Vermutlich waren es deutsche Auswanderer, die die Tradition der tierischen Wettervorhersage an Mariä Lichtmess, 02. Februar, mit in die USA brachten. In alten Bauernregeln lassen sich Hinweise darauf finden, dass man früher am Schatten von Bär oder Dachs einen Rückschluss auf das kommende Wetter zog. Im westfälischen Hemschlar wird im Jahre 1859 ein Herr Kuhn mit folgenden Worten zitiert: "Wenn der Dachs zu Maria Lichtmeßen, mittags zwischen 11 und 12 seinen Schatten sieht, so muß er noch vier Wochen in seinem Baue bleiben."
Historiker nehmen an, dass die in Pennsylvania eingewanderten Deutschen dort keine Dachse vorfanden und daher die weitverbreiteten Murmeltiere als Wetterpropheten heranzogen. In amerikanischen Tagebüchern aus dem 18. Jahrhundert lassen sich Hinweise auf den Murmeltiertag und den Bezug zu "Deutschen" finden. Eine besonders lange Tradition hat der Murmeltiertag im amerikanischen Punxsutawney in Pennsylvania. Dort werden seit 1886 Murmeltiere "befragt", was immer mehr Touristen anzieht. Die Bezeichnung "Groundhog" stammt aus der deutschen oder holländischen Sprache und heißt so viel wie Grundsau, was wiederum ein alter Begriff für Murmeltier ist.
Der meteorologische Hintergrund des Murmeltiertages lässt sich einfach erklären. Sieht das Murmeltier seinen Schatten, scheint die Sonne. Das heißt, der Himmel ist wolkenlos oder hat zumindest große Wolkenlücken. Diese Wolkenlücken sorgen nachts durch langwellige Ausstrahlung der Erde für Abkühlung und aufgrund der Jahreszeit (Winter) kann von Frost ausgegangen werden. Das Murmeltier muss sich also noch weitere vier bis sechs Wochen in seinem Bau verkriechen, bis der Winter, und somit sein Winterschlaf vorbei ist. Sieht das Murmeltier hingegen keinen Schatten, sind wohl viele Wolken am Himmel. Diese verhindern die langwellige Ausstrahlung nachts und die Temperatur geht nicht so stark zurück wie in klaren Nächten. Die Luft kann sich tagsüber leichter erwärmen, das Murmeltier kann seinen Winterschlaf früher beenden und muss nicht noch Wochen im Bau verbringen.
Studien in den USA und Kanada haben ergeben, dass die Vorhersage durch den Schatten des Murmeltiers in 3 bis 4 von 10 Fällen korrekt ist. Die Trefferquote liegt also unter 50 % und ist somit deutlich schlechter als eine mehrtägige wissenschaftliche
Temperaturvorhersage. Nun kann man sich fragen, ob der Murmeltiertag überhaupt Sinn macht oder ob man vielleicht zu stark in den Winterschlaf der Tiere eingreift. Zwar kann man für die Wintervorhersage anhand des Murmeltierschattens meteorologische Erklärungen finden, jedoch sind viele Faktoren an der Auskühlung und Erwärmung der Erde beteiligt, sodass für Wissenschaftler wohl immer ein fader Beigeschmack bleibt.
In Deutschland ist es in der kommenden Woche mäßig kalt mit Höchstwerten zwischen 0 und 5 Grad. Nachts ist es meist frostig, im Bergland herrscht Dauerfrost. Dazu kann immer wieder etwas Schnee fallen, kurzum: Erst mal bleibt es winterlich.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.02.2019
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