Frühlingserwachen


Die beherrschenden Wetterthemen der vergangenen und wohl auch der kommenden Tage sind Sturm und Regen, hin und wieder auch winterliche Aspekte wie Frost, Schnee und Glätte. Zur Abwechslung soll es genau darum heute aber mal nicht gehen?

Während wir uns meteorologisch bereits seit dem 1. März im Frühling befinden und der kalendarische Frühlingsanfang (20. März) auch nicht mehr sehr lang auf sich warten lässt, gibt es noch eine weitere Jahreszeiteneinteilung, nämlich die phänologischen Jahreszeiten. In der Phänologie werden die Jahreszeiten mit Hilfe der Wachstumsphasen ausgewählter Pflanzenarten bestimmt. Im Gegensatz zur kalendarischen Definition, bei der der Sonnenstand den Beginn der einzelnen Jahreszeiten bestimmt und damit wenig Variabilität aufweist, hängen die phänologischen Jahreszeiten vom Blühbeginn, dem Beginn der Blattentfaltung, dem Reifegrad der Früchte und schließlich im Herbst von der Laubverfärbung und dem Laubfall ab. Mit Hilfe dieser sogenannten Leitphasen unterschiedlicher Pflanzenarten werden sowohl dem Frühling als auch dem Sommer und Herbst jeweils in 3 Phasen zugeordnet. Der Frühling wird dementsprechend in Vor-, Erst- und Vollfrühling eingeteilt. Um feststellen zu können, wann und wo die entsprechenden Wachstumsphasen auftreten, gibt es ein deutschlandweites Netzwerk meist ehrenamtlicher Beobachter.

Der Vorfrühling beginnt, wenn die Schneeglöckchen und Haselsträucher blühen und kann je nach Witterung und natürlich auch Höhenlage zeitlich sehr stark zwischen Mitte Dezember und März variieren. Die ersten Meldungen zur Haselblüte gingen z.B. im vergangenen Jahr bereits Mitte Dezember ein, die ersten Schneeglöckchenblüten wurden um den Jahreswechsel 2018/2019 gemeldet. Mittlerweile hat der Vorfrühling auch in höheren Berglagen Einzug gehalten, andernorts sind viele Schneeglöckchen bereits verblüht. Entsprechende Grafiken zur aktuellen Pflanzenentwicklung können auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes im Bereich Fachnutzer und Freizeitgärtner (Link: https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/freizeitgaertner/2_pflanzenentwicklu ng/_node.html) abgerufen werden. Seit Ende Februar liegen nun die ersten Meldungen vor, die den Beginn des Erstfrühlings markieren. Der Erstfrühling wird anhand der Blüte von Forsythiensträuchern oder an der Blattentfaltung der Stachelbeere festgelegt. Im Erstfrühling folgen dann weitere Obstgehölze mit der Blüte (Stachel- und Johannisbeere, Pflaume, Birne und Kirsche) und bei den meisten heimischen Laubgehölzen zeigen sich die Blätter. Von Vollfrühling spricht man, wenn die Apfelbäume blühen und die Stieleiche ihre Blätter entfaltet. Das ist dann die Zeit, in der augenscheinlich alles grünt und blüht - es blühen dann nicht nur die Apfelbäume, sondern auch viele Wildpflanzen und Ziersträucher wie auch der Flieder.

Zum Abschluss ein Frühlingsgedicht-Klassiker von Eduard Mörike (dt. Lyriker, 1804 - 1875):

Er ist's

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
- Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen!


Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.03.2019

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