Winter? Nein Herbst! Teils Nebel und Hochnebel mit angenehmen Temperaturen auf den Bergen sowie kühlen Tälern, teils windiges und leicht unbeständiges Wetter - alles typische Wetterzutaten des Herbstes. Winterliche Phänomene wie Schnee und Eis gibt es derzeit nur selten und lokal begrenzt.
Der Grund für diesen recht milden und herbstlich anmutenden Witterungsabschnitt findet sich in der aktuellen Luftdruckverteilung. Aus meteorologischer Sicht bleibt bis ins neue Jahr überwiegend eine antizyklonale Nordwestwetterlage bestimmend. Von den Azoren über die Iberische Halbinsel und das westliche Mittelmeer hinweg bis nach Mitteleuropa dominiert dabei hoher Luftdruck. Den Schwerpunkt auf dem europäischen Kontinent bildet das mehr oder weniger stark ausgeprägte Hoch "Hugo" mit Zentrum über Frankreich. Den Gegenpart bilden zahlreiche Tiefdruckgebiete, die sich von Neufundland über den Nordatlantik bis nach Skandinavien tummeln und sich ab und an auch in osteuropäische Regionen vordringen. So regiert über Weihnachten beispielsweise Tief "Uta" über Skandinavien, während "Tete" in der Schwarzmeerregion kreiselt.
Der Begriff "antizyklonal" bei der Wetterlage beschreibt den durch Hochdruck bestimmten Wettercharakter. Bei den vertikalen Luftbewegungen dominiert dann von höheren Schichten zum Boden absinkende Luft. Bei einer Nordwestwetterlage strömt in der horizontalen Betrachtung im bodennahen Niveau die Luft überwiegend von der Nordsee nach Deutschland. Mit der Entfernung zum Hochzentrum nehmen die Antizyklonalität, also der Hochdruckeinfluss ab und in der Regel zyklonale Strömungsverhältnisse zu.
Da Deutschland meist am östlichen Rand des Hochs liegt, können die Tiefausläufer von Tief "Uta" sowie deren Nachfolgerinnen entsprechend vor allem den Norden und Nordosten streifen. Das Wettergeschehen in Deutschland ist somit zweigeteilt. Während im Norden und Osten bis zum Wochenende von der Nordsee her dichte Wolkenfelder über das Land ziehen und zeitweise auch etwas Regen bringen können, kämpfen der Süden und Südwesten eher mit der für den Herbst und Winter typischen hochnebelartigen Bewölkung. Im Bereich der absinkenden Luft im Hoch kann sich in den bodennahen Schichten eine kräftige "Inversion", also eine atmosphärische Sperrschicht ausbilden. Unter einer Inversion versteht man in der Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken Schicht. Vom Erdboden aufsteigende Warmluftblasen können eine solche Inversionsschicht nicht durchdringen. Somit stellt eine Inversion, wie bereits beschrieben, eine Sperrschicht dar, die einen vertikalen Austausch zwischen den Luftschichten verhindert. Eine Inversion wirkt daher in der Atmosphäre stabilisierend. Von einer Inversion wird beispielsweise gesprochen, wenn unter Hochdruckeinfluss in langen, meist klaren Winternächten, der Boden sowie die darüber liegende Luftschicht durch Ausstrahlung stark abkühlt. Diese bodennahe Schicht ist somit kälter als die darüber liegende Luftschicht.
Unterhalb einer entsprechenden Inversionsschicht bleibt es im Dauergrau der kommenden Tage bei Temperaturen nur wenig über dem Gefrierpunkt kalt. Über der Sperrschicht auf den Bergen werden bei Sonnenschein angenehme Werte teils bis 10 Grad erreicht. Durch orographisch bedingte Luftumwälzungen sind vor allem im Umfeld der Berge aber allgemein größere Auflockerungen möglich.
Ab Samstag kann sich mit Winddrehung auf eine zunehmend nördliche Komponente die Frontalzone weiter nach Süden schieben, sodass der leicht unbeständige Wettercharakter nahezu das gesamte Land einnimmt. Dazu lebt der Wind stark bis stürmisch auf.
Mit dem Wind ist auch die letzte Zutat in der Frühwinterküche mit herbstlichem Touch vorhanden. Richtiges Winterwetter mit Schnee und Eis ist im Tiefland zumindest derzeit bis ins neue Jahr hinein nicht in Sicht.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.12.2018
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