Am frühen Abend kurz vor Sonnenuntergang steigt der riesige Ballon mit seinem vergleichsweise kleinen "Körbchen" samt sechs Mitfahrern in die Lüfte. Mit jedem Brennerstoß gewinnt der Ballon an Höhe bis er über der Grenzschicht in klarer Luft dahinschwebt und die dreckigen Abgase der großen Städte unter sich lässt. Von der Fahrt ist nichts zu spüren. Kein Laut ist dort oben zu hören. Die Menschen sind so klein wie Spielzeugfiguren. In der Ferne ist der Stau auf einer nahen Autobahn zu sehen. Wir schweben dem Alltag davon, frei wie ein Vogel. Allein der Wind legt fest, wohin wir treiben. Es war unser vierter Anlauf, diese Ballonfahrt überhaupt durchzuführen, denn kaum ein anderes Luftfahrterlebnis ist so wetterabhängig wie das mit einem Heißluftballon.
Ballonfahren ist grundsätzlich das gesamte Jahr über möglich, im Winter sogar den ganzen Tag über. Im Sommer werden Ballonfahrten jedoch nur morgens und abends angeboten. Warum? Weil die Sonneneinstrahlung im Sommer so stark ist, dass tagsüber Thermik einsetzt (siehe Thema des Tages vom 09.09.2018). Die dabei entstehenden Turbulenzen kann der Pilot nicht ausgleichen und so wäre eine Ballonfahrt zu gefährlich. Auch bei zu starkem Bodenwind kann ein Ballon weder starten, noch landen.
Um den Heißluftballon in die Luft zu bekommen, wird mit einem Ventilator zunächst Luft in den am Boden liegenden Ballon geblasen. Hat sich die gesamte Hülle entfaltet, wird die Luft im Inneren mit dem Brenner erhitzt und wenige Minuten später richtet sich der Ballon allmählich auf. Während dieses Prozesses darf der Wind nicht mehr als etwa 10 Knoten (18 km/h, Bft 3) betragen, auch böig darf es nicht sein. Ebenso wäre es von Vorteil, wenn der Wind nicht ständig dreht und somit seine Richtung ändert. Der Ballon bietet eine riesige Angriffsfläche für den Wind. Wenn er sich aufgrund böigen und dabei drehenden Windes ständig in eine andere Richtung bewegt, ist es unglaublich schwer, die Luft im Inneren der Hülle zu erhitzen, damit sich der Ballon aufrichtet. Bei der Landung müssen ähnliche Voraussetzungen gelten, denn nun muss der Ballon aus der Senkrechten wieder in die Waagerechte gebracht und eingepackt werden. Dazu muss die Luft aus der Ballonhülle zunächst durch ein Ventil am oberen Ende des Ballons entweichen. Dieser sinkt dann zu Boden und dort wird der Rest der Luft letztlich mit vereinter Mannes- und Frauenkraft herausgedrückt. Die Landung selbst kann bei zu viel oder zu böigem Wind auch mal holprig mit mehreren Aufsetzern oder mit einem umkippenden Korb verlaufen. Denn, der Ballon ist träge, wird also mit dem Wind weitergetrieben und stoppt nicht einfach am Ort der Landung. Um das zu vermeiden, sollte am Boden ein nur schwacher Wind wehen, sonst bewegt sich der Ballon mit der Windgeschwindigkeit, mit der sich eben noch fortbewegt wurde, weiter, während der Korb bereits den Boden berührt.
Bei Gewittern, nahenden Fronten oder Niederschlag wird auch kein Ballon aufsteigen. Gewitter stellen ohnehin eine Gefahr dar. Der Wolkenaufzug im Zuge einer Front ist mit zunehmend schlechten Lichtverhältnissen verbunden. Zudem droht Niederschlag einzusetzen. Den Ballon nach einem Regenguss einfach zum Trocknen auf die Leine zu hängen, ist auch noch niemandem geglückt. Zudem geht Niederschlag meist mit schlechten Sichten einher und diese sind tatsächlich ausschlaggebend bei der Entscheidung, ob ein Ballon fahren kann oder besser am Boden bleiben sollte. Jedes Luftfahrzeug muss nämlich eine Sicherheitsmindesthöhe einhalten, so auch ein Heißluftballon. Hängen die Wolken tiefer als jene Höhe (1500 Fuß), darf nicht gefahren werden. Dass bei Nebel nicht gestartet wird, ist selbsterklärend, schließlich muss der Pilot den Boden immer sehen können. Die Landung könnte sonst sehr hart werden. Außerdem wollen die zahlenden Passagiere ja auch etwas von diesem schönen Erlebnis haben und nicht durch trübe Nebelsuppe dahingleiten.
Jetzt möchte einer meinen, im vergangenen Sommer ist jeden Tag ein Heißluftballon gestartet. Durchaus war der Sommer 2018 ein guter Ballonsommer für manches Unternehmen. Jedoch war der vergangene Sommer auch häufig sehr heiß. Bei zu hohen Temperaturen macht eine Ballonfahrt auch keinen Spaß mehr. Selbst wenn die Temperatur mit zunehmender Höhe abnimmt, ist ab 30 Grad kaum mehr an eine Ballonfahrt zu denken. Erstens sinkt die Tragkraft stark. Also jene Fähigkeit des Ballons, den Korb samt Passagieren zu halten bzw. mit Korb und Passagieren aufzusteigen. Das heißt, je heißer es ist, desto geringer ist die Tragfähigkeit, sodass unter Umständen ab einer bestimmten Höhe kein Steigen mehr möglich ist. Zweitens wird es unter dem Brenner so heiß, dass unangenehme gefühlte Temperaturen im Korb in Kopfhöhe der Passagiere entstehen.
Viele Wetterelemente beeinflussen die Entscheidung der Ballonfahrer, ob ihr Heißluftballon in die Höhe steigen kann oder nicht. Die Sicherheit aller sollte dabei aber immer im Vordergrund stehen. Auch wenn es manchmal schwer ist, einen Termin zu finden, ist es ein fantastisches Erlebnis und nur zu empfehlen. Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, mal solch eine Fahrt zu machen, nur zu! Lassen Sie sich von den Wetterbedingungen, die für eine sichere Ballonfahrt herrschen müssen, nicht abschrecken! Denken Sie vielmehr an die alte Ballonfahrerweisheit: Lieber am Boden stehen und wünschen man wäre oben als in der Luft zu sein und man wünschte, man stünde am Boden!
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.10.2018
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst