Seine Geburtsstunde erlebte Tief "FRANZ" vor der Küste Neufundlands in der Labradorsee. Dort strömen zurzeit sehr gegensätzlich temperierte Luftmassen (einerseits tropische Warmluft aus Süden, andererseits polare Kaltluft aus Norden) über dem Nordatlantik zusammen und bilden einen Bereich, der auch als planetarische Frontalzone bekannt ist. Wird der Grenzbereich der beiden Luftmassen nun gestört, entsteht ein neues Tief, wie zum Beispiel FRANZ am vergangenen Sonntag.
Eingebettet in die vorherrschende stramme westliche Strömung wurde FRANZ bis Montagabend unter weiterer Intensivierung vor die Küste Islands befördert. Bereits dort sorgte er mit einem Kerndruck von rund 955 Hektopascal (kurz: hPa) für Böen bis in den Orkanbereich. Die Wetterstation auf den vorgelagerten Westmännerinseln (isländisch Vestmannaeyjar) verzeichnete Böen von 137 km/h, laut dem isländischen Wetterdienst registrierte die Station Önundarhorn an der Südküste sogar Windgeschwindigkeiten von 169 km/h.
Bis zum gestrigen Dienstagabend erreichte FRANZ die schottische Küste. Zwar hatte sich das Tief bis dahin etwas abgeschwächt (Kerndruck von etwa 965 hPa), dennoch bekamen auch die Britischen Inseln seine Kraft zu spüren. Bis in die heutigen Frühstunden traten dort bei Schauern und Gewittern schwere Sturmböen, teils auch orkanartige Böen auf. Die Station auf dem Great Dun Fell, einem Berg im Norden von England, registrierte in einer Höhe von 847 Metern sogar Windgeschwindigkeiten von bis zu 178 km/h.
Deutschland wurde am gestrigen Dienstag sowie in der vergangenen Nacht ebenfalls von FRANZ beeinflusst. Und auch am heutigen Mittwoch hält sein Einfluss an, wenngleich seine Auswirkungen bei Weitem nicht so stark ausfallen, wie die der Herren DRAGI und EBERHARD am vergangenen Wochenende. Die von FRANZ ausgehende Warmfront sorgte tagsüber besonders in der Nordhälfte für Regen, zudem frischte rückseitig der Wind stark bis stürmisch auf. Die am Abend von Westen her folgende Kaltfront brachte dabei nicht nur kühlere Meeresluft mit sich, auch Sturmböen wurden durch kräftige vertikale Umlagerungen im Bereich der Front zum Boden gemischt. Im Westen und Nordwesten waren sogar einzelne schwere Sturmböen mit von der Partie, wie beispielsweise die Station in Tholey im Saarland mit 90 km/h registrierte. Im Laufe der Nacht ging der Kaltfront auf ihrem Weg in die östlichen Landesteile jedoch immer weiter die Puste aus, sodass die Stärke der Böen allmählich abnahm.
Mittlerweile hat die Kaltfront Deutschland verlassen und erstreckt sich etwa vom Baltikum über Polen bis zur Adria (Stand: 11.03.19, 10 Uhr MEZ). FRANZ weist inzwischen sogar zwei Tiefdruckkerne auf. Einer davon lässt sich vor der norwegischen Küste wiederfinden, der andere Kern liegt bereits über der Nordsee und zieht bis zum Abend über den Norden Dänemarks hinweg in den Kattegat. Allerdings "füllt" sich dieser immer weiter auf, sodass sein Kerndruck stetig von 975 hPa am Vormittag bis etwa 985 hPa am Abend ansteigt. Somit nimmt nicht nur die Intensität des Tiefs ab, auch das Sturmfeld von FRANZ, das heute tagsüber auf Deutschland übergreift, ist nicht mehr so ausgeprägt, wie über Island und den Britischen Inseln. Dennoch muss verbreitet mit stürmischen Böen oder Sturmböen gerechnet werden. In kräftigen Schauern oder Gewittern sind neben Graupelkörnern auch einzelne schwere Sturmböen zu erwarten. Einzig der Brockengipfel sollte heute Orkanböen aufweisen können.
Und wie geht es weiter?
Nun, FRANZ wird nicht das letzte Tief in dieser Woche sein, das stürmisch durch Deutschland pfeift. Über dem nahen Atlantik bringen sich bereits weitere Tiefdruckgebiete in Stellung, um Kurs auf Dänemark zu nehmen, wobei die zugehörigen Sturmfelder erneut auf Deutschland übergreifen werden. Das Erste folgt schon am morgigen Donnerstag. Tief "GEBHARD" beschert uns starke bis stürmische Böen, besonders im Westen und Süden sind Sturmböen wahrscheinlich, in Gipfellagen treten auch orkanartige Böen auf. Darüber hinaus dürfte in den darauffolgenden Tagen nach vorübergehenden windschwachen Phasen der Wind erneut zeitweise stark bis stürmisch auffrischen und uns weiterhin den typischen, wechselhaften Aprilwettercharakter bescheren.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.03.2019
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