Im November gibt es nicht sehr viele Bauernregeln, jedenfalls nicht unbedingt mit Bezug zum Wetter oder der Wettervorhersage. Die meisten Regeln befassen sich mit der Ernte im nächsten Jahr, wie zum Beispiel diese hier: "Bringt November Morgenrot, der Aussaat dann viel Schaden droht." Diese Bauernweise will uns nichts anderes sagen, als dass die junge Aussaat im November der Kälte meist schutzlos ausgeliefert ist. Die frischen Keimlinge werden durch frostige Nächte häufig zerstört. Oft liegt keine Schneedecke, die die Saat in frostigen Nächten schützen kann. Wenn sich der morgendliche Himmel also in einem leuchtenden Rot zeigen kann, bedeutet dies in den meisten Fällen, dass die Nacht klar und aufgrund der langwelligen Ausstrahlung kalt oder gar frostig war.
Bauernregeln mit Wetterbezug sind im November seltener als in anderen Monaten und ranken sich meist um Allerheiligen (1.11.) oder den Martinstag (11.11.). Wobei die Regeln für Allerheiligen oft nur einen Bezug für die nächsten Tage liefern: "Schnee an Allerheiligentag gar nicht lange liegen mag." Betrachtet man den mittleren Luftdruckverlauf über ein Jahr in Deutschland, so gibt es Ende Oktober/Anfang November eine Tendenz zu höherem Druck. Dies würde weitgehend trockenes und freundliches Wetter bedeuten. Schneit es jedoch zu Allerheiligen, liegt es nahe, dass der Luftdruck eher tiefer ist als normal. Auf die eher tiefdruckgeprägte Lage müsste bald eine Hochdrucklage mit trockenerem und zu dieser Zeit des Jahres oft noch milderem Wetter folgen, sodass der Schnee rasch wieder wegtaut.
Vorhersagen für den kommenden Winter lassen sich aus den Regeln um den Martinstag herum lesen. So zum Beispiel: "Ist Martini trüb und feucht, wird gewiss der Winter leicht." Ist das Wetter am 11.11. feucht und trüb, so ist nach der Wetterstatistik der darauffolgende Winter in 2 von 3 Fällen insgesamt zu mild. Der diesjährige 11. November war nass. Ein Tief brachte kräftigen Wind und auch Regen. Für den folgenden Winter würde dies bedeuten, dass er mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 65 % zu mild wird. Betrachtet man nun nicht nur den Martinstag, sondern erweitert den Zeitraum bis zum 21.11., so würde laut Statistik auf eine feucht-trübe Wetterlage am 11.11. mit 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit ein zu milder Winter folgen. Allerdings hatten wir im genannten Zeitraum meist trockenes und oft auch sonniges Wetter. Anhaltenden Nebel gab es kaum und auch die kurzen feuchten Abschnitte brachten nur wenig Regen oder Schnee. Für den kommenden Winter kann aus dieser Regel diesmal also keine Ableitung getroffen werden.
Eine ganz allgemeine und klare Bauernregel mit Bezug zum nächsten Januar ist folgende: "Ist der November kalt und klar, wird mild und trüb der Januar." Diese Bauernregel hat eine
Eintreffwahrscheinlichkeit von 70 %. Wenn der November unterdurchschnittlich bewölkt ist, folgt in 7 von 10 Fällen ein wolkenreicher und milder Januar nach. Bisher zeigte sich der November von seiner sonnigen Seite. Auch die Nebelfelder hielten sich in Grenzen und lösten sich meist rasch auf. Durch die frostigen Nächte der letzten Tage und Höchstwerte im eher tiefen einstelligen Bereich ist auch die anfangs viel zu hohe mittlere Temperatur in Deutschland etwas zurückgegangen und nähert sich langsam dem normalen Niveau. Aus dem bisher eher klaren, wenn auch derzeit noch leicht zu warmen November, könnte man zum jetzigen Zeitpunkt auf einen milden und eher trüben Januar schließen. Allerdings ist noch mehr als eine Woche Zeit bis zum Ende des Novembers und die Bilanz hinsichtlich Bewölkung könnte sich noch umkehren.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.11.2018
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