Bestimmt erinnern Sie sich noch an das vergangene Jahr, das verbreitet von einer extremen Trockenheit und im Sommer zudem von einer sehr warmen bis heißen Witterungsperiode geprägt war. Landwirte und Förster hatten damals die Hoffnung, dass ein Teil des beträchtlichen Niederschlagsdefizits im Winter wieder ausgeglichen werden kann und dass auch anschließend im diesjährigen Frühjahr und Sommer ausreichende Niederschläge fallen, damit sich die Natur von der teils drastischen Dürresituation wieder erholen kann. Genau danach sieht es aktuell aber nicht aus.
Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern sowie von Oberfranken bis nach Niederbayern hat es im diesjährigen April noch kaum geregnet (siehe Abbildung 1). Niederschlagsmengen unter 1 mm sind dort keine Seltenheit und vereinzelt fiel bisher sogar kein einziger Regentropfen vom Himmel. Auch in der Westhälfte Deutschlands fällt die bisherige Regenbilanz im April vielerorts unterdurchschnittlich aus, es regnete aber immerhin noch etwas mehr als im Osten.
Auch der seit Jahresbeginn gemessene Niederschlag, das schon fast zu einem Drittel vorüber ist, sieht gebietsweise alarmierend aus. Vor allem im Thüringer Becken, dem südlichen Niedersachsen und vom östlichen Vorpommern bis zur Prignitz zeigt die mithilfe von Messstationen angeeichte Radarauswertung größere Flächen, in denen die Niederschlagsmenge lediglich 50 bis 100 mm beträgt (siehe Abbildung 2). Passend dazu registrierte die derzeit niederschlagsärmste Wetterstation in Erfurt-Bindersleben gerade einmal 58 mm (vieljähriges Mittel: 130 mm). Gerade diese Regionen waren bereits im letzten Jahr besonders von der Dürre betroffen. Aber auch in Teilen von Mittel- und Unterfranken blieb es in diesem Jahr ähnlich trocken. Im Westen, Nordwesten und Süden sowie in den Mittelgebirgen regnete und schneite es hingegen etwas mehr, sodass im Deutschlandmittel mit 194 mm immerhin 86% des normalerweise in diesem Zeitraum üblichen Niederschlags gemessen wurde.
Dazu kommt in diesem Jahr noch erschwerend hinzu, dass die Natur im Gegensatz zu 2018 noch mit den Auswirkungen der letztjährigen Trockenheit zu kämpfen hat. Im deutschlandweiten Durchschnitt gab es in den Wintermonaten nur etwa 30 mm mehr Niederschlag als im vieljährigen Mittel, sodass das beträchtliche Niederschlagsdefizit aus dem letzten Jahr bei Weitem nicht ausgeglichen werden konnte (siehe auch Link zur aktuellen Pressemitteilung am Ende des Textes). Vor allem von Schleswig-Holstein über die Altmark (Norden von Sachsen-Anhalt) bis in den Norden von Brandenburg (Prignitz bis Oderbruch) sowie am Oberrhein und in Teilen von Hessen und Nordthüringen wurde das "Wintersoll" noch nicht einmal erreicht. Somit konnten die Wasserspeicher in den Böden nicht ausreichend gefüllt werden, sodass die Wasserreserven in den Böden deutlich geringer ausfallen als im letzten Jahr zur selben Zeit.
Gerade jetzt im Frühling, in der das Wachstum der Vegetation sehr aktiv ist, wirkt sich eine Trockenphase besonders schlimm aus. Landwirte berichten bereits vermehrt von Stress-Symptomen bei Kulturpflanzen. Beispielsweise rollt das austreibende Getreide schon seine Blätter ein. Den Pflanzen fehlt genügend Wasser aus den Böden und gleichzeitig verliert die Vegetation bei den derzeitigen hohen Temperaturen und der starken Sonneneinstrahlung viel Wasser durch Verdunstung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass schon jetzt im Frühjahr in immer mehr Regionen eine negative Wasserbilanz vorliegt (siehe Link am Ende des Textes), die die Differenz aus der Niederschlagssumme und der Summe der potentiellen Verdunstung über Gras beschreibt (Details: siehe DWD-Wetterlexikon-Einträge zu (potentieller) Evaporation und Wasserbilanz).
In den Wäldern hat schon die Trockenheit des letzten Jahres teilweise ihre Spuren hinterlassen. Vielleicht sind Ihnen beim Spaziergang durch die heimischen Wälder vermehrt abgestorbene Nadel- und Laubbäume aufgefallen? Auch der Borkenkäfer, der sich bei der Witterung im letzten Jahr besonders wohl gefühlt hatte, hat an manchen Bäumen ganze Arbeit geleistet, sodass wohl nur noch ein Fällen der Bäume helfen kann. Die aktuelle Trockenheit sorgt zudem vor allem im Osten und Süden für eine hohe, stellenweise sogar für eine sehr hohe Waldbrandgefahr (Stufe 4 bis 5, siehe Abbildung 3). Fast landesweit kam es deshalb in den letzten Tagen bereits zu kleineren Wald-, Moor- oder Flächenbränden. Viele Gemeinden sagten sicherheitshalber ihre traditionellen Osterfeuer ab und am gestrigen Dienstag kam es im Nordosten sogar zu Staubstürmen mit teils massiven Auswirkungen im Straßenverkehr.
In den kommenden Tagen kann man zum Glück überall auf Regen hoffen. Vor allem im Westen und Südwesten kommen durch schauerartig verstärkte Niederschläge bis zum Montag vielfach zwischen 10 und 40 mm zusammen, aber auch im von der Trockenheit geplagten Osten fällt etwas Regen (siehe Abbildung 4). Dort ist dieser aber mancherorts aber wieder nur der sogenannte Tropfen auf dem heißen Stein.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.04.2019
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