Der Höhepunkt steht kurz bevor! In der kommenden Nacht erreichen die Leoniden ihr diesjähriges Intensitätsmaximum, und damit wird sich wieder ein äußerst reizvolles Spektakel am nächtlichen Himmel abspielen. Der Name des Meteor- oder Sternschnuppenstroms, der übrigens aus Bruchstücken des Kometen 55P/Temple-Tuttle besteht, leitet sich vom Sternbild Löwe (Leo) ab, in dem die Bahnen bzw. Spuren der Meteore ihren Ausgangspunkt zu haben scheinen.
"Es ist angerichtet", könnte man aus astronomischer Sicht also sagen. Um sich aber etwas wünschen zu können, wie es beim Entdecken bzw. Beobachten von Sternschnuppen ja gerne getan wird, muss auch das Wetter mitspielen. Und diesbezüglich sind der Westen, Teile der Mitte und der Süden die "Schokoladenseiten" unseres Landes. Nur vom Hochrhein bis zu den Alpen bildet sich im Laufe der Nacht wahrscheinlich Nebel. Am Niederrhein und von den Mittelgebirgen bis zur Donau, teils sogar bis ins Alpenvorland, präsentiert sich der Himmel praktisch durchweg klar und lässt damit einen ungetrübten Blick auf mögliche Sternschnuppen zu. Wobei man mit dem Begriff "ungetrübt" in Herbstnächten immer vorsichtig sein muss, sorgt die deutliche Abkühlung doch oft für einen leicht dunstigen oder eben trüben Charakter in der Atmosphäre.
"Abkühlung" ist auch das Stichwort bei der Wahl der richtigen Kleidung. Da die Temperaturen in der Nacht durchweg in den Frostbereich sinken und hier und da auch Werte unter -5 Grad erreicht werden, sollte man sich warm einpacken, zumal die gefühlten Temperaturen durch den Wind noch ein wenig niedriger liegen.
Im Norden sind die - man kann im wahrsten Sinn des Wortes von "Aussichten" sprechen - nicht ganz so ungetrübt. Dort ziehen in der ersten Nachthälfte nämlich mitunter ein paar hohe oder mittelhohe Wolken durch, insbesondere von den östlichen Mittelgebirgen bis nach Vorpommern. Wer jetzt in diesen Regionen auf die zweite Nachthälfte hofft, wird leider enttäuscht. Denn im Vorfeld einer Kaltfront, die sich von der Ostsee nähert, nehmen die Wolken im Nordosten in der zweiten Nachthälfte sogar noch zu und erreichen zum Morgen auch die Gebiete vom Emsland bis zur Lausitz. Somit stehen die Sternschnuppen-Chancen dort am schlechtesten. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, geringe Chancen auf Wolkenlücken, bei ebenfalls eisigen Temperaturen, gibt es auch im Norden unseres Landes - noch.
"Noch" deswegen, weil die angesprochene Kaltfront im Laufe des Sonntags weiter nach Süden zieht und dabei vor allem den Osten beeinflusst. Sie bringt dann in der Nacht zum Montag in den östlichen Mittelgebirgen den ersten Schnee. Zwar ist die Intensität des Schneefalls alles andere als atemberaubend, aber einige wenige Zentimeter Neuschnee sind im Harz, im Erzgebirge, im Thüringer Wald und im Bayerischen Wald allemal möglich.
Und damit ist nicht Schluss. Bis in die zweite Wochenhälfte hinein etabliert sich eine teils lebhafte östliche Strömung bei uns in Mitteleuropa. Der von einigen Kollegen häufiger verwendete und von den Medien gerne aufgegriffene Begriff der "Russenpeitsche" verbietet sich natürlich, da die nächtlichen Tiefstwerte nicht unter -10 Grad liegen. Wer aber Anleihen beim Reitsport schätzt, könnte von einer "russischen Reitgerte" sprechen.
Diese wirbelt auch im Verlauf der kommenden Woche etwas Schnee herum. Bei Höchstwerten, die am Tage oft nur im niedrigen einstelligen Bereich liegen und nachts in den leichten, mitunter auch in den mäßigen Frostbereich sinken, kann gebietsweise noch ein wenig Schnee hinzukommen.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2018
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