Die seit Dienstag andauernde Hitzewelle, welche am Donnerstag und am gestrigen Freitag mit Tageshöchsttemperaturen von 37 °C ihren Höhepunkt erreichte, sorgte dafür, dass vor allem in der Westhälfte Deutschlands und dann - und das ist bemerkenswert - auch im Norden die vergangenen Nächte als "warm und stickig" empfunden wurden. Beispielsweise registrierte man in Hamburg-Neuwiedenthal heute früh um 06:00 Uhr UTC ein Temperaturminimum von 21,0 °C! Man schlief meistens schlecht und auch geöffnete Fenster bescherten in den aufgeheizten Wohnungen kaum Abkühlung.
Die Temperatur sank insbesondere in den Innenstädten vielerorts nicht unter die 20-°C-Marke, in solchen Fällen spricht man im klimatologischen Sinne von einer "Tropennacht". Auf der unten stehenden Karte finden Sie die Tiefsttemperaturen der vergangenen Nacht und ihre Isothermen. Man beachte besonders die fette gelbe 20-°C-Isotherme, die große Teile des Nordens und Nordwestens umfasst. Insgesamt war es in den beiden vergangenen Nächten im Ruhrgebiet, aber auch im Osnabrücker Land und in Ostwestwalen am wärmsten.
Die für den heutigen Sonnabend und die Nacht zum Sonntag erwartete und mit Blitz und Donner einhergehende Passage eines atlantischen Frontensystems bringt nur vorübergehend etwas Abkühlung, denn das steuernde und für hochsommerliche Verhältnisse durchaus mächtige Tiefdruckgebiet JULI zieht nicht über Europa hinweg sondern verharrt bis zu seiner Auffüllung über dem Nordostatlantik. Daher macht sich bereits am morgigen Sonntag rasch wieder Hochdruckeinfluss breit, die Sonne kann erneut kräftig einheizen und die Temperaturen wieder auf Werte um 30 °C treiben.
Spätestens am Montag werden gebietsweise wieder Temperaturen um 35 °C erreicht und erneut wird es "schwül". Schwüle ist ein subjektives Empfinden, es gibt keine eindeutige, meteorologisch fundierte Definition. Man kann aber eine "Schwülegrenze" anhand einer Kombination von Werten im Temperatur-Feuchte-Milieu festlegen. Ausgangspunkt einer vereinfachten Betrachtung ohne die Berücksichtigung von Wärmestrahlung, Luftbewegung sowie körperlicher Aktivität ist ein absoluter Wert, und zwar ein Dampfdruck von 18,8 hPa, der einem Taupunkt von 17 °C entspricht.
Je höher die Lufttemperatur ist, desto geringer wird die zur Realisierung eines Dampfdruckes von 18,8 hPa notwendige relative Feuchte. Bei einer aktuellen Temperatur von ca. 17 °C beträgt der Sättigungsdampfdruck gerade 18,8 hPa, d.h. es müssen etwa 100 % relative Feuchte herrschen, um Schwüle zu erreichen. Bei 20 °C werden immerhin 80 %, bei 30 °C noch 44 % und bei 40 °C nur ca. 25 % relative Luftfeuchte benötigt, um das Milieu als schwül zu empfinden.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.07.2018
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