Am morgigen Donnerstag wird mit der Weiberfastnacht der Höhepunkt der "tollen Tage" im Rahmen der aktuellen Karnevalsession eingeläutet, die am kommenden Mittwoch mit dem Aschermittwoch wieder endet. Wie in jedem Jahr finden dabei zahlreiche Veranstaltungen im Freien statt, insbesondere natürlich die traditionellen Umzüge, die es in vielen Städten vor allem in West- und Südwestdeutschland nicht nur am Rosenmontag gibt. Wer nun hofft, dass das Wetter sich auch über die kommenden Karnevalstage so frühlingshaft mit viel Sonnenschein und ungewöhnlicher Wärme präsentiert wie in den vergangenen Tagen, wird leider enttäuscht. Regen und Wind stehen immer häufiger auf dem Programm, vielleicht auch mal ein Graupelgewitter und in den Bergen zum Teil sogar Schnee. Das Frühlingswetter im noch für Meteorologen bis Ende des Monats andauernden Winter findet also unglücklicherweise genau jetzt vorerst ein Ende. Es wird sozusagen von Tag zu Tag immer "jecker", weil immer mehr Tiefdruckgebiete ins Wettergeschehen eingreifen.
Die besten Chancen auf frühlingshaftes Wetter gibt es noch am morgigen Donnerstag, wenn zur Weiberfastnacht traditionell den Frauen die Macht für einen Tag zugestanden wird. Zwar tauchen allmählich schon mehr Wolken auf (siehe dazu die Vorhersagegrafik unter dem Text bzw. unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/2/27.html), insbesondere im Westen und Norden, Regen kommt vermutlich jedoch erst in den späten Nachmittags- oder Abendstunden im Westen auf. Zwar nimmt in der Südhälfte auch der Wind zu, zumindest tagsüber kann aber wohl noch gut draußen gefeiert werden, denn mit 13 bis 19 Grad wird es noch einmal ungewöhnlich mild. Nur im Norden fließt schon etwas kühlere Luft ein, sodass die Temperatur "nur" noch auf 7 bis 13 Grad steigt.
Am Freitag, an dem nicht ganz so viele Karnevalsaktivitäten im Freien stattfinden, regnet es im Süden, in den höchsten Lagen des Berglands gibt es Schnee. In der Nordhälfte bleibt es generell trocken bei etwas Sonnenschein. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 5 und 10 Grad in der Nordhälfte und zwischen 8 und 12 Grad sonst.
Am Nelkensamstag finden in einigen Städten große Karnevalsumzüge statt. So kann man am Nachmittag beispielsweise in Osnabrück, Hannover und Moers lustig geschmückte Wagen sowie verkleidete Fußtruppen und Musikkapellen bewundern. Sehr beliebt ist auch der sogenannte Geisterzug ("Jeisterzoch"), der sich ab 19 Uhr und Dunkelheit durch die Straßen Kölns schlängelt. Wenn in Osnabrück beim Ossensamstag also "Osna Helau", in Hannover und Moers "Helau" (wahlweise kombiniert mit dem Städtenamen davor) und in Köln "Alaaf" als Narrenrufe zum Besten gegeben werden, wird es in diesen Städten bei Zwischenhocheinfluss häufig trocken bleiben. Bei Höchstwerten von 6 bis 14 Grad ist es auch nicht allzu kalt.
Am Karnevalssonntag kann man - neben vielen weiteren kleinen und großen Umzügen im ganzen Land - in Mannheim ("Mannem ahoi"), Oberhausen ("Helau"), Wuppertal ("Wupp-di-Ka" - Wuppertal - die - Karnevalisten), Frankfurt ("Helau"), Braunschweig ("Brunswiek Helau") und in Köln ("Schull- und Veedelszöch") an größeren Umzügen teilnehmen. Allerdings muss an diesem Tag mit zeitweiligem Regen gerechnet werden, den ein Frontensystem eines Tiefs bei Schottland bringt. Darüber hinaus nimmt der Wind zu, sodass gebietsweise mit starken Böen bis 60 km/h (Bft 7) zu rechnen ist. Immerhin bleibt es bei 7 bis 15 Grad recht mild.
Am Rosenmontag finden die meisten Umzüge statt. Besonders im Blickpunkt stehen die Züge in Köln, Düsseldorf ("Helau") und Mainz ("Meenz Helau"), die zum Teil mehr als 1 Millionen Besucher anlocken. Nach aktuellem Stand beschert uns ein weiteres Tief bei Schottland an diesem Tag sehr wechselhaftes Wetter mit schauerartigem Regen, der sich von Nordwesten her über das Land legt. Dabei sind auch einzelne kurze Graupelgewitter bei Höchsttemperaturen von 8 bis 16 Grad möglich. Ungemach droht aber auch durch den Wind. Die Wettermodelle deuten ein weiter zunehmendes Sturmpotenzial an, gebietsweise werden starke bis stürmische Böen zwischen 50 und 65 km/h (Bft 7 bis 8) am Mittag und Nachmittag bis ins Tiefland simuliert. Einige Berechnungen lassen mit geringer Wahrscheinlichkeit sogar einen ausgewachsenen Sturm möglich erscheinen. Allerdings ist die Vorhersage auch noch sehr unsicher, weil die Unterschiede zwischen den Modellen sehr groß sind.
Zum Abschluss des Straßenkarnevals am Veilchendienstag ist der Umzug in Mönchengladbach ("Halt Pohl") einer der größten. Auch in München ("Narri, Narro") kommt es dann zum Faschingshöhepunkt, dieser wird allerdings nicht durch einen Umzug, sondern durch den Tanz der Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt begangen. An diesem Tag treten ebenfalls gebietsweise schauerartige Regen- und im Bergland Schneefälle auf, wobei die räumliche Verteilung noch unsicher ist. Und auch der Wind bleibt ein Thema, es werden aber nicht ganz so starke Böen wie am Montag simuliert. Immerhin bleibt es bei 7 bis 12 Grad weiterhin vergleichsweise mild.
Der diesjährige Karneval steht also in seiner "heißen" Phase unter einem auf das Wetter bezogen zunehmend ungünstigen Stern. Und wenn dann am Aschermittwoch alles vorbei ist, scheint kein Wintereinbruch bis ins Tiefland zu folgen. Dann hätte, einer allerdings nicht verifizierten Theorie zufolge, die Karnevalsfeierei ihren eigentlichen Zweck ? die Vertreibung des Winters ? sogar tatsächlich bei weiterhin ausbleibendem Winterwetter temporär erfüllt.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.02.2019
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