Strahlend blauer Himmel und kein Wölkchen weit und breit... Ist mal ganz nett, aber ganz ehrlich: Auf Dauer doch etwas langweilig, oder?! Viel zu eindrucksvoll und imposant sind doch die diversen Wolkenformen, die ab und an beim "Blick nach oben" zu sehen sind: Die berühmten (Cumulus-) Haufenwolken, großflächige (stratiforme) Wolkenschichten, aus Eiskristallen bestehende Cirren, die wie Federn über den Himmel ziehen und so weiter und so fort.
Wer in den Bergen unterwegs ist, kann mit etwas Glück noch viele weitere, sogenannte "orographische Wolken" beobachten. Eine ganz und gar außergewöhnliche Art ist dabei die "Bannerwolke". Sie bildet sich nur an Gebirgsgraten oder steilen Berggipfeln, wie es z.B. die Zugspitze oder das Matterhorn aufweist.
Schon beim Anblick einer solchen Bannerwolke schlägt das Meteorologenherz oder das jeden Naturliebhabers angesichts der imposanten Form höher: Während die windzugewandte Seite des Berges (Luv) wolkenfrei ist, scheint an der windabgewandten Seite (also im Lee) des Gebirges eine Wolke befestigt zu sein und sich wie eine Fahne oder ein Banner zu bewegen (siehe Foto).
Der ausschlaggebende Mechanismus zur Entstehung einer Bannerwolke ist noch nicht vollständig geklärt. Derzeit wird angenommen, dass sich beim Überströmen des Gebirges Wirbel ausbilden - ähnlich wie Wasserstrudel, die hinter einem im Fluss befindlichen Hindernis entstehen. Diese Wirbel heben die Luftmassen hoch, wodurch sich die Bannerwolke bilden kann.
Im Rahmen einer Doktorarbeit an der Universität Mainz wurde herausgefunden, dass die Bannerwolken an der Zugspitze im Schnitt zwischen zwei und zehn Mal im Monat auftreten, am ehesten in den Sommermonaten am späten Nachmittag. Sie bevorzugen eine Windrichtung aus Südost, während die Windstärke eher unerheblich ist. Im Vergleich zu anderen Wolken bleiben Bannerwolken recht lange Zeit (bis zu 40 Minuten) bestehen.
Aber Obacht: In Gegenwart einer Bannerwolke besteht durchaus die Gefahr, in ihren Bann gezogen zu werden und den Blick gen oben - anstatt auf den Wanderweg - zu richten!
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.03.2019
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