"Frontenfriedhof"

Deutschland ist derzeit Schauplatz eines Kampfes zwischen dem nach wie vor nicht aufgebenden Hoch "Gotthard" über Westrussland und den sich von Westen nähernden atlantischen Tiefausläufern. Sämtliche Frontensysteme haben es zunächst schwer, sich gegen das starke und blockierende Hoch durchzusetzen und verlieren ihre Wetterwirksamkeit auf dem Weg nach Deutschland bis sie salopp gesprochen "sterben". Für uns Meteorologen können solche blockierenden Lagen anspruchsvoll sein, denn oft gehen diese in den Wintermonaten mit Schnee und gefrierendem Regen einher.

Am heutigen dritten Adventsonntag legt sich der Ausläufer von Sturmtief "Oswalde" über Schottland gegen das mächtige Hoch "Gotthard" an und verliert aber kläglich. Mit dem letzten Atemzug schafft er es jedoch, etwas Schnee nach Deutschland bis zur Elbe zu bringen. Im Westen und Südwesten sowie im Süden geht der Schnee mitunter in Sprühregen über, der in die bodennah kalte Luftschicht fällt und an gefrorenen Oberflächen und Gegenständen gefrieren kann. Die winterliche Stimmung motivieren viele, die Weihnachtsmärkte zu besuchen. Achten Sie dabei unbedingt auf die Verhältnisse auf Straßen und Gehwegen!

In der vorweihnachtlichen Woche geht der Kampf in die nächste Runde. Die Angriffe enden für die Tiefausläufer wieder "tödlich". Deutschland wird dabei zu einem "Frontenfriedhof". Auf die Wetterentwicklung übertragen bedeutet dies: einer eher milden, meist frostfreien Westhälfte steht eine noch mäßig kalte, vor allem nachts frostige Osthälfte entgegen. Die zeitweiligen Niederschläge fallen im Westen daher durchweg als Regen, im Osten teilweise noch als gefrierender Regen. Die Sonne zeigt sich nur gelegentlich, oft ist der Himmel wolkenverhangen.

Die Tiefausläufer geben allerdings bis zuletzt nicht auf und am Ende schaffen sie es, das Hoch über Russland soweit zu verdrängen, dass die mildere Luft sich bis zum vierten Advent mit erhöhter Wahrscheinlichkeit fast überall in Deutschland durchsetzt. Die Gefahr von gefährlicher Glätte sinkt dabei, aber der Traum von einer weißen Weihnacht' würde für viele platzen. Wer dann Schnee sehen möchte, müsste in die Alpen und in die östlichen Mittelgebirge fahren.


Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.12.2018

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