Tief BENJAMIN ist auf dem Weg

Die Wetterberuhigung vom heutigen Montag währt nicht lang. Ein neues Tief namens BENJAMIN macht sich vom Nordatlantik auf in Richtung Ostsee und Polen. Es wird in der Nacht zum Dienstag von West nach Ost-Südost über den Skagerrak hinweg in Richtung Polen ziehen und damit auch bei uns einen sehr windigen Wetterabschnitt einläuten.

Durch die Zugbahn nah an Deutschlands Norden vorbei, baut sich zwischen Tief BENJAMIN, das einen Kerndruck von etwa 990 hPa hat, und dem Hoch ANGELA, das sich mit einem Luftdruck von 1030 hPa im Zentrum zurzeit über der Biskaya befindet, ein starkes Druckgefälle (Gradient) auf. Die Natur ist immer bestrebt Unterschiede auszugleichen und so strömt die Luft vom höheren zum niedrigeren Luftdruck und erfährt durch den hohen Gradienten eine Beschleunigung. Aufgrund der Erdrotation und anderer physikalischer Effekte weht der Wind nicht direkt vom Hoch zum Tief, sondern wird abgelenkt und weht so ab der Nacht zum Dienstag in unserem Land stark bis stürmisch aus westlicher, später nordwestlicher Richtung.

Da sich das Tief nur langsam von Südskandinavien nach Polen verlagert und sich dabei noch verstärkt, hält der kräftige Wind bei uns recht lange an. Erst im Laufe des Mittwochs steigt der Luftdruck im Tief und der Druckgradient zwischen Hoch ANGELA und Tief BENJAMIN wird allmählich schwächer. Bis dahin ist verbreitet mit stürmischen Böen bis zu 70 km/h (Beaufort 8) zu rechnen. In exponierten Lagen sowie auf den Bergen und im Alpenvorland weht der Wind mit bis zu 90 km/h (Beaufort 10), auf den Gipfeln der zentralen und östlichen Mittelgebirge und in den höheren Lagen der Alpen sind Orkanböen mit bis zu 130 km/h (Beaufort 12) wahrscheinlich. Auch an der Nordsee weht der Wind mit zum Teil schweren Sturmböen.

Zwar ist es aktuell in weiten Teilen des Landes sehr mild und wenig winterlich, aber im Süden und in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen haben sich in den letzten Tagen zum Teil erhebliche Mengen an Neuschnee angesammelt. Bei den hohen Windgeschwindigkeiten besteht verstärkt die Gefahr von Schneeverwehungen, was erhebliche Beeinträchtigungen zur Folge haben kann. Auch die inzwischen mit Schnee bedeckten Bäume stellen bei Sturm eine Gefahr dar: Sie neigen häufiger zu Schneebruch oder fallen gänzlich unter der Last zusammen.


Mit der Verlagerung des Tiefs in Richtung Polen lässt der Wind zwar langsam nach, von Norden her setzt sich aber deutlich kältere Luft durch. Vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands sinkt die Temperatur in der Nacht zum Mittwoch oft unter den Gefrierpunkt. Die Schauer, die in der Nacht ins Land ziehen, fallen also zunehmend als Schnee. Bei stärkeren Schauern sind auch bei leichten Plusgraden vorübergehend Schneeflocken bis in tiefste Lagen und somit Glätte möglich. An den Alpen setzt bei einer nördlichen Strömung erneut länger anhaltender Schneefall ein. Zu den in den letzten Tagen gefallenen Mengen können dort noch einmal 20 bis 40 cm hinzukommen.

Da der Wind nur langsam nachlässt, kommt zum Schneefall, den Verwehungen und zum Schneebruch eine weitere Wintergefahr hinzu: die Leiterseilschwingung. Eine ausführliche Beschreibung des Phänomens finden Sie in einem früheren Thema des Tages
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/12/11.html) und im Wetterlexikon des Deutschen Wetterdienstes.

Der starke Wind erhöht in den Berggebieten mit großen Schneeansammlungen die ohnehin schon hohe Lawinengefahr zusätzlich. Im gestrigen Thema des Tages
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/1/6.html) wurde bereits auf die erhöhte Gefahr hingewiesen. Aktuelle Informationen zur Lawinengefahr erhalten Sie bei den Lawinenwarndiensten.

Zusammengefasst stehen uns also wettertechnisch brisante Stunden bzw. Tage bevor. Wer kann, sollte lose Gegenstände auf dem Balkon oder im Garten befestigen oder nach drinnen bringen. Auf die Entsorgung der Weihnachtsbäume am Straßenrand verzichtet man bis Mittwoch besser. Um unkontrollierte Verwehungen zu vermeiden, können Ansammlungen von Schnee abgedeckt oder weggeschafft werden. Besonders stark eingeschneite Bäume oder Dächer sollten vom Schnee befreit werden, damit der Wind keine allzu große zusätzliche Belastung darstellen kann. Eine Prävention gegen Leiterseilschwingungen gibt es leider nicht. In den am stärksten gefährdeten Gebieten kann man sich nur auf einen möglichen Stromausfall oder kurzen Stromunterbruch vorbereiten und Kerzen oder Taschenlampen bereitlegen. Besonders im alpinen Raum können durch Lawinenabgänge Straßen und Wege vorübergehend gesperrt werden, dort ist es ratsam, sich vor der Fahrt mit dem Auto nach der Straßenlage zu erkundigen.

Informationen zur aktuellen Wetter- und Warnlage finden Sie auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes und in der WarnWetter App. In jedem Fall ist den Anweisungen der örtlichen Behörden Folge zu leisten.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.01.2019

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