Nach dem nassen Mai 2019 folgte ein in weiten Teilen Deutschlands regenarmer und warmer Juni, der die Trockenheit der Böden schon wieder arg befeuert hat. In den kommenden Tagen stehen unter Tiefdruckeinfluss nun jedoch Regenfälle ins Haus, aber wieviel Regen fällt dabei?
Übertraf der Mai in diesem Jahr mit rund 80 Litern pro Quadratmeter (l/qm) in Deutschland sein Soll von 71 l/qm der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 um etwa 16 %, so war der Juni mit nur rund 55 l/qm um 36 % zu trocken. Auch der Juli startete vielfach trocken, nicht wenige Stationen meldeten bis zum heutigen Mittwoch sogar noch gar keinen Niederschlag. Die Wasserbilanz (Differenz aus der Niederschlagssumme und der Summe der potenziellen Verdunstung über Gras, mehr Informationen dazu unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/wasserbilanzq/wasserbilanzq.html) war bei meist hohen Temperaturen und daher starker Verdunstung in vielen Teilen Deutschlands stark negativ, was teilweise schon wieder zu großer Trockenheit führte, zumal auch die Trockenheit aus 2018 immer noch nachwirkt. In den nächsten Tagen bringt uns Tiefdruckeinfluss vielerorts Regen, aber welche Mengen kommen dabei aus den Wolken und können diese die Trockenheit lindern oder sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Das Tief, das uns in den nächsten Tagen mit dem nicht nur von Landwirten und Gärtnern dringend benötigtem Nass von oben versorgt, hört auf den schönen Namen "Quinctilius". Aktuell hat es seine Zelte über dem Nordostatlantik, genauer gesagt im Seegebiet südwestlich von Island, aufgeschlagen, um von dort aus bis zum Wochenende in die Nordsee in See zu stechen und anschließend auch noch Norddeutschland zu entern. Erste Ausläufer des Tiefs erreichen bereits am heutigen Mittwochnachmittag oder -abend die westlichen Bundesländer. Es folgen weitere Ausläufer, die feuchte Luftmassen vom Atlantik und der Nordsee ins Land treiben und die Himmelspforten öffnen, um das Nass über Land wieder loszuwerden.
So legen sich ab heute Abend Niederschläge über das Land, die zunächst die Westhälfte erreichen, am Donnerstag dann auch fast alle anderen Regionen des Landes. Etwas ausgenommen ist der Nordosten in einem Bereich von der Ostsee bis zur Lausitz. Dort bewirkt das Skandinavische Gebirge Föhneffekte, die die Luft bereits vor Erreichen Deutschlands soweit abtrocknen, sodass dort kaum oder nur wenig Regen fällt. Ansonsten nehmen die Niederschläge ab Donnerstag immer mehr schauerartigen Charakter an und werden vor allem tagsüber häufig von Blitz und Donner begleitet. Dabei ist örtlich Starkregen zu erwarten, der die Regenmengen lokal deutlich erhöht. Auch der Freitag kann sich mit zahlreichen Schauern und Gewittern schmücken, während am Samstag der Niederschlagsschwerpunkt mehr in die Südosthälfte wandert und es am Sonntag nur im äußersten Südosten noch nass wird.
Stellt sich also die Frage, wieviel Regen zusammengerechnet bis zum Sonntag fällt? Die Berechnungen der Wettermodelle haben dabei recht ansehnliche Regenmengen im Programm. So werden von den drei großen Wettermodellen in vielen Teilen Deutschlands 10 bis 30 l/qm bis Montagnacht erwartet (siehe dazu die Vorhersage der akkumulierten Regenmengen unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/7/10.html). Zum Teil werden auch Regenmengen bis 50 l/qm simuliert, am Alpenrand gibt es mit Staueffekten voraussichtlich noch mehr. Etwas trockener bleibt es wie oben beschrieben im Nordosten, aber auch im Südwesten Richtung Saarland und Oberrhein sind die Niederschlagssignale geringer.
Nun helfen 10 bis 30 l/qm Regen erst einmal, um die Trockenheit etwas zu lindern, sodass Landwirte und Gartenbesitzer bis zum Wochenende die Bewässerung vorübergehend etwas drosseln können. Danach wird entscheidend sein, ob der Tiefdruckeinfluss weiter anhält oder ob sich erneut Hochdruckeinfluss bei steigenden Temperaturen einstellt. Die neuesten Prognosen gehen eher in Richtung Letzterem, sodass die Niederschläge der kommenden Tage dann doch nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen würden. Aber vielleicht findet Tief "Quinctilius" ja doch einen geeigneten Nachfolger, der in seine nassen Fußstapfen tritt und die von der Trockenheit Betroffenen mit weiteren Regenfällen beglückt.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.07.2019
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