Wo steckt denn eigentlich der Sommer?

Am heutigen Freitag (12. April) halten klimatologisch für die Jahreszeit gesehen sehr kühle Luftmassen in Deutschland Einzug. Verbreitet schafft es die Temperatur nicht einmal bis zur 10-Grad-Marke. Vom Harz bis ins Erzgebirgsvorland steigt das Thermometer auf maximal 1 bis 4 Grad Celsius an, im Bergland bleibt es dort wohl auch tagsüber bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Lediglich einzelne Stationen am Oberrhein werden heute zweistellige Tageshöchstwerte von 12 Grad verzeichnen (vergleiche linke Grafik im Anhang an das Thema des Tages unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/4/12.html).

Die "Schuldige" mit dem Namen "Katharina" findet sich in Form eines umfangreichen Hochdruckgebiets über Skandinavien wieder. Dieses führt zurzeit mit einer nordöstlichen Strömung sehr kühle und trockene Luft aus Sibirien nach Deutschland.

Vom Sommer im April zu sprechen, ist klimatologisch sicher noch zu früh. Aber vielleicht erinnert sich die eine oder der andere an den April im vergangenen Jahr 2018. Denn genau heute vor einem Jahr wurde am 12. April dagegen verbreitet die 20-Grad-Marke geknackt. Einzelne Stationen in Potsdam, Berlin und Dresden verzeichneten mit Werten über 25 Grad sogar einen Sommertag (vergleiche Grafik in der Mitte).


Wer aber jetzt denkt, dass die aktuell vorherrschende Kälte "rekordverdächtig" ist, der irrt. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass so ein Kaltlufteinbruch im April auch winterlicher ausfallen kann. Bei einer recht ähnlichen Wetterlage vor 33 Jahre konnten noch deutlich kältere Luftmassen aus polaren Breiten angezapft werden. Dabei sorgten Schneefälle am 11. April 1986 in den Mittelgebirgen, im Osten sowie im Süden Deutschlands verbreitet bis in tiefe Lagen für ein wahres Verkehrschaos. Während man zwei Tage zuvor am 09. April 1986 in Bayern bei Tageshöchstwerten von 24 Grad im T-Shirt reichlich Sonne genießen konnte, schaffte es das Thermometer in den Folgetagen am 11. und 12. April teilweise nicht mal mehr über die 0 Grad hinaus (siehe Tageshöchstwerte vom 12. April 1986 in der rechten Grafik; blaue Punkte markieren Höchstwerte unter 0 Grad Celsius). Damals wurde in den Nächten in höheren Lagen der Mittelgebirge bei zweistelligen Minuswerten sogar strenger Frost registriert!

Aber wo steckt nun derzeit der Sommer?

Schaut man auf den östlichen Mittelmeerraum im Bereich von Griechenland und der Türkei, liegen dort die Temperaturen mit Werten von 18 bis 23 Grad aktuell zwar deutlich höher als in Deutschland. Allerdings sorgt tiefer Luftdruck in der Region für wechselhaftes und wolkiges Wetter mit teils kräftigen Gewittern und wiederholten Starkregenfällen. Bis Montagfrüh gehen in der Region gebietsweise zwischen 20 und 50 l/qm nieder. Besonders an der Westküste Griechenlands besteht örtlich sogar das Potenzial für Niederschlagssummen bis 100 l/qm. Nach herrlichem Sommerwetter hört sich das also auch nicht an. Auch im "schönsten Stiefel der Welt", genauer gesagt in Italien, sieht die Vorhersage für das Wochenende nicht besser aus.

Weiter nach Westen erreicht man auf der Europakarte dann Spanien und genau dort lacht zurzeit die Sonne. Hochdruckeinfluss sorgt übers Wochenende zumindest noch im Süden und Osten Spaniens für viel Sonnenschein mit nur wenigen Wolken am Himmel und sommerlichen Temperaturen von 24 bis 30 Grad.

Den Lesern mit einer Abneigung gegenüber sommerlichen Temperaturen sei an dieser Stelle zur Beruhigung gesagt, dass diese hierzulande zurzeit noch nicht in Aussicht sind. Im Laufe der nächsten Woche kehrt aber zumindest der Frühling in Deutschland wieder zurück. Die Temperaturen steigen dann nach und nach auf Werte bis 20 Grad an, die Nächte bleiben zunehmend frostfrei und der Regenschirm kann vielerorts ebenfalls in der Garderobe verstaut bleiben.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.04.2019

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