Sturmtief Eberhard und die Böenvorhersage

Der heutige Wettertag steht ganz im Zeichen des Sturms. Es ist ja nicht so, dass die vergangenen Tage windstill abgelaufen wären. Auch die Sturmtiefs Bennet, Cornelius und Dragi haben in einigen Regionen für viele Probleme gesorgt. Sturmtief Eberhard setzt dem Ganzen am heutigen Sonntag aber die Krone auf.

Entscheidend ist die genaue Zugbahn von Eberhard. Wie im Thema des Tages vom Freitag zu lesen war
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/3/8.html), gab es diesbezüglich im Vorfeld größere Unsicherheiten. Mittlerweile ist die Zugbahn des Tiefs aber relativ klar. Damit weiß man nun auch, dass von den Sturmböen und schweren Sturmböen aus westlicher Richtung vor allem die Mitte und der Süden des Landes betroffen sein werden. In Verbindung mit Gewittern sind sogar orkanartige Böen zu erwarten. In einem Streifen über der Mitte muss aktuell beginnend (nachmittags) und zum Abend bzw. die erste Nachthälfte nach Osten vorankommend mit Windspitzen bis vereinzelt in den Orkanbereich (120 km/h) gerechnet werden.

Soweit die Details zur Wetter- und Warnlage, die jederzeit über die Warnwetter-App und die DWD-Homepage sowie über den Facebook- und Twitterauftritt des DWD näher verfolgt werden können. Aber woher wissen wir überhaupt, wie stark der Wind weht?

Zunächst einmal ist die Frage, wie überhaupt Wind entsteht. Verantwortlich dafür sind Tief- und Hochdruckgebiete. Die zwischen beiden vorhandenen Druckunterschiede versucht die Natur auszugleichen. Das geschieht indem Luft von einem Gebiet mit höherem Luftdruck in ein Gebiet mit niedrigerem Luftdruck transportiert wird. Man kann sich das auch wie einen Berghang vorstellen. Setzt man sich dort auf ein Fahrrad, so wird man vom Berg (Hoch) ins Tal (Tief) rollen. Je steiler der Hang ist, desto rascher geht das von Statten. Das heißt übersetzt, je höher die Luftdruckunterschiede in einem bestimmten Gebiet sind, desto kräftiger weht auch der Wind.

Damit lässt sich zunächst einmal der Mittelwind prognostizieren. Nun bleibt aber auch noch die Frage, wie stark die Böen ausfallen. Dafür reicht es nicht aus, nur den Bodenluftdruck anzuschauen. Man braucht auch Informationen über höhere Luftschichten. Entscheidend für die kalte Jahreshälfte ist dafür ein Höhenniveau von 600 bis 700 m (925 hPa), im Sommer sind es dann eher Höhen von 1200 bis 1400 m (850 hPa). Wenn nun Schauer und Gewitter auftreten, können die Windgeschwindigkeiten aus diesen Höhenniveaus bis nach unten heruntergemischt werden. Neben Schauern und Gewittern gibt es auch noch andere Möglichkeiten, die kräftigen Winde aus höheren Luftschichten herunterzumischen (Stichwort: Sting Jet). Dies soll aber hier nicht näher erläutert werden.

Um eine Idee über die Böenstärke zu bekommen, schaut man also in die angesprochenen Höhenniveaus.
Betrachtet man heute das 925 hPa Niveau, so findet man über der Mitte einen Streifen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 100 und 120 km/h und das erklärt eben auch die heutige Warnlage. Verfolgen Sie diese weiter aufmerksam, vermeiden Sie in den betroffenen Gebieten Aufenthalte im Freien und kommen Sie gut durch den Tag!


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.03.2019

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