Sicherlich hat es an der einen oder anderen Polizeidienststelle schon einmal einen Anruf eines besorgten Menschen gegeben, der beim Anblick von Altocumulus lenticularis (Abk.: Ac len) an UFOs dachte und sich vergewissern wollte, ob wir nicht von Außerirdischen heimgesucht werden. Das Aussehen von Altocumulus lenticularis erinnert tatsächlich an ein UFO oder aber auch an Linsen oder Mandeln. So werden diese Wolken häufig als "Linsenwolken" bezeichnet. Ac len sind allerdings - zumindest für den Menschen am Boden - ganz harmlose Wolken und einfach hübsch anzusehen.
Damit sich Altocumuli lenticularis bilden können, muss in der Regel ein Berg oder Gebirge vorhanden sein. Zudem ist ein starker Höhenwind, der frontal auf dieses Hindernis stößt, eine weitere Voraussetzung. Lenticulariswolken entstehen jedoch nur in einer stabil geschichteten Atmosphäre. "Stabil geschichtet" bedeutet, dass ein vertikal ausgelenktes Luftteilchen wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt und nicht ungehindert aufsteigt. Um das Gebirge zu überströmen, wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen und aufgrund der stabilen Schichtung endet die Luftströmung letztlich in einer Wellenbewegung auf der Leeseite des Gebirges - eine Schwerewelle ist geboren. Steigt die Luft auf, kühlt sie sich ab und der Wasserdampf in der Luft kondensiert. So bildet sich eine Wolke im Wellenberg, in diesem Fall jene Altocumulus lenticularis. Sinkt die Luft wieder ab, erwärmt sie sich und die Wolke löst sich auf. Doch die Wellenbewegung hört hinter dem Gebirgskamm nicht auf. Die entstandene Schwingung klingt nur langsam ab. Es gibt weitere Wellenberge mit Lenticulariswolken und Wellentäler ohne Wolken. Im Lee des Gebirges können noch weit vom Kamm entfernt Wolken in einem gleichmäßigen Abstand zueinander entstehen. Diese Regelmäßigkeit kommt aufgrund der Schwingung zustande. Ac len sind meist ortsfest, bewegen sich nicht und bleiben für mehrere Stunden, selten aber über einen Tag hinaus sichtbar.
Lenticulariswolken können nicht nur im mittelhohen ("alto") Wolkenniveau entstehen, auch im Zusammenhang mit Cirrocumulus und Stratocumulus gibt es die Bezeichnung "lenticularis". Selbst im Flachland sind Altocumuli lenticularis häufig zu sehen. Denn beim Aufzug einer Front, vorzugsweise einer stabilen Kaltfront, liegen zwei verschiedene Luftschichten (unterschiedliche Dichte aufgrund unterschiedlicher Temperatur) übereinander und an deren Grenze können sich die Ac len bilden. Zudem sind auch mehrstöckige "Föhnfische" möglich. Diese sind im Vergleich zu einzelnen Lenticulariswolken allerdings relativ selten. Beeindruckende übereinander gestapelte "Linsenwolken" sind auf dem beigefügten Foto
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/11/23.html) zu sehen.
Halten Sie doch mal Ausschau! Ab dem heutigen Freitagmittag bis morgen Mittag gibt es wieder Föhn in den Alpen. Aber nicht nur im Lee der Alpen entstehen diese UFO-förmigen Wolken, auch in den Mittelgebirgen und sogar in Norddeutschland sind sie hin und wieder zu sehen.
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.11.2018
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst