Für Allergiker sind Frühjahr und Sommer besonders "harte" Monate. Von der Hasel bis zum Beifuß leiden viele unter verstopfter Nase und tränenden Augen. Im Sommer häufen sich aber auch die asthmatischen Beschwerden.
In der Bahn, im Supermarkt, im Büro - überall wird derzeit geniest, geschnäuzt, gesprüht. Aber eine klassische Erkältung plagt die wenigsten, bei den meisten Niesanfällen handelt es sich um eine allergische Reaktion auf die umherfliegenden Pollen. Besonders stark sind zurzeit Gräserpollen unterwegs. Die ersten dieser Pollen sind meist schon Ende April in der Luft zu finden, von Ende Mai bis Mitte Juli haben die Gräser dann Hochsaison, zusammen mit den Gewittern.
Unter dem sogenannten "Heuschnupfen" fasst man die allergische Reaktion auf alle Pollenarten zusammen. Er geht oft mit triefender oder verstopfter Nase sowie tränenden und juckenden Augen einher. Bei einigen Menschen nimmt der Heuschnupfen bedrohlichere Ausmaße an und löst Asthma und Atemnot aus. Eine Zunahme dieser Erscheinung ist besonders bei Gewittern zu beobachten.
Eigentlich wäscht der Regen die Pollen aus der Luft und reinigt sie so. Vor einem Gewitter nimmt die Pollenkonzentration aber erst einmal zu. Die Abwinde vor den Gewittertürmen holen nicht selten die Pollen aus allen Höhen in die bodennahen Schichten, wo sie dann die Allergiker besonders plagen können. Zwar sind die Gräserpollen oft recht groß und können nicht so leicht in die unteren Atemwege eindringen, befallen also häufiger die oberen Atemwege. Die großen Auf- und Abwinde bei Gewittern und die sich rasch ändernden Zustände von Luftdruck und Feuchtigkeit haben aber eine interessante Wirkung auf die Pollen: Sie neigen dazu zu platzen und dadurch ihre Größe deutlich zu reduzieren. Je kleiner die Partikel in der Luft sind, umso leichter können sie tief in die Bronchien eindringen und so vermehrt zu Atembeschwerden führen.
Seit Jahren bemerken die Notaufnahmen weltweit einen Anstieg an asthmatischen Beschwerden, wenn Gewitter in der Luft liegen. Personen, die sowieso an Asthma leiden, sind besonders betroffen, aber auch jene, die bis dahin noch nicht mit Asthma in Berührung gekommen sind, können plötzlich Symptome aufweisen. Schützen kann man sich nur, wenn man sich vor und während eines Gewitters nicht im Freien aufhält und die Fenster geschlossen hält. Dass viele Menschen zeitgleich betroffen sein können, sieht man am Beispiel Melbourne/Australien. Dort litten im November 2016 mehrere Tausend Menschen an asthmatischen Beschwerden, die im Nachhinein auf eine hohe Pollenkonzentration und Gewitter zurückzuführen waren.
In Deutschland ist die Gewittergefahr heute noch leicht erhöht. Vor allem im Süden und über der Mitte Deutschlands können sich in der zweiten Tageshälfte Gewitter bilden, die hauptsächlich von Starkregen begleitet sein können. Zu Beginn der neuen Woche ist die Gewitterneigung unter Hochdruckeinfluss gering, allerdings steigt die Gefahr zur Wochenmitte von Westen her wieder an.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.06.2019
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