Pünktlich zum Dezemberbeginn änderte sich die Großwetterlage und wir befinden uns seit einigen Tagen erstmals seit vielen Monaten wieder in einer ausgeprägten und teils sehr niederschlagsreichen Westwetterlage. Der November passte hingegen noch ins Muster der vergangenen Monate. "Auch der November wieder warm, trocken und sonnenscheinreich" - so lautete demnach die Schlagzeile der offiziellen Pressemitteilung. Mit Ausnahme der Monate Februar und März waren bisher alle Monate wärmer als das vieljährige Mittel und seit Februar war der November nun bereits der zehnte zu niederschlagsarme Monat in Folge. Die dadurch bedingte Trockenheit führt nach wie vor zu großen Problemen, was bereits mehrfach an dieser Stelle thematisieret wurde. Dass die Sonne viele Überstunden macht, sind wir ebenfalls bereits gewohnt.
Der kürzlich zu Ende gegangene Monat hatte dennoch zwei ziemlich unterschiedliche Gesichter. Fast die gesamte erste Monatshälfte zeigte sich für Sonnen- und Wärmeliebhaber von seiner besten Seite. Bis zum 13. November war es extrem mild, die Abweichung betrug zu dieser Zeit noch enorme 5 Grad. Am 6. November wurden im Ruhrgebiet Temperaturrekorde für die erste Novemberdekade übertroffen. Am 12. November purzelten dann vielerorts im Süden und der Mitte Rekorde für die zweite Novemberdekade. An beiden Tagen weckten Temperaturen über 20 Grad spätsommerliche Gefühle, wozu auch der oftmals azurblaue Himmel beitrug.
Der Garant für dieses milde und trockene Wetter war die günstige Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete. Häufig lagen kräftige Hochdruckgebiete über Osteuropa und streckten ihre Fühler bis nach Mitteleuropa aus. Über Westeuropa und dem Nordatlantik lag meist ein mächtiger Tiefdruckkomplex, der aber keine Chance hatte, gegen das Hochdruckbollwerk über Osteuropa anzukommen. Deutschland lag meist zwischen diesen beiden steuernden Druckgebilden in einer südlichen Strömung, die milde Luft bis zu uns führte (Abbildung 1). Tiefs mit ihren Regenfronten hatten keine andere Wahl, entweder weit im Norden über das Nordpolarmeer oder weit nach Süden über das Mittelmeer auszuweichen, wo sie wiederholt verheerende Regenfälle auslösten.
Ab dem 14. November wendete sich das Blatt und es wurde deutlich herbstlicher und vorübergehend sogar winterlich. Zwar war es vor allem anfangs noch sehr sonnig, aber bei Höchstwerten zwischen 5 und 12 Grad und teils frostigen Nächten war schon eine etwas dickere Jacke gefragt. Auch dafür war die Lage der steuernden Druckgebilde verantwortlich. An der Hochdruckdominanz änderte sich zwar wenig, jedoch wanderte der Hochdruckschwerpunkt nach Nordeuropa. An der Südseite wurde somit der Weg frei für kalte Festlandsluft, die mit einer teils recht kräftigen östlichen Strömung nach Deutschland geführt wurde (Abbildung 2). Zwischenzeitlich sorgten Schneefälle sogar für einen winterlichen Touch. In der Nacht auf den 19. fiel im Süden und in den östlichen Mittelgebirgen etwas Schnee und am 21. November zog ein weiteres Schneefallgebiet über die Mitte Deutschlands. Einen dritten Anlauf startete der Winter in der Nacht vom 26. auf den 27. November, als sich im Süden bis in tiefere Lagen eine dünne Schneedecke ausbildete. Frontensysteme blieben weiterhin meist von Deutschland fern, die überschaubaren Niederschläge wurden lediglich durch zeitweiliges Aufgleiten milder Luftmassen auf die in Bodennähe befindliche Kaltluft ausgelöst. Sie konnten aber noch nicht für eine Entspannung der Trockenheit sorgen. Richtig festsetzen konnte sich der Winter noch nicht, dennoch lagen in der zweiten Monatshälfte die Temperaturen mal wieder im Normalbereich oder sogar etwas darunter, sodass der Temperaturüberschuss sukzessive abgebaut wurde. Zum Monatsende stand uns im Osten Bayerns und Teilen von Sachsen schließlich die erste ausgewachsene Glatteislage ins Haus.
Landwirte, Förster und Binnenschiffer freuen sich, dass aktuell endlich wieder atlantische Tiefs das Regime übernehmen und für mehr Schwung im Wetter und vor allem für die lang ersehnten Niederschläge sorgen. Auch in den kommenden Tagen ist mit einem weiteren Regennachschub zu rechnen. Regional wird damit nach der ersten Dezemberwoche bereits mehr Regen gefallen sein als im gesamten Herbst zusammen.
Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.12.2018
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