Sie sind unheimlich kuschelig und ihr Fell strahlt in einem flauschigen Weiß. So werden Eisbären in vielen Kinderbüchern dargestellt und entzücken Kinderherzen. Als Kuscheltier sind sie ein knuddeliger Begleiter, erobern Kinoleinwände oder werden in einem Zoo zu Medienstars, man erinnere sich an das Eisbärbaby Knut im Zoologischen Garten Berlins.
Die Realität sieht sicher etwas anders aus. Der Eisbär ist ein Raubtier und eng mit dem Braunbären verwandt. Zu Hause ist er natürlich nicht im Berliner Zoo sondern vielmehr in den nördlichen Polarregionen. Diese umfassen die nördliche Polarkappe, das zum Großteil von Eis bedeckte Nordpolarmeer sowie die nördlichen Ausläufer der Kontinente Nordamerika, Asien und Europa und können zusammengefasst als Arktis bezeichnet werden.
Außerdem ist der zottelige ?weiße Riese? nicht ganz so kuschelig, wie es auf den ersten Blick scheint. Das Schwergewicht bringt zwischen 300 und 900 Kilogramm auf die Waage und zählt zu einem der größten Bären der Welt. Immerhin erreicht er typischerweise eine Größe von 1 bis 1,5 Metern, stellt er sich auf seine Hinterbeine erreicht er sogar eine Größe von über 3 Metern. Dem Menschen gegenüber ist der Eisbär auch nicht besonders friedlich gesinnt, sieht er ihn doch eher als Leckerbissen statt als besten Freund an. Ihr Fell scheint bei näherem Hinsehen nicht gerade strahlend weiß sondern vielmehr versehen mit einem Gelbton, was daran liegt, dass die äußeren Fellhaare hohl und transparent sind. Zudem ist das Fell sehr ölig und wasserabweisend. Dies ist wichtig zur Isolation gegen die arktische Kälte, die im Winter durchaus -50 Grad Celsius erreichen kann.
Aufgrund von Schwimmhäuten an den Tatzen sind sie schnelle Schwimmer und dazu noch sehr ausdauernd. Am Stück können Sie mehrere hundert Kilometer weit schwimmen. Aber auch zu Land wandern sie weite Strecken und machen auch bei Kurzsprints mit bis zu 30 Kilometern pro Stunde eine gute Figur. Jedoch halten sie dieses Tempo nicht allzu lange durch, besteht doch die Gefahr der Überhitzung. Dann wälzen sie sich zur Abkühlung im kalten Schnee oder springen kurz ins ?eisige Nass?.
Allerdings ist der Lebensraum der Eisbären in freier Wildbahn bedroht. Aufgrund des Klimawandels erwärmt sich die Erde besonders in den polaren Regionen, was die Verringerung des Meereises zur Folge hat. Im Mittel über die vergangenen Jahrzehnte stellt man fest, dass sich die durchschnittliche Lufttemperatur in der Arktis etwa doppelt so schnell erhöht, wie die globale Durchschnittstemperatur. Den Eisbären schmilzt also förmlich der Lebensraum unter dem Hintern weg.
Dies verdeutlicht eine Grafik des ?National Snow and Ice Data Center? in Boulder (USA). Dargestellt ist die durchschnittliche monatliche Meereisausdehnung in Millionen Quadratkilometern des Arktischen Eises im Januar über einen Zeitraum von 40 Jahren von 1979 bis 2019. Die blaue Linie zeigt dabei einen eindeutigen Trend: Man erkennt deutlich den Rückgang der Meereisausdehnung. Eine Übersicht über weitere Monatsmittel finden Sie übrigens in der Linksammlung weiter unter. Und was bedeutet dies nun für die Eisbären?
Das schwindende und im Frühjahr zudem noch früher aufbrechende Meereis verkürzt und erschwert die Nahrungsbeschaffung für den Eisbären und damit auch die Ernährung für den Eisbär-Nachwuchs. Aber damit nicht genug. Die sich ändernde Meereisverteilung hat darüber hinaus auch Einfluss auf den Austausch zwischen Atmosphäre und Ozean. Denn schrumpfendes Meereis gibt wiederum Meerwasser frei, das aufgrund des niedrigeren Reflexionsvermögens (Albedo) von der Sonne stärker erwärmt wird als helle Schnee- oder Eisflächen. Dies führt folglich zur weiteren Erwärmung des Wassers, wodurch sich die Tauprozesse des Meereises nur noch weiter verstärken.
Am morgigen ?Internationalen Tag des Eisbären? soll auf den schwindenden Lebensraum der Eisbären aufmerksam gemacht werden. Aber auch weitere Faktoren wie Verschmutzungen, die verstärkt kommerzielle Nutzung der Arktis, Krankheiten usw. stellen eine Gefahr für die nach Schätzungen der IUCN (Weltnaturschutzunion) etwa 26.000 Eisbären dieser Welt dar. Wenn der Lebensraum weiter zurückgeht, ?brauchen wohl auch Eisbären bald Asyl?, wie man auf einem Plakat eines Schülers bei einer ?Fridays for Future?-Demo in Schweinfurt am vergangenen Freitag lesen konnte.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2019
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