Am kommenden Sonntag, also am 31.03.2019, verabschieden wir uns von der Winterzeit und rücken in die Sommerzeit. Uns wird eine Stunde "geklaut", weil die Uhr früh morgens von 2 auf 3 Uhr gestellt wird. Erstmals kam die Idee der Zeitumstellung im 18. Jahrhundert in den USA auf. Durch die bessere Ausnutzung des Tageslichts sollten Kerzen eingespart werden. Der Vorschlag verhallte zunächst, wurde 1907 in Europa aber wieder aufgebracht. Auch dieses Mal kam es nicht zur Umsetzung. Neun Jahre später, während des Ersten Weltkrieges, wurde dann zunächst in Deutschland und in Österreich-Ungarn, später auch in Großbritannien und Irland die Sommerzeit eingeführt. Bereits wenige Jahre später wurde die Zeitumstellung aber wieder abgeschafft und kam erst während des Zweiten Weltkrieges 1940 wieder in Mode. Für zwei Jahre stellte man während des Krieges die Uhren gar nicht mehr zurück auf Winterzeit, sondern hielt an der Sommerzeit fest.
Zwischen 1950 und 1978 verzichtete man in Deutschland wieder auf die Zeitumstellung. Da sich nach der Ölkrise aber die westlichen europäischen Staaten 1977 erneut für die Einführung der Sommerzeit entschieden, zogen 1980 auch die BRD und die DDR nach. Ursprünglich startete die Sommerzeit in Deutschland am letzten Sonntag im März und endete am letzten Sonntag im September, mit Entstehung der Europäischen Union wurde aber eine einheitliche Regelung eingeführt, und diese besagt, dass die Sommerzeit erst am letzten Tag im Oktober endet.
In einer Onlineumfrage, an der rund 4,6 Millionen EU-Bürger teilnahmen, sprach sich 2018 die Mehrheit (immerhin 80 %) für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus. Die EU-Kommission nahm diese Entscheidung an und vergangenen Dienstag stimmten die EU-Abgeordneten für das Ende der Zeitumstellung ab dem Jahr 2021. Nun liegt es an den einzelnen Mitgliedsstaaten darüber zu befinden, ob sie lieber dauerhaft Sommer- oder Winterzeit haben möchten. Diese Entscheidung sollte nach Wünschen der Kommission ursprünglich bis zum 01. April 2019 fallen, der Zeitplan erscheint nun aber unrealistisch und eine Entscheidung wird im Herbst 2019 erwartet.
Um einen Zeitflickenteppich in Europa zu vermeiden, soll es ein Koordinierungsgremium geben, in dem sich sowohl Vertreter der Mitgliedsstaaten, als auch der EU-Kommission befinden. Sie sollen bereits dieses Jahr mit Beratungen beginnen und sich in einem Kompromiss auf Sommer- oder Winterzeit einigen. Mit dem Ende der Zeitumstellung stellen Länder, die sich für die dauerhafte Sommerzeit entscheiden, zum letzten Mal ihre Uhren im Frühjahr 2021 um. Länder, die die Winterzeit behalten wollen, stellen das letzte Mal im Oktober 2021 um.
Wie das Ganze für Deutschland also ausgeht, steht noch in den Sternen. Festzuhalten bleibt: Auch 2019 und 2020 werden wir an der Uhr drehen. Dabei wird im März die Uhr eine Stunde vorgestellt und im Oktober wieder eine Stunde zurückgestellt. Wie bei einer Gartenbank: Wenn der Sommer kommt, stellen wir die Bank vor das Haus, wenn der Winter kommt, stellen wir die Bank wieder zurück.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.03.2019
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