Erst Sturm und Regen, dann Winterwetter!

Am vergangenen Samstag, dem 1.12., war meteorologischer Winteranfang! Jetzt, wo das Winterwetter nun also die offizielle "meteorologische Legitimation" hat, darf man doch sicher erwarten, dass es uns zumindest mal einen Besuch abstattet, oder? Und ja, der Winter scheint einen ernst gemeinten Anlauf nehmen zu wollen, ziert sich aber noch etwas.

Die erste Dezemberdekade endet nämlich, wie sie angefangen hat: Mild, zeitweise stürmisch und nass. Nach kurzem Zwischenhocheinfluss übernehmen ab dem heutigen Donnerstag wieder atlantische Tiefausläufer die Regie auf der mitteleuropäischen Wetterbühne. Insbesondere einem Sturmtief, das sich ab Freitag vom Ostatlantik über Schottland und die Nordsee nach Südschweden verlagert, sowie möglicherweise mehreren nachfolgenden Randtiefs, gelten die geballte Aufmerksamkeit der Meteorologen.

Insbesondere Regen und Sturm stehen im Zuge dieser Wetterentwicklung im Fokus des Warndienstes. Bis Sonntagabend kommen nochmal recht verbreitet 20 bis 30, in Staulagen 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter zusammen. Vor allem im Bereich der Mittelgebirge könnten somit Dauerregenwarnungen fällig werden - was aber in Anbetracht der immer noch niedrigen Pegel wohl eher als Segen als als Fluch empfunden werden dürfte. Ein zeitweise stark böig auffrischender West- bis Südwestwind komplettiert schließlich den "schmuddeligen" Wettercharakter bis zum zweiten Adventswochenende. Fast überall treten starke bis stürmische Böen (bis 70 km/h) auf. An der am Freitag ostwärts durchschwenkenden Kaltfront, an der Südwestflanke der etwaigen über Deutschland ziehenden Randtiefs sowie allgemein in Verbindung mit Schauern oder Gewittern treten sogar Sturmböen (bis 85 km/h) bis ins Tiefland auf. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass im höheren Bergland und an der See durchweg mit Sturmböen oder schweren Sturmböen (bis 100 km/h), auf Berggipfeln mit Böen bis Orkanstärke (um 120 km/h) zu rechnen ist.

Nein, mit Winter, wie man ihn sich zumindest landläufig vorstellt, hat das noch wenig zu tun. Zwar gelangt hinter der Kaltfront tatsächlich mal eine Luftmasse polaren Ursprungs ins Land, die ist aber vom Meer erwärmt und "gut durchmischt", sodass sich die Temperaturen nicht spürbar, ja sogar kaum messbar verändern und auf einem für die Jahreszeit hohem Niveau verharren. Schnee ist somit zunächst allenfalls in Kammlagen ein Thema.

Doch dann, ja dann scheint sich das Blatt zu wenden! Mit Abzug des Randtiefs am Sonntag dreht die Strömung zu Beginn der Woche erst auf Nordwest, später gar auf Nord bis Nordost. Denn ein umfangreiches Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt von Südwesteuropa erst zu den Britischen Inseln, im Laufe der kommenden Woche weiter zum Nordmeer und nach Skandinavien und entfaltet eine blockierende Wirkung auf atlantische Frontensysteme. Sie müssen ihr Vorhaben, gen europäischen Kontinent vorzustoßen, "begraben" und mit Regen und milder Luft nach Norden und Süden ausweichen. Am Rande des Hochdruckgebietes wird der Weg über Mitteleuropa frei für den Zustrom arktischer Kaltluft aus Norden (siehe Grafik auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/12/6.html).

Die zu Beginn der Woche zeitweise niedergehenden, oft schauerartig verstärkten Regenfälle gehen damit mehr und mehr bis in tiefe Lagen in Schneeregen, Schnee oder Graupel über. Da aber am Tage im Tiefland immer noch leichte Plusgrade herrschen, wird es dort schwer für eine Schneedecke. In den Nächten stellt sich allerdings fast überall Frost ein, sodass etwas Schneematsch und mitunter gefährliche Glätte durch Überfrieren zumindest in den Frühstunden zu einem winterlichen Ambiente und sicherlich auch zu einigen Verkehrsbehinderungen führen. Im Bergland, oberhalb etwa 400 bis 600 m, bildet sich dagegen verbreitet eine mehrere Zentimeter mächtige, sich länger haltende Schneedecke. An den Alpen, wo sich die Niederschläge zunehmend stauen, sind erhebliche Neuschneemengen zwischen 10 und 30 cm, teilweise sogar über einen halben Meter zu erwarten, was zweifelsohne "Ski und Rodel gut" bedeuten würde.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.12.2018

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