Seit Tagen kommt Deutschland ganz schön ins Schwitzen. Dazu wird in diversen Medien diskutiert, ob zum Höhepunkt der Hitzewelle am heutigen Mittwoch die höchste in Deutschland gemessene Temperatur erreicht wird oder nicht. Ist das möglich?
Zurzeit erlebt Deutschland eine ausgeprägte Hitzewelle. Zwischen einem umfangreichen Tiefdruckkomplex über dem nahen Nordostatlantik und kräftigem Hochdruck über Mittel- bzw. Osteuropa wird heiße bis sehr heiße Subtropikluft aus dem Norden Afrikas und der Sahara zu uns geführt. In der Folge stiegen die Temperaturen bereits in den vergangenen Tagen sukzessive an. Am gestrigen Dienstag, dem 25. Juni 2019, wurden stellenweise Höchstwerte jenseits der 35 Grad Celsius gemessen. Spitzenreiter war dabei die Station in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) mit 36,8 Grad. Aber auch im
rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach wurden 36,7 Grad registriert. An einigen Stationen wurden dabei auch neue Monatsrekorde oder zumindest Dekadenrekorde aufgestellt.
Am heutigen Mittwoch soll die Hitzewelle mit Ausnahme des Nordwestens vorübergehend ihren Höhepunkt erreichen. In den vergangenen Tagen wurde bereits wiederholt diskutiert, ob dabei auch der absolute Temperaturrekord in Deutschland fallen könnte. Dieser wurde sowohl am 05. Juli als auch am 07. August 2015 in Kitzingen am Main (Bayern) mit 40,3 Grad aufgestellt, und überholte damit die Stationen Freiburg und Bad Mergentheim-Neunkirchen in Baden-Württemberg, die jeweils 40,2 Grad "aufs Thermometer" brachten (am 13. August 2003 bzw. am 07. August 2015).
Allerdings wurde die für heute vorhergesagte Höchsttemperatur in den letzten Modellläufen etwas zurückgerechnet. Zum einen liegt dies an der von Norden her einfließenden Meereskaltluft, die eine weitere Zufuhr heißer Subtropikluft in weite Teile Deutschlands unterbricht und diese in die Südhälfte Deutschlands zurückdrängt. Darüber hinaus deuten die Prognosen eine erhöhte Konzentration an Saharastaub in der Luft über Deutschland an. Diese bleibt bei der modellseitigen Temperaturvorhersage meist unberücksichtigt, kann aber durchaus die Einstrahlung mindern. Dies macht sich folglich auch bei den Höchstwerten bemerkbar.
So liegt das vorhergesagte Maximum in den Flussniederungen des Westens und Südwestens, also an Rhein, Main, Saar und Nahe sowie vereinzelt an der Unterelbe bei bis zu 39 Grad und damit etwa ein Grad unterhalb des deutschlandweiten Allzeitrekordes aus dem Jahr 2015. Deshalb ist es heute wenig wahrscheinlich, dass ein neuer Allzeitrekord aufgestellt wird.
Allerdings ist durchaus ein anderer Rekord "in Gefahr". Die höchste im Juni gemessene Temperatur liegt aktuell bei 38,5 Grad und wurde bereits am 27. und 28. Juni 1947 an der Station im Bühlertal (Baden-Württemberg) gemessen. Auf den weiteren Plätzen folgen Bad Ems (Rheinland-Pfalz) mit 38,3 Grad (27. Juni 1947), Herten (Nordrhein-Westfalen) mit 38,3 Grad (18. Juni 2002) und Frankfurt am Main/Feldbergstraße mit 38,2 Grad (27. Juni 1947). Somit wird am heutigen Mittwoch doch noch der eine oder andere Temperaturrekord aufgestellt werden.
Wie bereits angesprochen fließt von Nordwesten her bereits im heutigen Tagesverlauf "kühlere" Meeresluft ein, die in den beiden Folgetagen die Temperaturen von Norden her etwas dämpft. Wer also genug von der Hitze hat, findet im Küstenumfeld bei Temperaturen um 20 Grad sicherlich ein kühles Plätzchen. Zum Samstag hin dreht die Strömung jedoch wieder auf südliche Richtungen und es wird erneut heiße Saharaluft zu uns geführt. Vielleicht nimmt die Temperatur dann sogar bei Höchstwerten von bis zu 38 Grad erneut Anlauf auf einzelne Rekordwerte.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.06.2019
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