig wird es am Wochenende wahrscheinlich in Norddeutschland, denn die polare Luftmasse fließt nicht langsam ein, sondern wird mit einem Oststurm rasch westwärts getrieben. Die Temperatur, die rund 10 Grad unter den für die Jahreszeit üblichen Werten läge, würde sich somit bei Böen bis zu Sturmstärke noch kälter anfühlen. Aber auch ohne den Hinweis auf die gefühlte Temperatur sind Höchstwerte, die gebietsweise nicht über 0 Grad hinaus kämen, eine "Hausnummer". An der Ostseeküste kann sich zudem wieder der Lake-Effekt einstellen, der dort erst Ende Februar teilweise für chaotische Verhältnisse durch kräftigen Schneefall mit Schneeverwehungen sorgte. Für Details ist es aber in dieser Stelle noch zu früh, auf das Potenzial sei aber hingewiesen. Auch an der Grenze zur milderen Luft im Süden, wo auch immer diese dann liegen mag, kann es zu Schneefällen kommen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Winter will noch nicht locker lassen und könnte gerade im Norden und der Mitte Deutschlands für Wetterbedingungen sorgen, die auch einem Januartag gut ins Gesicht stehen würden. Wer also nach den vergangenen milden Tagen die Winterutensilien schon in die Schränke verstaut hat, sollte diese lieber wieder hervorkramen.
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.03.2018
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