Nach dem deutlich zu warmen April, der uns durch lang anhaltende Hochdruckwetterlagen überaus sonniges Wetter mit den ersten Sommertagen bescherte, stellt sich die Wetterlage nun komplett um. Ein markanter Kaltlufteinbruch erwartet uns am ersten Maiwochenende. Schneeregen- und Graupelschauer ziehen über das Land. Zum Teil gibt es nur noch einstellige Höchstwerte, die der stark böige und eisige Nordwestwind noch kälter empfinden lässt. In den Mittelgebirgen und am Alpenrand fällt länger anhaltend Schnee und nachts droht gebietsweise Frost. Man könnte schon sagen, dass wieder ein Hauch von Winter Einzug hält, denn die Temperatur liegt am Wochenende etwa 6 Grad unter dem langjährigen Mittel.
Ursache für den Wetterwechsel ist ein kräftiges Hoch, das über dem Atlantik bis nach Grönland vorstößt und die normalerweise vorherrschende West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete blockiert. An der Ostflanke dieses Hochs kann Kaltluft direkt von der Arktis ungewöhnlich weit nach Süden über Mitteleuropa ausfließen. Man nennt diese Wetterlage auch eine Blockadelage. So eine Blockadelage war auch für den trockenen und ungewöhnlich sonnigen April verantwortlich. Doch da erstreckte sich das Hoch über Mitteleuropa bis nach Skandinavien und führte warme Luft zu uns.
Nun stellt sich die Frage, ob dieser Kaltlufteinbruch auf verfrühte "Eisheilige" (Witterungsregelfall) zurückzuführen ist?
Die Eisheiligen treten im Zeitraum vom 11. bis 15. Mai auf. Die Namensgebung geht auf die frühchristlichen Bischöfe und Märtyrer des
4. und 5. Jahrhunderts namens Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia zurück. Dies sind Wetterheilige, denen an den jeweiligen Tagen gedacht wird. An genau diesen Tagen wurden von den Bauern früher häufigere Kaltlufteinbrüche aufgezeichnet. Gefürchtet sind Frostschäden an Blüten und Pflanzen.
Der Witterungsregelfall wurde wahrscheinlich in einer mittelalterlichen Kaltphase aufgestellt und stammt noch aus der Zeit des julianischen Kalenders. Mit der gregorianischen Kalenderreform wurde dieser 10 Tage nach vorn verschoben. So zeigt eine Studie der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) tatsächlich eine Häufung von Kaltlufteinbrüchen zwischen den 20. und 25 Mai. Eine ähnliche Studie für die Schweiz (Payerne) gibt hingegen kein gehäuftes Vorkommen von Frosttagen. So ist der kommende Kaltlufteinbruch am ersten Maiwochenende wohl eher dem Zufall geschuldet, als dem Witterungsregelfall der Eisheiligen.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.05.2019
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