In der Nordwesthälfte Deutschlands stehen vorübergehend feuchte Zeiten an. Und um mal eine ganz verwegene Theorie zu äußern: Die Mehrheit wird dem anstehenden Regen in Anbetracht der zurzeit bestehenden außerordentlichen Trockenheit eher wohlgesonnen sein. Ein kräftiger und umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem Nordostatlantik entwickelt genug "Power", sodass sich dessen Ausläufer gegen den kontinentalen Hochdruckblock über Mitteleuropa zumindest in Teilen durchsetzen können. Im Westen, Norden und in Teilen der Mitte darf man sich bis einschließlich Dienstag über zeitweiligen Regen, mitunter auch Schauer oder gar einzelne Gewitter freuen.
Etwa nordwestlich einer Linie von Südbaden über Hessen bis nach Mecklenburg werden bis Dienstagabend nennenswerte und erstmals seit längerer Zeit ziemlich flächendeckende Niederschlagsmengen zwischen 10 und 20 Liter pro Quadratmeter erwartet (siehe Grafik auf https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/11/10.html). Im Bereich der westlichen Mittelgebirge, also rund um Eifel, Hunsrück, Westerwald und Rothaargebirge, akkumulieren sich die Niederschläge gebietsweise auf Mengen um 30, in Staulagen möglicherweise auch auf um 40 Liter pro Quadratmeter. Die extrem niedrigen Pegel der großen Flüsse, wie beispielsweise des Rheins, werden dadurch mit einer gewissen Verzögerung leicht ansteigen können - vermeintlich aber nicht in dem Maße, dass das Niedrigwasser und die eingeschränkte Schifffahrt der Vergangenheit angehören werden. In weiten Teilen des Südens und Ostens werden steigende Flusspegel ziemlich sicher kein Thema sein, denn die Tiefausläufer verlieren nach Südosten hin zunehmend ihre Wirkkraft bzw. kommen gegen das osteuropäische Hochdruckbollwerk kaum an. Somit fällt zwar gebietsweise messbarer, aber im Hinblick auf die Trockenheit kaum nennenswerter Regen.
Mal ganz von der räumlichen Begrenztheit abgesehen, wären die in den kommenden Tagen anstehenden Niederschläge für die Natur nur dann wirklich wertvoll, wenn mittelfristig weitere folgen würden. Selbst unter gebührender Berücksichtigung der mit dem Vorhersagehorizont zunehmenden Vorhersageunsicherheiten darf man getrost, und ohne sich zu weit aus dem Fenster lehnen zu müssen, von einem "back tot he roots" sprechen - also quasi von einem "Zurück zu Altbewährtem". Denn der aufflammende Tiefdruckeinfluss bleibt ein Strohfeuer. Schon zur Wochenmitte baut sich über dem europäischen Kontinent ein hochreichendes und stabiles Hochdruckgebiet auf, das atlantische Tiefdruckausläufer bis auf Weiteres von uns fernhält. Regenfälle werden mit hoher Wahrscheinlichkeit für einige Tage, vermutlich sogar für 1 bis 2 Wochen komplett ausfallen. Dies würde die Trockenheit dann wieder verschärfen - auch im Winterhalbjahr, ganz ohne Hitze.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.11.2018
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