Es kam, wie es kommen musste. Zum ersten Mal in diesem Jahr deuten die Wettermodelle den Vorstoß milder Subtropikluft an, die am Wochenende verbreitet zu deutlich zweistelligen Höchsttemperaturen führen wird. Prompt liest und hört man, der Frühling stünde ins Haus. Für einen "frühlingshaften Tag" gibt es zwar keine meteorologische Definition, auch ist es natürlich hochgradig subjektiv, ab wann von frühlingshaftem Wetter gesprochen wird. Aber die meisten unter uns werden einen Frühlingstag mit viel Sonne, angenehmer Milde oder Wärme und wenig Wind verbinden. Eben ein Tag, an dem die Winterjacke oder der Regenmantel daheim gelassen werden kann.
Am heutigen Mittwoch ist der Norden und Nordwesten schon mal aus dem (Frühlings-) Rennen, denn dort bleibt es überwiegend bedeckt und es regnet zeitweise. Ansonsten zeigt sich die Sonne abseits der Nebelfelder zwar längere Zeit, bei schwachem Wind kann sich aber insbesondere nach Süden und Südosten bodennah kalte Luft halten. Zweistellige Höchsttemperaturen, die wir an dieser Stelle mal ganz forsch als notwendiges Kriterium für einen Frühlingstag anführen, sind in jedem Fall nicht zu erwarten. Auf der Terrasse des Kaffees ihres Vertrauens wird man - sofern sie schon geöffnet ist - also trotz Sonnenschein auf eine dickere Jacke oder einen Pulli zurückgreifen müssen.
Am Donnerstag sind sie da, die zweistelligen Temperaturen. Aber nur im Westen und dort dann in Verbindung mit vielen Wolken und Regen. Stark böiger Wind komplettiert den eher schmuddeligen als frühlingshaften Wettercharakter. Viel Sonne gibt es derweil nur noch im äußersten Südosten am Vormittag, wo dann aber noch der Frost oder allenfalls zaghafte Plusgrade herrschen. Zu allem Überfluss kommt am Nachmittag dann auch dort der Regen auf, der auf gefrorenen Böden zu gefährlichem Glatteis führen kann. Wieder nix!
Am Freitag und insbesondere am Wochenende kann sich die milde Luft landesweit durchsetzen. Zweistellige Höchsttemperaturen sind spätestens am Samstag und Sonntag dann verbreitet drin, entlang des Rheins sogar 15 oder 16 Grad. Juhu! Aber nein, Petrus kennt keine Gnade. Bei wechselnder bis starker Bewölkung fällt immer wieder Regen, mitunter auch mal schauerartig verstärkt und auch der Wind bleibt spürbar, in Böen teilweise stürmisch, sodass die gefühlte Temperatur wohl deutlich niedriger anzusiedeln ist. Am Sonntag könnte nach den jüngsten Berechnungen sogar ein ausgewachsener Sturm oder gar Orkan ins Haus stehen, was aber noch sehr unsicher ist.
Verpufft die Chance auf erste Frühlingsgefühle also gänzlich? Möglicherweise nicht! So etwas wie frühlingshaftes Wetter könnte sich am Wochenende am ehesten in den Regionen südlich der Donau einstellen. Denn dort setzt sich die Sonne unter schwachem Hochdruckeinfluss und mit Hilfe des Alpenföhns gegen Wolken und Nebel längere Zeit durch, es bleibt meist trocken und auch der Wind weht nicht ganz so stark und böig wie in den anderen Regionen. Da könnte man sich tatsächlich das erste Weißbier oder Weizen im Biergarten gönnen, ohne dick "eingepackt" zu sein.
Waschechtes Frühlingswetter bleibt also die Ausnahme, tatsächlich wird es sogar vielerorts recht unangenehm. Allerdings muss man die Kirche im Dorf lassen, es ist immerhin erst Anfang Februar und der Winter hat mutmaßlich noch nicht "fertig".
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.02.2019
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