Sturzfluten


Bereits am 13. Mai sorgten in Mitteldeutschland schwere Gewitter, die sich in einer Tiefdruckrinne bildeten, für zahlreiche vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Am vergangenen Donnerstag sind in Teilen des Vogtlands durch stationäre Gewitter über 150 l/qm Regen in wenigen Stunden gefallen. Die Folge waren größere Überschwemmungen. Am gestrigen Sonntag waren Teile des Hunsrücks und einige Orte in Nord- und Mittelhessen von Überflutungen betroffen. Auch hier war die Ursache sich nur sehr langsam verlagernde Gewitter, die über 100 l/qm in kurzer Zeit brachten. Spitzenreiter war die Station Bruchweiler im Kreis Birkenfeld mit über 147 l/qm in 3 Stunden.

In diesem Mai scheinen sich Sturzfluten zu häufen. Ursache dafür ist eine bestimmte Wetterlage, die als ?Tief Mitteleuropa? bezeichnet wird und seit Mitte Mai mit kurzen Unterbrechungen die vorherrschende Wetterlage ist. Kennzeichen für diese Wetterlage ist zunächst ein Hoch über dem Nordmeer und Skandinavien, das die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete in diesem Bereich blockiert. Südlich dieses Hochdruckblocks herrscht in der Regel zumeist schwacher Tiefdruckeinfluss, der aber oft bis in höhere Schichten wirksam ist. In der feuchten subtropischen Luft, die südlich des Hochdruckgebiets liegt, bilden sich tagsüber immer wieder Gewitter, die durch den kaum vorhanden Höhenwind nur sehr langsam ziehen und somit lokal eng begrenzt sintflutartigen Regenmengen bringen können. Häufig kommt bei solchen Lagen noch hinzu, dass die Gewitter entgegen ihrer Zugbahn anbauen. Das heißt, das Gewitter zieht beispielsweise nach Nordwesten, aber an seinem Südende bilden sich immer wieder neue Gewitterzellen, sodass wiederholt Gewitter über ein und denselben Ort ziehen. Dies war auch am Donnerstag im Vogtland und gestern im Hunsrück der Fall.

Zuletzt gab es eine ähnlich stabile Wetterlage mit Tief über Mitteleuropa vor genau 2 Jahren von Ende Mai bis Mitte Juni, die zu massiven Schäden geführt hat. Zu erwähnen sei hier unter anderem die Flut von Braunsbach am 30.05.2016. Damals lag das Tiefdruckzentrum genau über Deutschland. In diesem Jahr ist das Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa nicht ganz so kräftig ausgeprägt und befindet sich mit seinem Zentrum über Frankreich. So wird der Nordosten Deutschlands schon längere Zeit durch das Hochdruckgebiet über Skandinavien dominiert, das dort schon über Wochen für Trockenheit sorgt. In Teilen Brandenburgs wurde sogar die höchste Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen.

Diese Wetterlage ist im Allgemeinen sehr stabil. So kommt es auch in den nächsten Tagen wieder zu unwetterartigen Gewittern. Begleiterscheinungen sind in erster Linie heftiger Starkregen und Hagel, sodass erneut mit Sturzfluten gerechnet werden muss. Nach einem relativen Minimum am heutigen Montag, an dem unwetterartige Gewitter nicht mehr ganz so häufig wie gestern auftreten, nimmt die Gewitteraktivität am Dienstag, abgesehen vom Nordosten, wieder deutlich zu. Am Mittwoch konzentrieren sich die Gewitter dann wahrscheinlich vorwiegend auf die Mitte. Ab Freitag gelangt von Nordosten allmählich etwas trockenere Luft nach Deutschland, sodass die Gewitteraktivität in die Südwesthälfte verdrängt wird.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.05.2018

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