Hoch- und Tiefdruckgebiete ohne Name? Heutzutage undenkbar. Ein Blick zurück auf die Entwicklung dieser Erfolgsgeschichte und ein Vorschlag zur eigenen aktiven Beteiligung am Wettergeschehen.
Der Nachwuchs ist unterwegs, aber noch kein passender Name gefunden? Oder der weibliche Vorname mit sieben Buchstaben,"O" am Anfang und "A" am Ende will einem beim Kreuzworträtsel einfach nicht einfallen? Dann könnte vielleicht ein Blick auf die Wetterkarte die zündende Idee liefern. Denn die Kombination aus Druckgebilde und Vorname ist aus diesen nicht mehr wegzudenken.
Vorreiter diesbezüglich waren die USA. Der US-Wetterdienst begann im
2.Weltkrieg damit, Taifune, also tropische Wirbelstürme über dem Pazifik, mit Vornamen zu versehen. Der Grund hierfür war recht simpel: Man konnte dadurch deutlich leichter den Überblick über das aktuelle Wettergeschehen behalten. Dies machte sich vor allem dann bezahlt, wenn nicht nur ein, sondern gleich mehrere Taifune unterwegs waren. Diese Vorgehensweise war so erfolgreich, dass man sich entschied, in Zukunft auch Hurrikane (tropische Wirbelstürme über dem Atlantik) zu benennen.
In Deutschland vergingen noch einige Jahre, ehe man auch hier "das Kind beim Namen nannte". 1954 schlug die damalige Studentin des Instituts für Meteorologie der FU Berlin, Karla Wege, vor, den Druckgebilden, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen, jeweils einen Vornamen zu geben. Seitdem vergibt das meteorologische Institut der FU Berlin diese Vornamen und zwar in alphabetischer Reihenfolge,
d.h. man beginnt bei "A", endet bei "Z" und startet danach wieder einen neuen Durchgang.
Nach jahrzehntelanger medialer Unbedeutendheit stieg der Bekanntheitsgrad dieser Praktik erst Ende Februar 1990 rasant an, als mit VIVIAN und WIEBKE gleich zwei Orkantiefs kurz hintereinander in Deutschland und Umgebung wüteten. Seither sind Vornamen für Hochs und Tiefs in der Medienwelt kaum noch wegzudenken. In den 90ern wurde dann aber auch rasch Kritik an der Namensvergabe laut, denn bis dato war es üblich, Tiefdruckgebieten stets weibliche und Hochdruckgebieten männliche Vornamen zu verpassen. Die damit einhergehenden Diskussionen führten schließlich dazu, dass es seit 1998 auf den Wetterkarten fair zugeht: In geraden Jahren besitzen die Tiefs weibliche und die Hochs männliche Vornamen. In ungeraden Jahren (wie in diesem) ist es genau umgekehrt.
Im November 2002 entstand dann die Aktion "Wetterpate". Dabei werden die alphabetischen Namenslisten nicht mehr allein vom meteorologischen Institut der FU Berlin, sondern mit Unterstützung der Bevölkerung erstellt. Das bedeutet, dass Sie seitdem die Möglichkeit haben, Wetterpate zu werden und ein Druckgebilde selbst zu benennen. Sie können somit also aktiv in das Wettergeschehen "eingreifen"...zumindest auf der Wetterkarte.
Allerdings möchte so eine "Taufe" natürlich auch bezahlt sein. Sie kostet für ein Tief im Normalfall 199 und für ein Hoch 299 Euro (zzgl. MwSt.). Manchmal werden Druckgebilde aber auch von der FU Berlin auf eBay zur Versteigerung angeboten. Wie sie sehen, hat ein Hoch nicht nur einen höheren Luftdruck, sondern auch einen höheren Preis als ein Tief. Der Grund hierfür liegt darin, dass Hochdruckgebiete im Allgemeinen beständiger und somit auch länger auf der Wetterkarte zu sehen sind als Gebiete tiefen Drucks. Im Schnitt werden pro Jahr etwa 50-60 Hochs und ca. 150 Tiefs "getauft".
Das Geld kommt der studentischen Wetterbeobachtung an der Wetterstation Berlin-Dahlem zu Gute, die seit März 2002 für die ununterbrochene Fortführung der über hundertjährigen Beobachtungsreihe sorgt.
Zum Abschluss für unsere "Kreuzworträtsler" hier noch ein Vorschlag für den weiblichen Vornamen mit sieben Buchstaben: "Ophelia". So heißt nämlich das am heutigen Freitag für uns in Deutschland noch wetterbestimmende Hoch.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.05.2019
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst