Im deutschlandweiten Mittel war der Mai mit gut 80 mm nasser als im vieljährigen Mittel. An den Alpen und im Alpenvorland, aber auch in einigen Mittelgebirgsregionen prasselten sogar regelrechte Regenmassen vom Himmel. Dennoch wurden einzelne Regionen meist vom Regen ausgespart.
Der Mai liegt nun hinter uns - Zeit, um eine Bilanz bezüglich des Niederschlags im eigentlichen "Wonnemonat" zu ziehen. Dieser Bezeichnung machte der diesjährige Mai zwar nicht alle Ehre, nach dem Dürresommer beziehungsweise Dürrejahr 2018 war der reichliche Regen dennoch für Mensch, Landwirtschaft und Natur ein Segen. Betrachtet man die aus Radardaten abgeleiteten und an Messstationen angeeichten Niederschlagsmengen in der angefügten Grafik, stechen einem die roten bis lilafarbenen Gebiete im Süden sowie im Mittelgebirgsraum sofort ins Auge.
Hervorzuheben sind vor allem das südliche Alpenvorland, der deutsche Alpenraum sowie die Hochlagen des Nordschwarzwalds, wo zwischen 200 und 300 mm (entspricht l/qm) Regen gefallen sind. In einigen Staulagen kamen mit 300 bis lokal über 400 mm reinste Regenmassen vom Himmel. Gebietsweise fiel mehr als das doppelte des normalerweise üblichen Niederschlags im Mai. Zum Vergleich: Das ist mehr als in den trockenen Regionen im gesamten Jahr 2018 zusammenkam. Der meiste Niederschlag wurde mit 448 mm auf der Zugspitze gemessen, wo sich mit einer Schneehöhe von 6,40 m der Schnee so hoch stapelte wie seit Februar 1981 nicht mehr. In Balderschwang im Allgäu regnete es 420 mm, gefolgt von einigen weiteren Niederschlagsstationen mit um oder über 400 mm (siehe Tabelle links oben). Hauptverantwortlich für diese bemerkenswerten Mengen waren gleich zwei aufeinanderfolgende Dauerregenereignisse. Vor allem beim ersten Dauerregen (20. bis 22.5.) prasselten stellenweise extreme Regenmengen in die Messtöpfe. Alleine am 20.5. wurden an der Station Jachenau-Tannern unglaubliche 135,4 mm gemessen. Auch an weiteren Stationen im bayrischen Alpenraum fielen Tagesummen von über 100 mm, teils so viel wie noch nie zuvor an einem einzigen Tag (siehe untere Tabelle). Zum Beispiel wurden in Ebersberg-Halbing östlich von München 108,3 mm gemessen, der bisherige Rekord lag an dieser Station bei 75,8 mm (19.7.1981), im Mai sogar nur bei 55,6 mm (21.5.1999). Bei diesen Wassermassen liegt es in der Natur der Sache, dass einige Gebirgsbäche sowie die südlichen Nebenflüsse der Donau teilweise über die Ufer traten.
Doch nicht nur im Süden regnete es im Mai sehr viel. Der Mittelgebirgsraum bekam ebenso einiges vom kostbaren Nass ab. Meist kamen dort 80 bis 150 mm zusammen, stellenweise auch noch etwas mehr. Auch hier ging mancherorts der 20. Mai bezüglich extremer Regenmengen in die Geschichtsbücher ein. Anders als im Alpenraum war dort zwar der eigentliche Dauerregen weniger intensiv, dafür kam es dort zusätzlich zum Dauerregen am Nachmittag und Abend sowie in der darauffolgenden Nacht zu schauerartigem und teils gewittrigem Starkregen. Von Thüringen über Nordhessen bis nach Ostwestfalen schüttete es stellenweise sintflutartig, sodass innerhalb weniger Stunden extreme Regenmengen gemessen wurden, die mancherorts größere Überschwemmungen zur Folge hatten. So wurden beispielsweise in Schlüchtern-Herolz (Osthessen) 94,9 mm registriert, deutlich mehr als durchschnittlich im gesamten Mai fällt. Damit wurde der bisherige Tagesrekord aus dem letzten Jahr (60,3 mm am 13.5.) weit übertroffen. Auch in Birx in der Rhön (93,2 mm), im nordhessischen Schotten (90,7 mm) oder im am Rande des Teutoburger Walds gelegenen Bad Lippspringe (79,8 mm) wurden neue Tagesrekorde verzeichnet, um nur einige Beispiele zu nennen.
Während der Regen und dessen Auswirkungen medial ein größeres Thema war, vergisst man schnell, dass es auch Gegenden gab, die nicht viel vom besagten Regen abbekamen. Zu Recht erreichten uns daher in den letzten Wochen vermehrt Zuschriften von Bürgern, die anmerkten, dass bei ihnen im Mai und auch bisher im Jahr 2019 kaum Niederschlag gefallen ist und die Trockenheit fast unvermindert andauert. Tatsächlich wurde in einigen Regionen im Norden und Osten nur zwischen 20 und 40 mm Regen (siehe Abbildung) und damit erneut weniger als im vieljährigen Mittel verzeichnet. Ganz besonders trocken war es im Emsland sowie abermals in der Prignitz. Diese Regionen bekamen buchstäblich nur ein paar Krümel vom Kuchen ab. Fast alle Regengebiete machten um sie einen Bogen, sodass dort in der Endabrechnung nur 10 bis 20 mm unter dem Strich standen. Traurige negative Spitzenreiter sind die Orte Twist (Niedersachsen, Emsland) und Havelberg (Sachsen-Anhalt, Prignitz) mit 11,0 mm und 9,3 mm (jeweils 20% des vieljährigen Mittels). Für diese Gegenden bleibt nur zu hoffen, dass diesbezüglich in den kommenden Wochen und Monaten ausgleichende Gerechtigkeit zum Tragen kommt.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2019
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