Tief JOI II zieht derzeit direkt über Deutschland seine Kreise. Dabei ist sie nur ein Teil einer Tiefdruckrinne, die sich vom Atlantik über die Britischen Inseln bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Die große Schwester JOI I hat sich über England eingenistet. Unser mächtiges Hoch "Martin" thront dagegen weiter im Norden Europas und dominiert die Gebiete von Island bis weit nach Russland hinein (vgl. Abb. 1). Für die Tiefdruckrinne um JOI II ist das Hoch Martin somit eine Art Bollwerk, sodass sich die Rinne nur langsam nordwärts verlagert. Erst wenn sich Martin zum Samstag splittet und seinen Schwerpunkt nach Russland verlagert, ist der Weg für JOI II nach Norden frei. Zu diesem Zeitpunkt hat das Tief aber schon deutlich an Stärke eingebüßt.
Für das Wetter in Deutschland zeichnet sich JOI II also etwa bis Samstag verantwortlich. Vor allem am heutigen Freitag lässt sie genau über Deutschland ihre Muskeln spielen. Auf ihrer Ostflanke mit Kern über der Mitte des Landes wird warme und feuchte Luft aus südlichen Gefilden herangeführt und ins Land transportiert. Auf der Südwest- und Südflanke strömt dagegen kühlere Atlantikluft ein. Auf der West- und Nordwestseite gleitet die warme Luft schließlich über die kühlere Atlantikluft auf und wird somit gehoben. Die Folge sind schauerartig verstärkte und länger anhaltende ergiebige Regenfälle. In einem Zeitraum von 12 Stunden können dabei durchaus Regenmengen von 30 bis 50 mm fallen. Lokal sind auch etwas höhere Summen nicht ausgeschlossen.
Im Norden und Osten kommen dagegen im Tagesverlauf starke, teils sogar schwere Gewitter auf. Aufgrund vom Modell simulierter stündlicher Regensummen zwischen 15 und 30, lokal auch bis 40 mm besteht dort die größte Unwettergefahr ebenfalls durch den Starkregen. In der warmen Luft im Zusammenspiel mit eventuellem Sonnenschein sind durch das verfügbare Energiedargebot aber auch kräftigere Gewitterzellen mit Sturmböen bis 85 km/h und Hagel um 2 cm durchaus im Bereich des Möglichen. Vor allem von Polen her, wo die Sonne teilweise noch ungehindert scheint, könnten sich mit der östlichen Strömung organisierte Strukturen nach Deutschland verlagern (vgl. Abb. 2).
Ganz ungeschoren kommt aber auch der Süden nicht davon. Nach einzelnen kurzen Gewittern am Morgen soll am Nachmittag und Abend das Gewitterpotential nochmals ansteigen. Da dort jedoch trockenere Luft eingesickert ist und auch die Höhenwinde zu wünschen übrig lassen, dürften die Gewitter schwächer ausfallen. Regenmengen bis 20 mm und starke bis stürmische Böen können als Begleiterscheinung aber dennoch auftreten.
Zum Samstag verlagern sich die Schauer und Gewitter immer weiter nach Norden und Nordosten, um schließlich über die Ostsee abzuziehen. Abgesehen vom Westen und später auch Norden Deutschlands, in die ein atlantischer Tiefdruckwirbel am Wochenende Wolkenpakete schickt, lockern die Wolken immer mehr auf und die Sonne kann länger scheinen. Zur neuen Woche soll sich dann allmählich hoher Luftdruck über Mittel- und Westeuropa durchsetzen, dessen Schwerpunkt sich langsam nach Südskandinavien verlagert. Da weite Teile Deutschland auf der kälteren Seite des Hochs verbleiben, lassen nach derzeitigem Stand nordöstliche bis östliche Winde trotz reichlich Sonnenscheins Temperaturen nur zwischen 18 und 26 Grad zu. Bei südwestlicher Strömung wären sogar sommerliche Temperaturen um 30 Grad möglich.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.04.2018
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