Wenn man an den März denkt, dann kommt einem schnell der Frühlingsanfang in den Sinn, sei es der statistisch-meteorologische oder der astronomische. Die spürbar kräftiger werdende Sonne taucht die in allmählich zartem grün erscheinende Natur in ein helles, warmes Licht. Ein Besuch im Eiscafe, ein Sonnenbad in leichter Bekleidung - keine Frage, das Wetter kann im März schon richtig frühlingshaft sein und Lust auf den Sommer machen. Es ist nur verständlich, dass man sich nach der langen dunklen, mitunter kalten Jahreszeit nach Licht und Wärme sehnt und entsprechende Erwartungen an den März stellt. Doch nüchtern-wissenschaftlich betrachtet, tut man dem März damit Unrecht. Der März ist ein Monat der recht verlässlichen Ambivalenz. Denn nicht selten tritt er aus meteorologischer Sicht als Frühlingsmonat und Wintermonat zugleich auf. Kaltlufteinbrüche mit Schneefällen sind im März nämlich keine "Laune der Natur", sondern ein Regelfall. Deswegen wird der "Märzwinter" auch zu den meteorologischen Singularitäten gezählt wie beispielsweise das Weihnachtstauwetter oder die Siebenschläferregel.
Den Fakten zum Trotz wird es sie trotzdem immer geben, die hohen Erwartungen an den März als Frühlingsmonat, teilweise geschürt durch prachtvolle Bilder in Film und Fernsehen. Aber zugegeben, die Wucht des vergangenen Kaltlufteinbruchs mit Dauerfrost, mäßigen bis strengen Nachtfrösten und mitunter einer ordentlichen Portion Schnee, inklusive Verwehungen, war bemerkenswert und kommt so sicher nicht jedes Jahr vor. Eine ähnliche Situation gab es zuletzt im März 2013, also immerhin vor 5 Jahren. Es geht aber noch heftiger: 1987 fiel im März quasi deutschlandweit immer wieder Schnee, in den Mittelgebirgen türmten sich die Schneemassen teilweise über einen Meter hoch. Die Monatsmitteltemperatur lag bei -0,4 Grad und damit 2,5 Grad niedriger als bisher im März 2018 (2,1 Grad Celsius) und 0,6 Grad niedriger als im März 2013 (0,2 Grad Celsius). Weitere erwähnenswerte Vertreter ihrer Zunft in der jüngeren Vergangenheit sind die Märzwinter 2006 (Mittel: 1,5 Grad Celsius) und 1996 (Mittel: 1,0 Grad Celsius).
Die wesentliche Ursache für die Kaltlufteinbrüche im März ist leicht zu umschreiben. Vor allem in den hohen Breiten, in Skandinavien und Sibirien im Speziellen, lagert zu dieser Zeit noch reichlich Kaltluft, die bei richtiger "Anströmung" bis nach Mitteleuropa "ausbrechen" kann. Besonders effektiv passiert dies, wenn sich beispielsweise am Südrand einer nordeuropäischen Hochdruckzone eine östliche Strömung über Deutschland einstellen kann. Die arktische Kaltluft gelangt dabei über die noch kalten und oft schneebedeckten Kontinentalflächen Osteuropas unwesentlich erwärmt zu uns. Gegen diese eisige Luftmasse kann auch die zunehmend an Kraft gewinnende, wärmende Märzsonne dann nicht mehr viel ausrichten, vor allem, wenn ein böiger Wind die gefühlte Temperatur nochmal ein Stück nach unten treibt. So geschehen in den vergangenen Tagen. Erst im April und Mai wird das Kältereservoir im "hohen Norden" sowie über Osteuropa und Asien rasch kleiner, womit späte Kaltlufteinbrüche immer unwahrscheinlicher werden und tendenziell weitaus schwächer ausfallen als noch im März.
Sie sehen, Kaltlufteinbrüche im März sollte man als so selbstverständlich ansehen wie Spekulatius zur Vorweihnachtszeit in den Supermarktregalen - oder das Thema des Tages des Deutschen Wetterdienstes.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.03.2018
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