In diesen Tagen wird zwar von der Wetterküche eine sich kaum verändernde Großwetterlage geboten (Nordwest zyklonal), die aber aufgrund der dabei durchziehenden Frontensysteme in ihren Feinheiten und Auswirkungen ausgesprochen spannend und abwechslungsreich ist. Das vom südlichen Norwegen zum Baltikum ziehende Tief FLORENZ färbt beispielsweise die Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes heute ordentlich ein (siehe www.dwd.de). Auf dieser finden sich am Sonntagvormittag Warnungen vor Schneefällen (mit Verwehungen), Dauerregen, Tauwetter und Sturm. Zudem leuchten diese Warnungen in den verschiedensten Farben von gelb über orange und rot bis zu violett - je nach Gefährlichkeit und Intensität der Wettererscheinung. Allerdings muss betont werden, dass die Warnungen der höchsten beiden Kategorien (Unwetter und extremes Unwetter) nur das Bergland sowie besonders den Alpenrand und die höheren alpinen Lagen betreffen.
An den Alpen brachte die kaum veränderte Wetterlage in den vergangenen Tagen erheblichen Neuschneemengen, die sich in mittleren und hochalpinen Lagen zu Schneehöhen von teilweise mehr als 2 bis 3 m summierten. In den dortigen Tälern sind es immerhin noch Schneehöhen zwischen 70 und örtlich 170 cm. Auch in der Nacht zum Sonntag schneite es dort wieder, wenngleich die Mengen nicht an die zur Wochenmitte beobachteten Werte heranreichten. Heute tagsüber und in der Nacht zum Montag setzen sich die Niederschläge fort, allerdings kommt es aufgrund der Zufuhr von deutlich milderer Luft zu einem starken Anstieg der Schneefallgrenze. Am Nachmittag sowie eingangs der Nacht zum Montag kann diese in den süddeutschen Mittelgebirgen sowie im Alpenraum bei ca. 900 bis 1200 m liegen. Das Problem dabei ist, dass dieser Regen nun in die vorhandene Schneedecke fällt und zu einem großen Teil davon aufgenommen wird. Dis erhöht die Schneelast auf den Hausdächern in den alpinen und alpennahen Regionen.
Doch welches Gewicht hat eigentlich Schnee? Diese Frage ist leider nicht mit einem Satz zu beantworten. Frisch gefallener Neuschnee hat im Mittel eine Dichte (Verhältnis Masse zu Volumen) von etwa 70 bis 130 kg pro Kubikmeter. Fällt dieser bei kälteren Temperaturen ist auch ein Wert um oder knapp unter 50 kg pro Kubikmeter möglich. Mit der anschließenden Alterung ist die Schneedecke deutlichen Umwandlungsprozessen unterworfen. Dies führt unter anderem dazu, dass die zunächst aufgrund der verzahnten Schneekristalle mit Luft gefüllten Zwischenräume sukzessive verloren gehen. Die Schnelligkeit dieser Schneedeckenveränderung sowie die genaue Art der Umwandlung sind natürlich von den meteorologischen Einflüssen der Lufttemperatur, des Niederschlags, der Luftfeuchte und der Strahlung bestimmt. Für eine mittelalte Schneedecke kann bereits von einer Dichte zwischen 150 und 300 kg pro Kubikmeter ausgegangen werden. Besonders dichteerhöhend wirkt dabei Regen, der durch eine noch nicht wassergesättigte Schneedecke aufgenommen wird. Dabei kann das Gewicht von einem Kubikmeter Schnee Werte zwischen etwa 300 und 500 kg erreichen. Noch höhere Dichten sind möglich, wenn die Schneedecke teilweise vereist. Daraus ist ersichtlich, dass in den Schneegebieten die Belastung von Dächern ein größeres Thema ist. Allerdings sind die Dächer in den normalerweise schneereichen Gebieten auf höhere Lasten ausgelegt. Probleme kann es aber geben, wenn die Dächer beispielsweise starken Einwehungen (sich auftürmende Schneeverwehungen) ausgesetzt sind, die Bausubstanz nicht mehr die Beste oder die Schneehöhe für den spezifischen Ort ungewöhnlich ist.
Wie geht es nun weiter: Nach dem erwähnten Anstieg der Schneefallgrenze heute tagsüber sinkt diese in der Nacht zum Montag aufgrund der durchziehenden Kaltfront von Tief FLORENZ wieder bis in tiefere Lagen. Bis zum Dienstag werden in den Alpen oberhalb von 1000 bis 1200 m weitere 60 bis 80, in den Staulagen 100 bis 130 cm erwartet. In tieferen Lagen sind es dort meist 30 bis 60 cm. Die Unwetterwarnungen vor starken oder extremen Schneefällen bleiben daher an den Alpen weiter bestehen. Mit dem Absinken der Schneefallgrenze hört aber auch der Tauprozess der Schneedecke auf, daher wird die Unwetterwarnung vor starkem Tauwetter im Schwarzwald in der Nacht auf Montag voraussichtlich enden.
Allerdings mischt sind nun auch der Wind deutlicher in das Wettergeschehen ein. Im Tagesverlauf sowie in der Nacht zum Montag treten bundesweit starke bis stürmische Böen auf, an der Nordseeküste sowie auf den Bergen sind es teils schwere Sturmböen. Durch die in der Nacht absinkende Schneefallgrenze wird der Schnee zudem wieder trockener und kann auch entsprechend besser verweht werden. Da diese Windsituation an den Alpen anhält, muss dort mit umfangreichen Schneeverfrachtungen gerechnet werden. Das meteorologische Ende dieser kritischen Wettersituation erfolgt an den Alpen voraussichtlich am Dienstag.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2019
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