Seit gut drei Monaten gehen Schülerinnen und Schüler jeden Freitag auf die Straße, um für mehr Klimaschutz und einen energischeren Kampf gegen die Klimaerwärmung zu demonstrieren. Anfangs wurden die Proteste zum Teil belächelt, später kam eine Diskussion über die Schulpflicht auf. Nun haben sich viele tausende Wissenschaftler hinter die Schüler und ihre "Fridays for Future"-Proteste gestellt und unterstützen nun unter dem Namen "Scientists for Future" die Demos.
Über 19.000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (Stand Donnerstagabend) haben in den vergangenen Tagen eine Petition unterschrieben um Politik und Gesellschaft zu dringendem Handeln aufzurufen und um deutlich zu machen: "Die junge Generation hat recht". Unter den Unterschreibenden sind zwei Nobelpreisträger und auch viele prominente Personen wie z.B. Arzt und Wissenschaftsjournalist Dr. Eckhart von Hirschhausen, Physiker Ranga Yogeshwar oder ARD-Meteorologe Sven Plöger.
In der Stellungnahme der Wissenschaftler heißt es: "Zurzeit demonstrieren regelmäßig viele junge Menschen für Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklären wir auf Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse: Diese Anliegen sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus.
[...] Nur wenn wir rasch und konsequent handeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerte Zukunft für derzeit lebende und kommende Generationen gewinnen. Genau das möchten die jungen Menschen von "Fridays for Future/Klimastreik" erreichen. Ihnen gebührt unsere Achtung und unsere volle Unterstützung. "
Die Initiative ging u.a. von Dr. Gregor Hagedorn (Koordinator der Forschungsinfrastruktur am Museum für Naturkunde, Berlin) aus, der von einer ähnlichen Aktion in Belgien hörte und solch einen Aufruf auch in Deutschland starten wollte. Er trommelte einige Kollegen zusammen, die Mitte Februar eine Stellungnahme ausarbeiteten und zunächst um Erstunterzeichnungen warben. Daraufhin wurde die Stellungnahme in den vergangenen Tagen seit dem 3. März mit dem Aufruf sich zu beteiligen und zu unterschreiben per E-Mail an wissenschaftlich arbeitende Organisationen, Forschungseinrichtungen und Universitäten breit verteilt. Unterschreiben konnte bis gestern Abend jeder, der aktiv oder in der Vergangenheit forschend tätig ist/war, wobei alle Fachrichtungen (Sozial-, Natur-, Human-, Politik-, Rechts-, Ingenieur- und Geisteswissenschaften) angesprochen wurden.
Am Dienstag dieser Woche wurden auf einer Bundespressekonferenz die bis dahin gesammelten Unterschriften (12.155) sowie die Stellungnahme vorgestellt. "Scientists for Future" war vertreten durch Prof. Dr. Maja Göpel (Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen), den Mediziner Dr. Eckart von Hirschhausen, Polar- und Meeresforscherin Prof. Dr. Karen Wiltshire (Stellv. Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung AWI) und durch Prof. Dr. Volker Quaschning (Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin). Die vier Wissenschaftler standen zusammen mit einem Schüler und einer Studentin der Protestbewegung "Fridays for future" der Presse Rede und Antwort.
Am heutigen Freitag wird auf den stattfindenden Demos die Unterschriftenliste der Wissenschaftler an die Schüler übergeben und die Stellungnahme vorgestellt. Die Organisatoren gehen davon aus, dass heute so viele Menschen wie nie seit Beginn der Proteste auf die Straße gehen werden - es sind weltweite Kundgebungen in über 100 Ländern geplant. Allein in Deutschland demonstrieren heute Schüler und Studenten, unterstützt von zahlreichen Wissenschaftlern, in 180 Städten für mehr Klimaschutz.
Mehr Infos zu den Initiativen "Scientists for Future" und "Fridays for Future" finden sich in den unten stehenden Links.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.03.2019
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