Nachdem vor gut einer Woche in Teilen Süddeutschlands der Winter eine erste "Duftmarke" gesetzt hat (siehe Thema des Tages vom 28.10.2018), ist inzwischen längst wieder mildes Herbstfeeling zurückgekehrt. So rasant es das zarte Weiß wieder dahingerafft hat, so rasant schnellte das Quecksilber in die Höhe. So lagen die Höchstwerte am gestrigen Montag mit föhniger Unterstützung am Alpenrand verbreitet oberhalb der 20 Grad-Marke. Beispielsweise wurden in Holzkirchen südlich von München 22,4 Grad gemessen, in Rosenheim 22,1 Grad. Etwas weiter östlich an der österreichischen Grenze wurden am Salzburger Flughafen sogar 23,6 Grad erreicht. Ähnliche Größenordnungen sind auch am heutigen Dienstag für die Region noch einmal zu erwarten, bevor es im Laufe der Woche von Westen etwas wechselhafter und kühler wird. Von Rekordwerten sind wir allerdings noch ein Stück weit entfernt. Die höchste Maximumtemperatur eines Novembertages seit 1961 von 25,8 Grad vom 06. November 1997 in Altenstadt wurde gestern doch um mehr als 5 Grad verfehlt (Maximum 20,1 Grad). Ähnlich erging es München mit dem Allzeitrekord von 23,7 Grad - ebenfalls registriert am 06. November 1997 (am gestrigen Montag gerade einmal 17,9 Grad). Irgendwie aber auch beruhigend, wenn im voraussichtlich wärmsten Jahr seit Aufzeichnungsbeginn nicht bei jeder Süd- oder Südwestlage gleich neue Rekorde purzeln, oder? Immerhin wurden gerade erst im vergangenen Monat zahlreiche Langezeitrekorde vor allem in Norddeutschland pulverisiert.
Und wie geht es nun wetter- und im speziellen temperaturtechnisch weiter? Immerhin steht in nicht einmal vier Wochen der erste Advent vor der Tür, beziehungsweise können besagte am Adventskalender wieder geöffnet werden. Beim Blick auf die Luftdruckverteilung über Europa zeigt sich dabei einmal mehr frappierend offensichtlich DAS Muster der letzten Monate - nämlich eine stark meridional geprägte Wetterlage (Süd antizyklonal, kurz: Sa) mit den Protagonisten Tief Nordostatlantik und Hoch Mittel-/Osteuropa. Dazwischen gelangt mit einer südlichen Strömung weiterhin milde Luft zu uns. Das schließt gleichwohl nicht aus, dass lokal sowohl persistente Nebelfelder in Flussniederungen als auch Streifschüsse schwacher Tiefausläufer (vor allem im Westen und Nordwesten) für gelegentliche Einschränkungen sorgen. Der grundsätzliche Wettercharakter wird für die meisten aber ein freundlich-milder und weitgehend trockener bleiben.
Das zeigt sich eindrucksvoll auch in der beigefügten Abbildung, in der unterschiedliche Vorhersagemodelle (ICON vom DWD, IFS vom Europäischen Zentrum (EZMW) sowie GFS vom amerikanischen Wetterdienst) für den Zieltermin Beginn nächster Woche miteinander verglichen werden. Dabei sticht nicht nur die weitgehende Einigkeit der Modelle untereinander sofort ins Auge, auch die Abweichungen zur aktuellen Situation sind nur marginal. Exemplarisch dargestellt finden Sie zudem noch im unteren Bereich die prognostizierten Windrichtungen bis zum 20. November für Köln (links) und Berlin (rechts). Auch in den Ensemblevorhersagen (siehe DWD Lexikon oder Thema des Tages vom 21.03.2018) des IFS dominieren demnach durch die Bank südliche Windrichtungen.
Fazit: Eine nachhaltige Wetterumstellung - geschweige denn zu frühwinterlichen Verhältnissen - findet auf absehbare Zeit (vorerst) nicht statt. Im Gegenteil, Süd bleibt Trumpf.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.11.2018
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