Außergewöhnliche Witterungsverhältnisse - Die Sonne macht Überstunden


Neben viel Sommerwärme, die aktuell in einer historischen Hitzewelle gipfelt, schien seit April die Sonne gefühlt ohne Ende. Sonnencreme und Sonnenhüte sind in diesem Jahr sicherlich top Verkaufsschlager und den Sommerurlaub am Mittelmeer hätte man genauso gut an den heimischen Nord- und Ostseestränden verbringen können. Während die Kinder auch zuhause traumhaftes Ferienwetter erleben, hat der dauerhafte Sonnenschein in Kombination mit den überdurchschnittlich hohen Temperaturen und fehlenden Niederschlägen auch seine Schattenseiten. Die Ursache für diese außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse sind die seit Monaten vorherrschenden sehr beständigen beziehungsweise sich immer wieder regenerierenden Blockinglagen. Dabei wird die in gemäßigten Breiten übliche Westströmung unterbrochen und die normalerweise von West nach Ost gerichtete Verlagerung atlantischer Tiefdruckgebiete verhindert. Anstelle dessen dominieren vom mittleren Nordatlantik bis nach Skandinavien Hochdruckgebiete. Kurze Unterbrechungen dieser Wetterlage blieben meist von kurzer Dauer.


Schauen wir uns die Sonnenstunden der letzten Monate etwas näher an (Abbildung 1). Schon der April war sehr sonnenscheinreich. Besonders in der Südosthälfte Deutschlands schien die Sonne das 1,5- bis 2-fache des vieljährigen Mittels. Im Mai machte die Sonne dann vor allem in der Nordhälfte zahlreiche Überstunden und schien von Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg-Vorpommern über 350 Stunden. Damit konnte man dort die Sonne durchschnittlich rund 12 Stunden am Tag sehen, was etwa 80 Prozent der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer entspricht! Spitzenreiter war mit 388 Stunden (160% des vieljährigen Mittels) List auf Sylt, die nördlichste Wetterstation Deutschlands. Nur im Juni legte die Sonne eine winzige Verschnaufpause ein. Mit 218 Sonnenstunden im Deutschlandmittel (Referenzperiode: 1961-1990: 203 Stunden) war die Sonnenscheindauer aber dennoch etwa im Normalbereich. Mit neu getankter Kraft gab die Sonne im Juli noch einmal alles und verwöhnte uns vielerorts mit 300 bis 350 Sonnenstunden, mit den meisten Sonnenstunden an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und in Teilen Sachsen-Anhalts. Damit erlebten wir nach 2006 den zweitsonnigsten Juli seit Messbeginn im Jahre 1950. Nur in den süddeutschen Mittelgebirgen war die Sonne des Öfteren von Wolken verdeckt.


In Abbildung 2 werden für einige Städte die Sonnenstunden von April bis Juli 2018 mit den Referenzperioden 1961-1990 (blau) und 1981-2010 (gelb) verglichen. Anders als die Temperatur ist in den letzten Jahrzehnten die Sonnenscheindauer kaum gestiegen. Klar zu erkennen ist, dass in allen Städten die Sonne zu dieser Zeit 2018 (rot) deutlich häufiger (etwa 1/3 mehr als im vieljährigen Mittel) am Himmel zu sehen war als sonst üblich.


Während sich Sonnenanbeter über den Dauersonnenschein freuen, hat dieser aber buchstäblich auch seine Schattenseiten. In Kombination mit dem seit Monaten andauernden Niederschlagsdefizit und den aktuell heißen Temperaturen ist in vielen Landesteilen mittlerweile eine verheerende Dürre entstanden. Landwirte klagen über beträchtliche Ernteeinbußen und auf Wiesen ist kaum mehr ein grüner Grashalm zu finden. Immer mehr Bäume verfärben sich bereits und werfen ihre Blätter ab. Die Flusspegel sinken weiter und schränken die Schifffahrt auf den deutschen Wasserstraßen ein. Kleinere Flüsse sind mancherorts bereits komplett ausgetrocknet, sodass man auch ohne Brücke trockenen Fußes das Flussbett überqueren kann. Lediglich die Winzer freuen sich Dank der Wärme und des Sonnenscheins auf einen besonderen Weinjahrgang.


Nach den vor allem in der Nordhälfte am heutigen Sonntag etwas erträglicheren Temperaturen, nimmt die Hitze ab morgen einen neuen Anlauf, sodass wir am Dienstag und Mittwoch wieder verbreitet bei Spitzenwerten zwischen 33 und 38 Grad schwitzen werden. Selbst an den Küsten kann es nochmals sehr warm bis heiß werden. Nur in die Nordwesthälfte sickern am Mittwoch möglicherweise bereits kühlere Luftmassen. Dieser Luftmassenwechsel geht wohl auch mit teils kräftigen Schauern und Gewittern einher. Im Süden und Osten kann sich die Hitze allerdings noch bis Donnerstag halten, bevor man sich ab Freitag auch dort bei Temperaturen unter 30 Grad von der Hitze erholen kann.


Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.08.2018

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