Deutschland feiert die Wiedervereinigung. Wie an jedem 03. Oktober eines Jahres finden auch am heutigen Mittwoch wieder die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit statt. Die offizielle Feier wird übrigens seit 1990 in der Landeshauptstadt des Bundeslandes ausgerichtet, das zu diesem Zeitpunkt den Vorsitz im Bundesrat innehat. Wie wir selbstverständlich alle noch aus dem Politikunterricht wissen, rotiert das Amt des Bundesratspräsidenten jährlich zwischen den Regierungschefs der 16 deutschen Länder. Zudem ist der Präsident des Bundesrats gleichzeitig Stellvertreter des Bundespräsidenten. Amtierender Bundesratspräsident ist Michael Müller aus Berlin, weshalb die offizielle Party in diesem Jahr in Berlin unter dem Motto: "Nur mit Euch" steigt. Doch nun will ich Sie nicht weiter mit diesen uns täglich vertrauten Dingen langweilen ;) Auch in der Meteorologie werden wir täglich mit einem Sammelsurium an Einheiten konfrontiert. Diese sind (glücklicherweise) aber selbstredend nicht politischer, sondern physikalischer Natur - schließlich beschreibt die Meteorologie die Physik der Atmosphäre. Nachfolgend ein kleiner Auszug...
Temperatur
Seit Jahren haben wir uns an die Celsius-Skala (°C) gewöhnt, die auf den am 27. Januar 1701 in Uppsala geborenen Astronomen Anders Celsius zurückgeht. Ursprünglich teilte er die Temperaturskala auf einem Quecksilberthermometer in hundert Teile und legte 0 Grad Celsius am Siedepunkt reinen Wassers und 100 Grad Celsius am Gefrierpunkt geschmolzenen reinen Eises fest. Carl von Linne tauschte dann die Fixpunkte, so dass die Einteilung der Skala entstand, wie wir sie heute kennen. Offizielle SI-Basiseinheit in der Thermodynamik ist allerdings Kelvin (K), wobei 0 Kelvin als absoluter Nullpunkt der Temperatur bei -273,15 Grad Celsius definiert ist. Die Abstände unterschiedlicher Zahlenwerte sind dabei gleich groß, das heißt die Differenz beispielsweise zwischen 20 und 30 Grad Celsius beträgt sowohl 10 °C als auch 10 K. Da Temperaturdifferenz in der Meteorologie offiziell die Einheit Kelvin nach sich zieht, liest man in Monatsrückblicken hin und wieder auch: "Der September 2018 lag mit einer Mitteltemperatur von 15,1 Grad Celsius 1,8 K über dem langjährigen Mittel." Um Missverständnisse in der Öffentlichkeit zu vermeiden, wird aber diesbezüglich immer häufiger auch mit Grad Celsius operiert ("um 1,8 Grad zu warm"). Die Reaumur-Skala (°Re) gilt mittlerweile als veraltet, da sie der Ausdehnung von Ethanol (und nicht Quecksilber) zugrunde liegt, das kein lineares Ausdehnungsverhalten aufweist. Diese Nichtlinearität verhindert gleich große Temperaturdifferenzen für alle Bereiche auf der Skala, was Auswertungen und Vergleichbarkeit erheblich erschwert. In den USA erfreut sich nach wie vor die Fahrenheit-Skala (°F) großer Beliebtheit. Sollten sie dort unterwegs sein und Probleme mit der Umrechnung haben, so merken sie sich einfach, dass 100 Grad Fahrenheit in etwa der Körpertemperatur eines gesunden Menschen entsprechen. "Puuh, was für eine Hitze!"
Druck
Was wäre ein Wetterbericht ohne eine Bodenwetterkarte. In der Regel sind dabei die Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren) und Fronten dargestellt. Die Einheit des Luftdrucks ist nach dem französischen Mathematiker und Physiker Blaise Pascal (Pa) benannt und als Kraft pro Fläche definiert - sprich, welche Schwerkraft übt das Gewicht einer Luftsäule auf eine bestimmt Fläche aus. Aus historischen Gründen sowie der Übersichtlichkeit halber wird in der Meteorologie Hektopascal (hPa, hekto=hundert) verwendet, die praktischerweise der früheren Einheit Millibar (mbar) eins zu eins entspricht. Auf alten Quecksilberbarometern findet man noch eine Millimeterskala, um den Luftdruck in Torr zu ermitteln (1 Torr = 1 mm Quecksilber).
Wind
Die Beaufort-Skala (Bft) hat sich ebenfalls in zahlreichen Disziplinen mit Bezug zur Meteorologie bewährt. Vor allem in der maritimen Wettervorhersage sind Stärke von Mittelwinden und Böen an die Beaufort-Skala gekoppelt. Küstenwarnungen werden beispielsweise ab mittleren Windstärken von 5 bis 6 Bft ausgegeben. Die offizielle SI-Einheit ist allerdings Meter pro Sekunde (m/s), deren Einfluss aber zumindest im täglichen Umgang immer mehr schwindet. Anschaulicher verhält es sich da schon mit Kilometern pro Stunde (km/h), erinnert es doch an gängige Fahrtgeschwindigkeiten von Autos, Motorrädern, Zügen, etc. In der Luftfahrt und Nautik hingegen sind Knoten (kn/kt) noch fest verankert. Einfache Umrechnungstabellen zwischen den Einheiten finden sich zuhauf in der Literatur und im Netz.
Die erwähnten Begriffe und Einheiten und vieles mehr können Sie bei Bedarf gerne in unserem Wetterlexikon auf der DWD-Homepage nachschlagen (www.dwd.de/lexikon). Ihnen allen einen einheitlich entspannten Feiertag!
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.10.2018
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