Mit dem Wort "Monsun" verbinden viele wohl Indien und die damit einhergehenden heftigen Regenfälle. Dagegen ist auch rein gar nichts einzuwenden. Schließlich liegen dort mehrere Orte, die eine durchschnittliche Jahresniederschlagssume von über 10000 mm vorweisen können, z.B. Cherrapunji mit knapp 11500 mm. Zum Vergleich: An der Station München-Flughafen fallen im Mittel rund 800 mm im Jahr, etwa so viel wie im bundesweiten Durchschnitt.
Der Monsun ist allerdings nicht nur auf Indien und nicht einmal nur auf die Nordhalbkugel beschränkt, sondern auch südlich des Äquators anzutreffen, wie z.B. derzeit im Norden Australiens zu beobachten ist. Was es mit dem australischen Monsun auf sich hat, dazu gleich mehr, doch zunächst ein paar Niederschlagswerte der vergangenen Tage: In der letzten Januarwoche fielen in der Nordhälfte Queensland (Nordost-Australien) verbreitet 100 - 200 mm, an der dortigen Ostküste kamen stellenweise sogar über 400 mm zusammen. Die erste Februarwoche legte im nördlichen Queensland noch einmal eine Schippe drauf und in einem recht großen Gebiet fielen über 400 mm (siehe Abbildung). Laut australischem Wetterdienst (Bureau of Meteorology) wurden an einigen Orten vornehmlich an der Küste im Norden Queenslands über 2000 mm innerhalb der letzten zehn Tage gemessen. Dass damit natürlich auch entsprechende Überflutungen einhergehen, muss wohl kaum extra erwähnt werden.
Was steckt denn nun aber eigentlich hinter dem nordaustralischen Monsun? Im Thema des Tages vom vergangenen Dienstag (05.02.2019, "Atmosphärische Zirkulation - Stationäre Witterungsregime prägen das Leben auf der Erde") wurde bereits auf die innertropische Tiefdruckrinne (ITCZ) und die damit verbundenen Passatwinde eingegangen. Nochmal ganz kurz: Unter der ITCZ versteht man eine mehr oder weniger parallel zum Äquator laufende Zone aufsteigender Luft, die mit dem Zenitstand der Sonne alljährlich zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis pendelt. In diese Tiefdruckrinne strömt nun bodennah aus Norden und Süden Luft, die dabei auf der Nordhalbkugel nach rechts, also nach Westen (Nordostpassat) und auf der Südhalbkugel nach links, also ebenfalls nach Westen (Südostpassat) abgelenkt wird (Stichwort Corioliskraft).
Blicken wir wieder nach Australien. Im Südsommer - also momentan - verläuft die Tiefdruckrinne etwa über dem Norden des Kontinents, also südlich des Äquators. Das bedeutet aber, dass auch der Nordostpassatwind den Äquator überschreiten muss, um zu ihr zu gelangen, wodurch sein weiterer Weg auf einmal unter einem anderen Vorzeichen steht- im wahrsten Sinne des Wortes. Die nun greifende Linksablenkung des Winds führt dazu, dass dieser auf Nordwest dreht. Daher spricht man auch vom sog. Nordwestmonsun. Auf ihrem Weg über das sehr warme Meerwasser zwischen Asien und Australien kann die Luft einiges an Wasserdampf aufnehmen, sie ist also bei Ankunft im Norden Australiens sehr feucht. Staut sich die Luft nun an den küstennahen Höhenzügen, können sich langanhaltende und kräftige Stauniederschläge entwickeln. Außerdem bildet diese, in die Tiefdruckrinne einfließende feucht-warme Luft den idealen Zündstoff für schwere Gewitter und Tropenstürme (Stichwort "aufsteigende Luft"), die neben zerstörerischen Winden ebenfalls mit enormen Niederschlagssummen aufwarten können (wie derzeit beobachtet).
Im Südherbst, also in unserem Frühling auf der Nordhalbkugel, verabschiedet sich die ITCZ dann wieder allmählich nach Norden, um dann gegen Ende des Jahres wieder zurückzukehren.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.02.2019
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