Die noch verbleibenden Tage bis zum Osterfest kann man mittlerweile an zehn Fingern anzählen. Damit liegt die kommende Osternacht erstmals im Bereich der sogenannten "erweiterten mittelfristigen Wettervorhersage". Zur Erklärung: Von mittelfristigen Vorhersagen sprechen Meteorologinnen und Meteorologen, wenn sie sich mit den Wetteraussichten für den vierten bis siebten Folgetag beschäftigen. Da dem Gegenüber aber langfristige Prognosen, die für mehrere Wochen oder auch Monate in Voraus erstellt werden, in der Regel mit dem 10. Folgetag beginnen, klafft zwischen Mittel- und Langfristprognosen eine kleine zeitliche Lücke, nämlich zwischen dem siebten und 10. Folgetag. Diese Lücke wird vorhersagetechnisch in der Regel der Mittelfrist zugeschlagen, wobei man dann von der "erweiterten" Mittelfrist spricht.
Der oben definierte Übergang von der "(erweiterten) Mittelfrist" auf die "Langfrist" am 10. Folgetag ist bei stundengenauer Betrachtung exakt dann erreicht, wenn die Vorhersage 240 Stunden in die Zukunft blickt. Da die Kolleginnen und Kollegen weltweit aktuell auf ihren Schreibtischen (bzw. in den Computern) die Ergebnisse der Wettervorhersagemodelle analysieren, die in der vergangenen Nacht gestartet wurden (11.04.2019 00 UTC, was 02 MEZ entspricht), stellt die (mitteleuropäische) Osternacht für die aktuellen Läufe der Vorhersagemodelle genau den Übergang von der "Mittelfrist" zur "Langfrist" dar.
Also wagen wir einen Blick in die mittelfristigen Vorhersagen, nicht ohne uns vorher klar zu machen, was wir erwarten können (und was nicht). Bei den Aussagen in der erweiterten Mittelfrist handelt es sich um (immer noch sehr unsichere) Informationen zum Wettertrend. Dabei wird z.B. versucht zu spezifizieren, ob hoher oder niedriger Luftdruck vorherrscht, ob die bei uns wetterbestimmenden Luftmassen eher maritim (feucht) oder kontinental (trocken) geprägt sind und ob diese eher polaren (kalt) oder subtropischen (warm) Ursprungs sind. Bezüglich der Temperaturtrends oder der Vorhersagen für die Bewölkung und die Niederschläge lassen sich dagegen nur grobe Abschätzungen und keine präzisen Aussagen treffen.
Im konkreten Fall schauen wir uns die Prognosen des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF; sozusagen DIE Profis für die Mittelfrist) und die Prognosen des amerikanischen Wetterdienstes (Vorhersagemodell GFS) an. Und: So schlecht sieht es aktuell nicht aus. Die Europäer sagen bei schwachen Luftdruckgegensätzen und eher feuchter Meeresluft mehr Wolken als Sonne voraus, was dann auch eine gewisse Regentendenz zur Folge hat. Dabei sollen die Temperaturen etwa auf Durchschnittniveau (zwischen 11 und 15 Grad) liegen. Die Kollegen auf der anderen Seite des großen Teichs setzen auf kontinentale, trockene Festlandluft aus dem Osten, was dann eher gegen Niederschläge spricht. Die Temperaturen könnten dabei ebenfalls durchschnittlich ausfallen, mit einer leichten Tendenz ins Milde - das sagen zumindest die aktuellen Modellläufe.
Eine Vorhersage in dieser Art mag für die Eine oder den Anderen nicht genau genug sein. Es ist aber das, was aktuell an seriösen Aussagen möglich ist. Und immerhin scheint schon jetzt recht sicher, dass es nicht zu einem Kaltluft- und damit zu einem späten Wintereinbruch kommt.
Damit kann der Osterhase seine Eier aller Voraussicht nach im Freien verstecken.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2019
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